Metalcorp : „Suchen eine gute Lösung für alle Parteien“

Metalcorp

Der Schock der Ac-hoc-Meldung am Montag bei Metalcorp dürfte noch allen Investoren in den Gliedern sitzen. CEO Carlos Leite war bereits am Dienstag zu einem Interview bereit, mit dem die wichtigsten Punkte erhellt werden können.

Herr Leite, Montag kam Metalcorp mit einer ziemlich überraschenden Meldung. Wie besorgniserregend ist es?
Leite: Dies ist natürlich sehr unerfreulich und eine Entwicklung, die wir sehr bedauern. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, hier eine kurzfristige Lösung herbeizuführen. Bisher verhalten sich alle Partner sehr kooperativ. Wir möchten aber gleichzeitig noch einmal darauf hinweisen, dass sich unser Geschäft weiterhin sehr gut entwickelt. Das haben zuletzt auch die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2022 mit einem Umsatzwachstum von 68% auf 511,1 Mio. EUR und einer EBITDA-Steigerung von 53% auf 39,4 Mio. EUR bewiesen.

Was hat es mit den erwähnten Sanktionen gegen Guinea genau auf sich?
Am 5. September 2021 gab es in Guinea einen Militärputsch, der den bisherigen Präsidenten absetzte und durch eine Übergangsregierung ersetzte. Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS hat dies scharf verurteilt und einen klaren Plan zur Beendigung dieser Situation gefordert. Dies ist bisher nicht erfolgt, so dass die ECOWAS am 22. September 2022 im Rahmen der UN-Versammlung in New York verschiedene Sanktionen auch finanzieller Natur gegen Guinea verhängt hat. Diese Maßnahmen gegen Guinea wurden am 27. September 2022 von den USA gutgeheißen.

BondGuide hatte das Länderrisiko einzelner Länder Afrikas stets betont. Welche außer Guinea muss man noch im Blick haben?
Wir sind innerhalb Afrikas außer in Guinea noch in Südafrika und Mozambique engagiert.

Dass Working Capital bei dem Geschäftsmodell gebunden wird, ist ja keine ganz neue Erkenntnis. Hätte man den Liquiditätsengpass nicht früher identifizieren können?

Wir hatten frühzeitig Planungen aufgesetzt und auch Maßnahmen ergriffen, um die Rückzahlung sicherzustellen. Allerdings haben die jüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärkten und die erwähnten sehr kurzfristigen ECOWAS-Sanktionen dazu geführt, dass sehr kurzfristig eine Ersatzfinanzierung benötigt wurde. Diese konnte trotz aller Anstrengungen unsererseits in dem aktuellem Umfeld jedoch nicht fristgerecht gesichert werden. Nichtsdestotrotz ergreifen wir alle Maßnahmen zur Beschaffung ausreichender Liquidität, um die Rückzahlung zeitnah zu ermöglichen.

Zinsen wie auch Rückzahlungssumme werden bei der Zahlstelle normalerweise bis zu zwei Wochen im Voraus hinterlegt, auf jeden Fall einige Tage. Eine Meldung über Nicht-Rückzahlung einen Tag nach dem Stichtag müssten Sie bitte etwas erläutern, damit wir es verstehen.
Hier ist folgende Klarstellung für das gemeinsame Verständnis wichtig: Der Zahlungstermin war am 3. Oktober – für deutsche Anleihegläubiger wohl sogar effektiv der 4. Oktober –, da der 2. Oktober ein Sonntag und der 3. Oktober ein Feiertag war. Da die Luxemburger Banken auch am 3. Oktober normal gearbeitet haben, wäre eine Blitzüberweisung morgens an die Zahlstelle auch noch an diesem Tag möglich gewesen. Wir haben bis zur letzten Minute alles versucht, um die Mittel aus den in der Ad-hoc-Mitteilung genannten Quellen zu erhalten. Es war nicht absehbar, dass die Mittel für die Rückzahlung nicht kurzfristig aufbringbar waren – gerade auch vor dem Hintergrund unserer operativ sehr guten Entwicklung. Eine zu frühe Ad-hoc-Mitteilung hätte uns auch noch die letzten Chancen auf eine Finanzierung geraubt und den Interessen des Unternehmens erheblich geschadet. Zu diesem Zweck gibt es in der Marktmissbrauchsverordnung die Möglichkeit der Selbstbefreiung bzw. des Aufschubs der Ad-hoc-Mitteilung, von der wir in diesem Fall Gebrauch gemacht haben.

Strangguss beim Berliner Aluminiumwerk BAGR

Wie geht es jetzt weiter, sind größere Investoren soweit bekannt, dass eine AGV im ersten Versuch durchkommt?
Wir stehen in Kontakt mit größeren Investoren, um einen strukturierten Prozess zu gewährleisten und das beste Ergebnis für alle Beteiligten zu erzielen. Die Anleihe 2022 ist breit gestreut. Wir werden den Investoren ein gutes Angebot unterbreiten, damit die Verlängerung der Anleihe auch entsprechend kompensiert wird und wir eine für alle Parteien gute Lösung finden und umsetzen können.


Was bedeutet Waiver, also Rechteverzicht? Bei der 2022er Anleihe gibt es einen Negative Pledge, bei der 2026 einen Positive Pledge – nicht jeder weiß, was das konkret bedeutet, oder kennt den Unterschied.
Rechteverzicht, genau – das betrifft nur die 2026er Anleihe. Es bedeutet schlicht den Verzicht auf das Recht zur vorzeitigen Kündigung, die allerdings – wenn überhaupt, das hängt von der Beschlussfassung der AGV der Gläubiger der 2022er Anleihe ab, – frühestens 30 Tage nach der Nichtzahlung möglich wäre. Außerdem sieht das Schuldverschreibungsgesetz die Möglichkeit vor, die Wirkung von Kündigungen, die ein gewisses Quorum erfordern, entfallen zu lassen, wenn die Gläubiger dies binnen drei Monaten mit Mehrheit beschließen.

CEO Carlos Leite

Die anderen Anleihen der MRG sind nach der Meldung ebenfalls abgestürzt, möglicherweise nur Sippenhaft, aber natürlich machen sich Investoren Sorgen. In welchen Fällen ist der Kurseinbruch absurd Ihrer dezidierten Meinung nach?
Sowohl die R-LOGITECH als auch die Agri Resources sind wirtschaftlich und rechtlich unabhängig voneinander und von der Metalcorp Group. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass es wegen der Ad-hoc-Mitteilung der Metalcorp Group auch eine Unsicherheit bei R-LOGITECH und Agri Resources gibt, die den aktuellen Preis beeinflusst. Aber dies ist in keiner Weise gerechtfertigt und spiegelt auch nicht die positiven wirtschaftlichen Ergebnisse wider, die beide Unternehmen – ebenso wie die Metalcorp – kontinuierlich erwirtschaften.

Herr Leite, ganz herzlichen Dank, dass Sie so kurzzeitig Zeit hatten und einiges Licht in den Hintergrund der Meldung bringen konnten!

Interview: Falko Bozicevic

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