Mittelstandsanleihen: Marken und Bilanzen – ein Kommentar von Ralf Meinerzag, Steubing

Der Steubing German Mittelstandsfund I weist seit seiner Auflegung im Jahr 2013 darauf hin, dass Privatanleger sich nicht durch starke Marken verleiten lassen sollten, in einzelne Bonds aus dem Mittelstandssegment zu investieren. Es fehlt zumeist der analytische Sachverstand, den institutionelle Investoren oder Fonds haben. Beide Institutionen sind auch in der Lage, ihre Anlageentscheidungen täglich neu zu bewerten und dementsprechend verändert zu justieren. Die Strahlkraft eines Brands, einer alteingesessenen Marke, ersetzt keinen Umsatz, keinen Gewinn oder positiven Cashflow. Das hat schon die Pleite von Zamek, dem ehemaligen Hauptsponsors der Düsseldorfer Fortuna und der Düsseldorfer EG gezeigt. Als institutioneller Investor ist es aber auch möglich, in einer Marktsituation der (schmerzvollen) Bereinigung Gewinne zu machen: https://www.bondguide.de/topnews/restrukturierungssituationen-erst-braucht-man-grips-dann-geduld-exklusivinterview-mit-ralf-meinerzag-steubing-german-mittelstands-fonds/

Momentan beobachten wir den Existenzkampf eines anderen deutschen Unternehmens aus einer ebenfalls kriselnden Branche: Die Reederei Rickmers scheint in schwerer See leckgeschlagen zu sein. Kommt dies völlig überraschend? Schon in unserem Standpunkt im August schrieben wir: Der Bond von Rickmers ‚dümpelt‘ nun schon seit Monaten um die 30%. Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass dies nun ein Einstiegskurs wäre. Gleichzeitig haben wir spätestens bei der Bekanntgabe der Commerzbank-Zahlen erkennen müssen, dass die Schifffahrtskrise wohl noch nicht vorbei ist. Commerzbank-CFO Engel verwies bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen darauf, dass er für Schifffahrtskredite wieder höhere Risikorückstellungen habe bilden müssen. Anstatt besser wird die Situation für die Rickmers Gruppe in den letzten Monaten aber zunehmend schlechter.

Rickmers Gruppe: Umsatz und operatives Ergebnis (EBITDA) in 2015 gestiegen, wesentliche Bankenfinanzierung bis in die Jahre 2020/2021 verlängert

Rickmers: muss ggf. abgeschleppt werden

Die Rating-Agentur Creditreform hat das Unternehmensrating für die Rickmers Holding AG, Muttergesellschaft des Schifffahrtskonzerns Rickmers Gruppe, von CCC (negativer Ausblick) auf CC (negativer Ausblick) aktualisiert. Creditreform begründet die neue Bewertung vor allem mit den anhaltend schwierigen Marktbedingungen in der Containerschifffahrt und einer dementsprechend schwächeren operativen Ergebnisentwicklung der Rickmers Gruppe sowie der sich ergebenden Wertberichtigungen. (Pressemitteilung der Rickmers Group vom 15.11.2016).

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