
Die Rohstoffmärkte erleben ein unruhiges Jahr 2025. Besonders Edelmetalle stehen im Fokus, Silber holt mit kräftigen Preissteigerungen auf. Von Mathias Beil*
Nach Jahren relativer Unterbewertung deutet vieles darauf hin, dass sich das historische Gleichgewicht zwischen den beiden Edelmetallen wiederherstellt.
Die derzeitige Entwicklung des Silberpreises deutet dabei auf eine langfristige Trendwende hin. Zum ersten Mal seit 14 Jahren schaffte der Silberpreis Ende August die Marke von 40 USD pro Unzel. Nur wenige Wochen später, Anfang Oktober, lag er bereits bei 47,51 USD. Dieser Anstieg wird durch mehrere Faktoren begünstigt: Zum einen endet die Zinssenkungspause der US-Notenbank, was typischerweise Edelmetalle beflügelt. Zum anderen wächst die industrielle Nachfrage nach Silber – insbesondere in der Solar- und Halbleiterindustrie, wo Silber als Schlüsselmetall gilt.
Gold-Silber-Ratio: Silber zieht dynamisch nach
Besonderes Augenmerk verdient das sogenannte Gold-Silber-Ratio, was das Verhältnis der beiden Metalle zueinander beschreibt. Diese Zahl zeigt, wie viele Unzen Silber benötigt werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell liegt dieses Ratio bei etwa 94 – deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 67.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Dieses Ratio hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder stark geschwankt – getrieben durch Krisen, Inflation, geldpolitische Veränderungen und spekulative Bewegungen. Doch immer oszillierte das Verhältnis um seinen historischen Mittelwert. In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit stieg das Ratio häufig an – Gold war als sicherer Hafen gefragter. In Wachstumsphasen oder bei anziehender Industrieproduktion hingegen holte Silber auf, da es neben seiner monetären auch eine industrielle Komponente besitzt. Genau dieses Muster scheint sich derzeit zu wiederholen: Während Gold auf hohem Niveau verharrt, zieht Silber mit dynamischem Momentum nach.
Auch Wechselkurse spielen eine Rolle. Aus Euro-Sicht hat sich der Goldpreis seit Jahresbeginn um 26% verteuert. In US-Dollar gerechnet beträgt der Anstieg sogar 43%. Das zeigt zum einen, wie sehr die Edelmetallpreise vom Dollar abhängen. Es zeigt aber auch die Chancen, sollte sich die US-Währung stabilisieren. Dann könnten Rohstoffpreise im Euroraum noch stärker steigen – ein Szenario, das auch Silber zusätzlichen Rückenwind verleihen dürfte.
Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass Silber vor einer strukturellen Neubewertung steht. Sollte sich das Gold-Silber-Ratio wieder in Richtung seines historischen Durchschnitts bewegen, wäre ein Silberpreis von rund 52 USD pro Unze gerechtfertigt. Ein Silberanteil im Depot ist also durchaus eine überlegenswerte Option.
*) Mathias Beil ist Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank, gegründet 1921. Die Hamburger bieten klassisches Private Banking, betreiben eine Banking-Plattform für digitale Partner und kooperieren mit unabhängigen Finanzdienstleistern.
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