
EE-Spezialist Luana begibt eine Unternehmensanleihe. CEO Marcus Florek sprach im Frankfurter Büro mit BondGuide über Markt, USPs und die Emission.
BondGuide: Herr Florek, die Luana positioniert sich als spezialisierter Nischenanbieter, statt das Allround-Vollprogramm im Bereich EE anzubieten – habe ich das korrekt recherchiert?
Florek: Das darf gern so festgehalten werden. Unser Fokus liegt darauf, Immobilienbestände in die energetische Nachhaltigkeit zu führen und Projekte zur Stabilisierung unseres Stromnetzes zu entwickeln. In all unseren Projekten erhalten unsere Kunden eine vollumfängliche Lösung aus einer Hand, von der Idee bis zum laufenden Betrieb, mitsamt aller Lösungen für Herausforderungen, die das Projektmanagement mit sich bringt. Sämtliche Projekte, in den wir involviert sind, haben Eines gemeinsam: Es geht um eine wirtschaftliche Attraktivität, die nicht durch Subventionen gewährleistet wird, sondern die aufgrund des allgemeinen Marktumfeldes Renditen erwirtschaftet.
BondGuide: Ihr USP oder Alleinstellungsmerkmal ist demnach…
Florek: Wir definieren unseren USP mit dem hohen Qualitätsanspruch, mit dem wir kundenspezifische und maßgeschneiderte Lösungen schaffen, während unsere Kunden ihrem Kerngeschäft nachgehen können.
BondGuide: Mit welchen Mitbewerbern steht man da so in Konkurrenz oder trifft im allwöchentlichen Geschäftsbetrieb drauf?
Florek: Wir beobachten oft, dass neben uns die klassischen Errichter von PV- oder Heizungsanlagen angefragt werden, die mit einem ganz unterschiedlichen Serviceangebot aufwarten. Oftmals sind genau die Servicebausteine der ausschlaggebende Aspekt für die zufriedenstellende Lösung, weshalb der Ansatz der Luana durchweg positiv aufgenommen wird.
„Wirtschaftliche Attraktivität, die nicht durch Subventionen gewährleistet wird, sondern aufgrund des allgemeinen Marktumfeldes Renditen erwirtschaftet.“
BondGuide: Schon die ursprüngliche Ampelregierung hatte sich in punkto Klima und Erneuerbarer Energien viel auf die Fahnen geschrieben. Sind Genehmigungsverfahren in Deutschland inzwischen wirklich zügiger geworden oder blieb es bei Lippenbekenntnissen für den Koalitionsvertrag?
Florek: Grundsätzlich war die Erwartungshaltung an die Ampelregierung durchaus hoch. In der Praxis konnte man allerdings kaum Beschleunigungen oder Erleichterungen feststellen: eher ein Korsett, das über Auflagen die wünschenswerten Veränderungen einfordert, ohne dass die Umsetzung oder Finanzierung klar war. Hinzu kam eine Verunsicherung, wie z.B. im Bereich der Wärmepumpen oder der EEG-Vergütungen, da diese ja in einer öffentlichen Diskussion von der Politik selbst in Frage gestellt wurden. Dies hat insgesamt zu einer zögerlichen und vor allem abwartenden Haltung geführt.
BondGuide: Nun haben bzw. bekommen wir eine neue Koalition, genauer ja eine der Vor-Vorgänger. Was erwarten Sie bzw. was wäre Ihr Wunsch an die künftige ‚Große Koalition‘?
Florek: Wichtig ist eine klare Positionierung zu den Themen der Energiewende im Neu- sowie Bestandsbau. Es darf nicht weiter über die politisch gewollte technologische Ausrichtung, die Finanzierung und Förderung diskutiert werden. Es bedarf klarer Entscheidungsrahmen, damit die Umsetzung in der Wirtschaft angegangen wird.
BondGuide: Wie steht es bei der Luana mit dem Schlüsselpersonenrisiko? – erfahrungsgemäß nicht unwichtig bei Mittelständlern, die ja nicht fünf oder sieben Vorstände zählen. Stellen Sie sich vor, Sie verreisen privat oder geschäftlich und kämen leider nicht zurück. Gab es alles schon. Wie ginge es dann weiter?
Florek: Das Schlüsselpersonenrisiko ist in der Tat ein wichtiges Thema, insbesondere für mittelständische Unternehmen wie die Luana, die nicht über eine große Anzahl von Führungskräften verfügen. Um auf Ihre Frage einzugehen: Es ist entscheidend, dass die Luana Strategien entwickelt hat, um dieses Risiko zu minimieren. Dazu gehören Maßnahmen wie die Dokumentation von Prozessen, die Schulung von Mitarbeitern über die Luana Akademie und die Schaffung von Nachfolgeplänen. So kann im Falle eines unerwarteten Ausfalls meiner Person sichergestellt werden, dass die Geschäfte weiterhin reibungslos laufen. Es ist wichtig, solche Szenarien proaktiv zu planen, um die Kontinuität und Stabilität eines Unternehmens zu gewährleisten.
