Interview mit Dr. Andreas Spiegel, Karlie Group: „Lieber schon jetzt und ohne Zeitdruck die Refinanzierung angehen“

BondGuide: Aber das könnte bedeuten, dass sich Privatanleger gar nicht erst vom Sofa erheben und ihr Stimmrecht verfallen lassen…
Spiegel: … das möchten wir natürlich nicht, denn wir wissen nicht, ob alle uns bekannten Anleihegläubiger auch tatsächlich zur Gläubigerversammlung kommen werden. Privatanleger sollten bitte unbedingt von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen oder sich vertreten lassen, was ganz einfach ist. Jede Stimme zählt! 

BondGuide: Wird man Bad Wünnenberg-Haaren auf der Landkarte finden?
Spiegel: Das ist in der Nähe von Paderborn. Unser Standort ist leicht über den Flughafen Paderborn-Lippstadt und durch die Nähe zur A2 zudem leicht mit dem Auto zu erreichen. Ost-Westfalen liegt nicht im Niemandsland, falls Sie das andeuten möchten.

Karlie Chart

BondGuide: Auf gar keinen Fall. Wie kommt es, dass Ihr Großinvestor Perusa 1/3 des Fremdkapitals hält, aber nicht stimmberechtigt ist?
Spiegel: Perusa hat im Jahr 2014 über die Anleihe über EUR 3 Mio. Liquidität ins Unternehmen fließen lassen, um dieses zu stützen. Eigner oder mit dem Eigner verbundene Unternehmen sind laut Schuldverschreibungsgesetz nicht stimmberechtigt, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Perusa hält ja nicht nur 1/3 der Anleihe an Karlie, sondern auch 100% des Eigenkapitals.

BondGuide: Wie konnten Sie denn weitere größere Investoren identifizieren?
Spiegel: Seit meinem Antritt Ende 2014 haben wir uns mit der Anlegerkommunikation bewusst zurückgehalten – wir wollten die Situation zunächst sondieren und Ergebnisse liefern. Daher haben sich einige Investoren ihrerseits bei Karlie gemeldet und so konnten wir den Kontakt aufbauen. Bisher habe ich den Eindruck, dass diese Investoren unseren Vorschlägen, wenn nicht begeistert, so doch wenigstens wohlwollend gegenüberstehen.  Damit besteht immerhin die Aussicht, die Anleihe zu 100% zurückgezahlt zu bekommen, während sie aktuell bei 20-25% steht, womit zweifellos niemand glücklich sein kann.

BondGuide: Haben Sie genügend zeitlichen Spielraum für all die notwendigen Fristen? bei z.B. Singulus wurde es am Ende auch ein wenig knapp.
Spiegel: Dies wenigstens ist kein Problem. Laut Planung ist die Liquidität bis Juni 2018 gesichert. Unser Punkt ist ja gerade der folgende: Wir sehen voraus und gestehen schon jetzt ein, dass wir Mitte 2018 voraussichtlich noch nicht in der Lage sein werden, die Anleihe wie vorgesehen zurückzuführen, und … 

Karlie Group GmbH veröffentlicht Konzernabschluss 2014

BondGuide: … das ist eine sehr einsichtige Antwort…
Spiegel: …und genau deshalb möchten wir lieber jetzt ohne Zeitdruck klar-Schiff machen.

BondGuide: Kann Karlie Anleihegläubigern denn Aussicht auf Besserung in den Geschäftszahlen machen? – das letzte Geschäftsjahr verlief ja doch sehr nüchtern.
Spiegel: Da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Inzwischen greifen die eingeleiteten Maßnahmen und die Chancen stehen gut, die im IDW S6-Gutachten getroffenen Planungsannahmen auch zu erreichen. Wir haben im letzten Jahr eine Verbesserung des operativen Ergebnisses in Höhe von EUR ca. 7 Mio. erreicht und das aktuelle Geschäftsjahr verläuft etwas besser als geplant.

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