Karlsberg CEO Weber: „Es professionalisiert einen, als Familienunternehmen an der Börse zu sein“

Das zischt: Brauerei und Börse sind
bei Karlsberg kein Widerspruch.

Interview mit Christian Weber, CEO, Karlsberg Brauerei KG Weber

Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt der Geschäftsführer von Karlsberg, warum es für das Unternehmen von Vorteil ist an der Börse zu sein. In Bezug auf die Unternehmensstruktur, Transparenz und Außenkommunikation habe die Anleiheemission die Brauerei professionalisiert und die Erwartungen an das Unternehmen erhöht. So will Karlsberg auch weiter am Kapitalmarkt sein – und plant schon die Refinanzierung, wenn die aktuelle Anleihe Ende September 2017 ausläuft.

GoingPublic: Herr Weber, was bedeutet es für Sie, ein Familienunternehmen zu sein?
Weber: Familie bringt eine gewisse Verlässlichkeit und Wertvorstellung, wie ein Unternehmen geführt werden soll. Es ist nicht wirklich entscheidend, ob eine Familie Mehrheitseigner einer KG oder AG ist, sondern ob diese Familie sich aktiv entscheidet: „Ich möchte dieses Geschäft durch meine Präsenz mitprägen, mein Geld in diese Firma investieren und sie finanziell stärken.“ So ist das bei Karlsberg: Wir haben eine relativ verzweigte Familie. In der Karlsberg Gruppe sind etwa 30 Gesellschafter, die das Geschäft immer an einen Komplementär delegieren. Karlsberg hat in der Struktur mehrere Unternehmen als 100%ige Tochtergesellschaften sowie eine Mehrheitsbeteiligung an der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG, in der wir versuchen, als Großaktionär unsere Werte und Vorstellungen mit einzubringen.

GoingPublic: Dass Karlsberg mal von jemandem nicht aus der Familie geführt wird, kommt also gar nicht in Frage?
Weber: Wir haben eine sehr gute Führungsstruktur. Alle unsere operativen Gesellschaften werden von externen Managern geführt, die als Geschäftsführer agieren und sich in grundlegenden strategischen Fragen mit der übergeordneten Karlsberg Holding GmbH abstimmen. Da sind mein Vater und ich, die gemeinsam als Familienmitglieder sagen: Das ist unsere strategische Richtung als Familie. Ich habe bei meinen vorherigen Tätigkeiten bei Nestlé und Heineken auch andere Strukturen kennen gelernt, bevorzuge aber klar unsere Kombination: Es gibt externe Manager, aber es werden auch Familie, Familienwerte und -traditionen in den Unternehmen gepflegt.
Darauf ein „kühles Blondes“: Mit den Karlsberg-Jahresergebnissen kommt Bierlaune auf.Quelle: Karlsberg Brauerei GmbH

GoingPublic: Was hat sich geändert seit der Anleiheemission vor zwei Jahren?
Weber: Anleiheemittent ist die Karlsberg Brauerei GmbH, d.h. das inländische Biergeschäft. Neu ist für uns die Transparenz in der Außenkommunikation, insbesondere die Anlässe, Häufigkeit und die Zahlentransparenz in der Kommunikation. In der Familie gibt es viele Gespräche über die positiven und negativen Aspekte der Kapitalmarktfinanzierung. Wir sehen, dass es eine sehr sinnvolle Ergänzung in der Finanzierungsstruktur der Gruppe ist. Und wir werden professioneller in unseren Analysen, unserer Kommunikation und in unserer Darstellung. Das bringt höhere Erwartungen an das Unternehmen und im Unternehmen – und das ist auch durchaus gut!

GoingPublic: Hat Sie jemals jemand nach dem Best-Practice-Leitfaden gefragt, den Karlsberg ziemlich vorbildlich erfüllt?
Weber: Wir haben diese Initiative von der deutschen Börse mit Emissionsbanken und sonstigen Partnern sehr begrüßt. Unsere damaligen Emissionsbegleiter – allen voran die IKB, IR.on und die Anwälte von Heuking – haben uns klar und deutlich gesagt, was geht und was nicht geht. Viele dieser Punkte finden sich jetzt als Standards im Best-Practice-Leitfaden wieder. Gemeinsam mit Youmex haben wir auch frühzeitig überprüft, inwiefern wir die Empfehlungen des Leitfadens erfüllen. Das trifft fast zu 100% zu. Sinnvoll wäre es nach unserer Einschätzung, wenn die im Best-Practice-Leitfaden als Empfehlung formulierten Standards mehr Verbindlichkeit hätten. Damit wäre eine Chance zur Weiterentwicklung des Mittelstandsmarktes gegeben.

GoingPublic: Was ist das wahrscheinlichste Szenario, wenn die Anleihe ausläuft?
Weber: Wir wollen auch künftig unseren Cashflow für Investitionen in Anlagen, Marken und Märkte nutzen, um weiter wachsen zu können. Daher ergibt eine Refinanzierung für uns durchaus Sinn. Die börsennotierte Anleihe ist für uns eine adäquate Finanzierungsalternative, aber wir werden zur Refinanzierung natürlich alle passenden Optionen prüfen. Eine Kapitalmarktfinanzierung ist zwar tendenziell teurer, bringt meiner Meinung nach aber Vorteile durch die transparente Unternehmensperformance, die Kommunikation mit den Investoren und das öffentliche Rating durch Externe.

Quelle: Karlsberg Brauerei

GoingPublic: Mal ehrlich: Kann man beim Thema Bier das Rad überhaupt noch neu erfinden?
Weber: Ich glaube, wir haben schon sehr viele Themen erfunden, die mit Bier machbar sind, wie zum Beispiel 1996 mit Karlsberg MiXery oder aktuell durch die Einführung der ersten Karlsberg MiXery Beer-Cocktails. Bevor es die Nespresso-Maschine gab, sagte man auch, man könne Kaffee nicht neu erfinden. Es ist nicht immer nur das Produkt, es geht ja auch um Vertriebswege, um Produktkonsumarten und um Konsumanlässe. Zu jeder Tageszeit entscheidet man sich für ein bestimmtes Getränk. Die Frage ist: Wie schaffe ich es, nicht nur in einem Moment, dem Abendmoment, das Bier stattfinden zu lassen? Alkoholfreies Bier ist deshalb so erfolgreich, weil es nicht nur alkoholfrei ist, sondern weil es einem ohne weiteres die Möglichkeit gibt, es zu praktisch jeder Tageszeit zu trinken.

GoingPublic: Herr Weber, vielen Dank für das spannende Gespräch.

Das Interview führte Falko Bozicevic.