genug Fremdmittel "abschleppen"?
Foto @ Maritim Vertriebs GmbH
Der Maritim Vertriebs GmbH scheint das Wasser derzeit bis zum Hals zu stehen: Der Einzweckgesellschaft fehlen offenbar die liquiden Mittel, um die eigentlich in vier Wochen zur Tilgung anstehende 20-Mio.-EUR-Altanleihe fristgerecht abzulösen. Eine neue Umtauschanleihe soll den absehbaren Zahlungsausfall nun abwenden. Der Weg der jetzt angestrebten Umfinanzierung erscheint vor dem Hintergrund der letzten Unternehmensmeldungen allerdings mehr als fragwürdig.
Land unter bei der Maritim Vertriebs GmbH? Zur Refinanzierung ihrer eigentlich in vier Wochen am 1. Dezember endfälligen 8,25%-Offshore-Anleihe (2012/14) über zuletzt 20 Mio. EUR plant die Einzweckgesellschaft die Ausgabe einer neuen 18-monatigen 8,25%-Unternehmensanleihe (2014/16) im Volumen von bis zu 25 Mio. EUR. Im Zuge der avisierten Anleihenneuemission bietet Maritim den Inhabern der im Februar 2012 begebenen Altanleihe an, ihre Anteile freiwillig im Verhältnis 1:1 zu 100% des Nennbetrags in den neuen Bond zu tauschen. Die Umtauschfrist startet am 10. November und läuft voraussichtlich bis zum 19. November. Nicht bezogene Stücke der neuen Anleihe sollen im Wege eines öffentlichen Angebots und einer Privatplatzierung anderen Investoren angeboten werden (10.11. bis 21.11.). Bei vollständiger Annahme des Umtauschangebots würde Maritim keinen baren Emissionserlös erzielen. Entscheiden sich dagegen nicht alle Altanleiheinhaber für den Umtausch, sollen diejenigen, dann noch übrigen Altanleiheschulden fristgerecht zurückbezahlt werden – vorausgesetzt, die Maritim-Zweitemission wird anderweitig vollständig platziert. Der entsprechende Wertpapierprospekt ist auf der Internetseite von Maritim zum Download abrufbar.
Ausschlaggebend für die angestrebte Umtauschtransaktion ist laut Maritim der Umstand, dass zwar einige Einschiffsgesellschaften, an denen Maritim über die Mittel der Altanleihe beteiligt ist, den Verkauf ihrer Schiffe an die ALP Maritime Service BV nach wie vor beabsichtigen, die bereits unterzeichneten Kaufverträge aber „aufgrund gesellschaftsrechtlicher Hindernisse bei den Einschiffsgesellschaften noch nicht wirksam“ sind. Ein für die termingerechte Ablösung der Altanleihe notwendiger Rückfluss komme dadurch nicht zeitnah zu Stande: „Die ausgehandelten Zahlungsmodalitäten zwischen Käufern und Einschiffgesellschaften sehen einen Mittelzufluss an die Gesellschafter/Kommanditisten im Jahr 2015 vor“, teilt das Unternehmen hierzu mit und ergänzt: „Die neue Anleihe dient daher der Überbrückung dieses Zeit-Gaps und der Rückzahlung von Zahlungsverpflichtungen gegenüber Inhabern der Maritim Offshore-Anleihe 2012/14 […].“ Derweil betont Maritim, dass die jeweiligen Einschiffsgesellschaften weiterhin bemüht sind, „die bereits geschaffenen Vertragsgrundlagen einer wirksamen Umsetzung zuzuführen.“ Unterdessen hätten die Gesellschafter von sechs Schlepper-Einschiffgesellschaften das vorliegende Verkaufsangebot kürzlich mit großer Mehrheit angenommen. Zuletzt in den News …
Unangenehmes zu berichten, wusste zuletzt auch die Sympatex Holding GmbH: In einer am vorigen Freitag veröffentlichten Pressemitteilung zum Ausbau der eigenen Vertriebsstrukturen erwähnte der Anbieter von Hightech-Funktionsmaterialien in Bekleidung, Schuhen, Accessoires fast beiläufig, dass sich aufgrund eines erhöhten Investitionsaufwands in den vergangen Monaten für das Gesamtjahr 2014 ein Jahresfehlbetrag ergeben wird, der nach zwischenzeitlicher Hochrechnung bereits zu einer Unterschreitung des hälftigen Stammkapitals der Sympatex Holding geführt hat. Der Hauptteil der Meldung bezieht sich jedoch auf antizipierte Vertriebserfolge, die künftig zu einer „weiteren Stärkung des operativen Geschäfts“ führen sollen. Spürbare Ergebniseffekte aus der „Vertriebsoffensive“ erwarte die Unternehmensleitung erstmalig in 2015. Positiv zu werten scheint indes der um 61% über Vorjahr liegende Auftragseingang – von dem nach Abzug für die „Vertriebsoffensive“ anfallenden Kosten hoffentlich noch genug übrig bleibt, um die zweite Hälfte des Stammkapitals nicht auch noch einzubüßen. Die reguläre Zinszahlung für die im Dezember 2013 emittierte 8%-Unternehmensanleihe (2013/18) über 13 Mio. EUR steht erstmals am 3. Dezember an. Zum BondGuide-Beitrag …
