Die Divergenz im Konsumentenvertrauen ist historisch beispiellos und scheint tatsächlich mit dem Alter zusammenzuhängen – von Deutsche Bank Research.
Der anhaltende Einbruch der deutschen Investitionen in diesem Jahr war zwar schmerzlich, aber nicht überraschend. Die größere Enttäuschung war die schwache Erholung des privaten Verbrauchs. Zu Beginn des Jahres hatten wir und andere Prognostiker erwartet, dass eine zuversichtlichere Erholung des Verbrauchs zumindest ein gewisses Wachstum erzeugen würde. Schließlich sollte das real verfügbare Einkommen anständig zulegen.
Es stellte sich jedoch heraus, dass die Haushalte zögerten, diese Einkommensgewinne auszugeben. Die beste Erklärung dafür ist, dass es den deutschen Verbrauchern an Vertrauen mangelt, ebenso wie es den Unternehmen an Tatendrang fehlt. Hinter dieser allgemeinen Feststellung verbirgt sich jedoch eine noch nie dagewesene „Uneinigkeit“ zwischen zwei Lagern mit sehr unterschiedlichen Ansichten: den jungen und den alten Menschen.
Am einen Ende der Altersverteilung haben die jungen Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren viel Zuversicht zurückgewonnen, seit ihre Euphorie nach der Wende durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine abrupt beendet wurde. Die Zuversicht der jungen Menschen ist höher als zu jedem anderen Zeitpunkt zwischen der Wiedervereinigung und der Pandemie. Am anderen Ende der Skala haben auch die Deutschen über 65 Jahre wieder an Zuversicht gewonnen.
Der Schock durch den Einmarsch Russlands war jedoch so groß, dass das Vertrauen in dieser Altersgruppe auf dem Niveau der schlimmsten Monate der Pandemie verharrt. Im Einzelnen sind die älteren Deutschen weit weniger zuversichtlich als die jüngeren, sowohl was ihre eigene finanzielle Situation als auch die allgemeinen Wirtschaftsaussichten betrifft. Diese Divergenz ist historisch beispiellos und scheint tatsächlich mit dem Alter zusammenzuhängen. Wenn man die Haushalte nach sozioökonomischen Merkmalen gruppiert, die mit dem Alter korrelieren, wie z. B. Einkommen oder Bildung, ergeben sich weitaus geringere Divergenzen.
Warum macht das Alter einen solchen Unterschied? Die Kluft öffnete sich nach der russischen Invasion und scheint weniger mit den Nachwirkungen der Pandemie zu tun zu haben. Die Inflation ist der offensichtlichste Schuldige. Die Inflationserwartungen liegen heute gar nicht so weit auseinander, aber es ist möglich, dass ältere Deutsche stärker unter dem jüngsten Inflationsschub gelitten haben, da die Auswirkungen auf ihre Notgroschen und Rentenkassen stärker zu spüren sind.
Vielleicht wird die geopolitische Unsicherheit von älteren Deutschen, die sich noch an den Kalten Krieg erinnern, stärker empfunden. Es ist jedoch nicht klar, warum dies ein spezifisch deutsches Phänomen sein sollte. Im Rest der EU gibt es keine altersbedingte Vertrauenslücke. In den USA und in Japan haben die Älteren die jüngsten Schocks etwas zuversichtlicher überstanden als die Jüngeren. Die Ursache für die „Diskrepanz“ zwischen den Generationen liegt daher wahrscheinlich eher in spezifischen Entwicklungen in Deutschland als in den Pandemie-, geopolitischen und Inflationsschocks der letzten Jahre.
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