„Individualität ist jetzt unser Anreiz – und das spiegelt sich auch in unseren Projekten wider.“
BondGuide: Mal abgesehen von dem, was alles in Wertpapierprospekt oder Produktinformationsblatt steht: Was betrachten Sie als größtes Einzelrisiko, das Ihre Unternehmung gefährden könnte – was wäre das?
Florek: Aktuell muss man leider auf die geopolitischen Risiken verweisen. Kriege, politische Instabilität, Handelskriege oder Sanktionen können auch die Geschäftstätigkeit in Deutschland gefährden. Dies betrifft auch die Cyberrisiken: Angriffe auf die IT-Infrastruktur, Datenlecks oder andere Cybervorfälle in der Energieversorgung können nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen von Kunden beeinträchtigen.
BondGuide: Eine Unternehmensanleihe mit einem angestrebten Emissionsvolumen von 20 Mio. EUR: Was kann die Luana damit stemmen – sind die Auftragsbücher dergestalt gefüllt, dass Sie auch alles würden umsetzen könnten?
Florek: Im Grunde genommen ist es genau so, wie Sie sagen: Die Bücher sind voll. Die Auftragslage ist umfangreich, und gerade mit den ersten kräftigen Sonnenstrahlen denkt jeder wieder über sein eigenes Photovoltaik-Projekt nach. Aber Spaß beiseite: Die Mittelverwendung der Anleihe ist in drei Bereiche aufgeteilt: 1. Umfinanzierung von Altlasten – dazu gehören unter anderem Nachrangdarlehen und bestehende Anleihen. 2. Kapital für Projekte – die Umsetzung von Projekten zieht sich immer länger hin, denn kein Projekt gleicht dem anderen. Und 3. Wachstumskapital für die Luana. Wir wollen weiter wachsen und investieren gezielt nur in zukunftsweisende Vorhaben.
BondGuide: Was wären die konkreten Weichenstellungen?
Florek: Was wir feststellen mussten: Die Zeitspanne von der ersten Kundenansprache bis zum eigentlichen Baustart wird zunehmend länger. Doch genau da setzen wir an: Individualität ist jetzt unser Anreiz – und das spiegelt sich auch in unseren Projekten wider. Ein echtes Highlight: Wir dürfen uns um das einzigartige Dach der Hamburger Alsterschwimmhalle kümmern. Diese von Bäderland betriebene Anlage ist Hamburgs Vorzeigeobjekt in Sachen erneuerbare Energien und wurde in den letzten drei Jahren kernsaniert. Und ja – es gibt weiße PV. Bei solchen Prestigeprojekten sind starke Partner wie IPP, die bereits am Grünen Bunker in Hamburg mitgewirkt haben, essenziell.
BondGuide: Dann hatte ich noch etwas von Sylt gehört. Sylt gilt als ‚speziell‘.
Florek: Mit dem Flughafen Sylt haben wir die besonderen Herausforderungen dieser Branche kennengelernt. Der Austausch mit den Kunden ist dabei entscheidend, um Unsicherheiten abzubauen. Genau deshalb engagieren wir uns auch in Städten und Kommunen – noch bevor es zur Eigentlichen Ausschreibung kommt. Themen wie urbane Photovoltaik, KWK-Umsetzung und die Wärmequelle der Zukunft stehen hier im Fokus und werden von uns begleitet.
BondGuide: Wie wichtig sind namhafte und starke Partner bei Projekten?
Florek: Als Wärmepartner der InterSPA Gruppe sichern wir uns nach Wonnemar in Wismar weitere 25 Standorte. Mit unserem Partner RENAIO erschließen wir zudem das spannende Thema Wasserkraft – ein Markt mit riesigem Potenzial. Für eine höchstmögliche Transparenz zur Pipeline und Geschäftsvorhaben der Luana laden wir zum Investoren Call am Donnerstag, 3. April um 14 Uhr ein.
BondGuide: Und was davon ist die größte Herausforderung?
Florek: Tatsächlich gibt es noch die richtig großen Herausforderungen: Helgoland.
BondGuide: Wie Sylt wenig Insel und viel Wasser. Ein etwas kärglicheres Sylt also?
Florek: Weit daneben. Hier treffen wir zusätzlich auf Natur- und Denkmalschutz, Meersalzprobleme – und Möwen haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber egal, ob es um thermische Herausforderungen von Kirchenorgeln oder Batteriespeichersysteme zur Netzentlastung geht – wir sind voll im Thema und stehen unseren Kunden mit Rat und Tat zur Seite.
BondGuide: Herr Florek, herzlichen Dank für Ihre Zeit, Ihren Besuch im Frankfurter Büro und natürlich auch Ihnen viel Erfolg bei der Emission.
Interview: Falko Bozicevic
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