Die insolvente S.A.G. Solarstrom AG erzielt einen weiteren Durchbruch: Wie der Hersteller von Photovoltaikanlagen vergangenen Freitag mitteilte, wurde der am 30. August vereinbarte Verkauf des operativen Geschäfts und der zugehörigen Assets an die chinesische Shunfeng Clean Energy Gruppe (SV-PV) rechtskräftig abgeschlossen. In der Folge fließen den Freiburgern aus dem Distressed M&A-Deal ein Verkaufserlös von 65 Mio. EUR zu, der aber noch den „üblichen“ Preisanpassungsklauseln unterliegt. Das operative Geschäft von S.A.G. soll nach dem Abschluss der übertragenden Sanierung mit allen Geschäftsbereichen fortgeführt werden, sämtliche Arbeitsplätze blieben erhalten. Die neue Unternehmensgruppe werde zukünftig unter S.A.G. Solar GmbH & Co. KG firmieren. Der alte Rechtsträger werde im weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens abgewickelt, ergänzte die S.A.G.-Insolvenzverwaltung. Gläubiger der Gesellschaft, insbesondere auch die Inhaber der ausstehenden Unternehmensanleihen über zusammen etwa 42 Mio. EUR, können nach derzeitigem Stand mit einer schon vorab in Aussicht gestellten Insolvenzquote von annähernd 50% rechnen, die je nach tatsächlichem Ausgang der Transaktionen auch deutlich unter oder über diesem Wert liegen kann. Dahingegen werden S.A.G.-Alteigner wohl vollständig leer ausgehen – sie sollen aus der Abwicklung der Gesellschaft keinerlei Rückflüsse erhalten.
Unterdessen soll auch ein Antrag auf Widerruf der Zulassung der S.A.G.-Aktien zum General Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse gestellt werden. Das Delisting werde voraussichtlich sechs Monate nach der Entscheidung der Börse über den Antrag und deren Veröffentlichung wirksam. Zudem soll auch die Aktiennotierung im Münchner Freiverkehrssegment m:access zeitnah beendet werden. Zur letzten BondGuide-News …
Wie zuletzt schon der Palfinger-Konzern nutzte kürzlich auch die Fraport AG die aktuell günstigen Refinanzierungsbedingungen und reichte eine weitere Schuldscheinemission am Kapitalmarkt aus. Das Schuldscheindarlehen im Volumen von 350 Mio. EUR hat eine siebenjährige Laufzeit und wird mit einem jährlichen Kupon von 1,436% verzinst. Ursprünglich lautete der Wert nur auf 200 Mio. EUR, das große Investoreninteresse erlaubte dem Frankfurter Flughafenbetreiber jedoch eine Aufstockung. Dabei soll das Orderbuch bereits eine Woche nach Bekanntgabe aufgrund der mehr als dreifachen Überzeichnung vorzeitig geschlossen worden sein. Der Risikoaufschlag von 0,7% über dem Referenzzinssatz lag indes deutlich unter dem Aufschlag der letzten Emission im Jahr 2012. Arrangiert wurde die Transaktion, mit der sich der MDAX-Konzern langfristige Finanzmittel sichert, von einem Bankenkonsortium, bestehend aus BLB, DZ Bank, Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, der Helaba sowie der HSBC Trinkaus & Burkhardt.
„Wir freuen uns über das starke Interesse und das große Vertrauen der Investoren in unser Unternehmen. Die zusätzlichen verfügbaren Mittel füllen unsere strategische Liquiditätsreserve wieder auf und verschaffen dem Management Handlungsspielräume, unter anderem bei dem Vorhaben, unser internationales Portfolio weiter auszubauen“, kommentiert Fraport-CFO Dr. Matthias Zieschang die erfolgreiche Schuldscheinemission.
Die zuletzt angeschlagene AVW Immobilien AG startet eine Kommunikationsinitiative: So beabsichtigt die aktiennotierte Immobiliengesellschaft künftig ihren Kontakt zu Investoren und Finanzpresse zu verbessern. Vorgesehen sind sowohl die Teilnahme auf verschiedenen Kapitalmarktveranstaltungen als auch die Veröffentlichung einer Unternehmensanalyse. Unterdessen präsentierten die Hamburger ihre Highlights zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 (30.04.): Danach erwirtschaftete der Immobilien-Spezialist im Berichtszeitraum ein Vorsteuerergebnis von rund 2,8 Mio. EUR – eigenen Angaben zufolge eine Ergebnisverbesserung um 13,6 Mio. EUR. Der positive Ergebnistrend soll sich indes auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen: „Nach dem Verlauf in den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 bin ich mir sicher, dass wir unsere Erträge weiter steigern werden“, erklärt AVW-Vorstand Willy Koch. Um weiterhin nachhaltige Erträge zu generieren, soll der Bestand an eigenen Immobilien in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Laut AVW umfasst das eigene Immobilienportfolio aktuell Objekte im Wert von etwa 130 Mio. EUR mit jährlichen Mieteinahmen von 8,2 Mio. EUR. „Mittelfristig streben wir ein Bestandsvolumen von rund 200 bis 250 Mio. EUR an. Durch unser Know-how in der Immobilien-Projektierung werden wir immer wieder Objekte in den Eigenbestand übernehmen“, ergänzt Koch.
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