Hartnäckige Inflation setzt globale Wirtschaft weiterhin unter Druck

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Creditreform Rating hat in einem aktuellen „Economic Briefs“ die globalen wirtschaftlichen Entwicklungen analysiert und dabei u.a. einen Fokus auf Deutschland und den Euroraum gelegt. Zudem geht die Ratingagentur in ihrem Report auf aktuelle Geschehnisse am Immobilienmarkt ein:

Rezession in 2023, schwache Entwicklung der deutschen Wirtschaft in 2024
Creditreform Rating hat die Prognose für das deutsche BIP-Wachstum in 2023 auf -0,1% gesenkt. Für 2024 wird eine Expansion von etwa 1,0% erwartet, womit die deutsche Wirtschaftsleistung langsamer expandieren würde als die des Euroraums.

Die schwache wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands hat sich auch in der ersten Hälfte des Jahres 2023 fortgeführt. Nachdem es im Winterhalbjahr zu einer technischen Rezession kam und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4% (Q4-22) bzw. um 0,1% (Q1-23) sank, stagnierte die Gesamtproduktion im zweiten Quartal 2023.

Das verlangsamte Wirtschaftswachstum der Bundesrepublik ist dabei u.a. auf die aktuell schwache Phase im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen. Zudem leidet das Baugewerbe nach wie vor unter hohen Kosten, teilweise anhaltenden Kapazitätsengpässen bei Material und Fachkräften sowie signifikant verschlechterten Finanzierungsbedingungen. Aktuelle Stimmungsindikatoren deuten vorerst nicht auf eine beschleunigte Wirtschaftsaktivität hin.

Ausfallraten deutscher Unternehmen steigen weiter
Infolge der jüngsten Krisen und des anhaltenden Kostendrucks ist die Ausfallrate deutscher Unternehmen zuletzt deutlich gestiegen. Nachdem sie zwischen 2010 und 2021 kontinuierlich sank (von 2,23% auf 1,08%), erhöhte sie sich zwischen 2021 und 2022 erstmals wieder (1,17%). Zum Ende des ersten Halbjahres 2023 stieg der Anteil der ausgefallenen Unternehmen um 0,17 Prozentpunkte auf 1,34%.

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Blick auf den Immobilienmarkt: Sinkende Preise und steigende Hypothekenkosten
Angesichts des anhaltenden Kostendrucks und weiterer Erhöhungen der Hypothekenzinsen hat sich die Dynamik der Immobilienpreise deutlich abgeschwächt. Dieser Trend dürfte sich laut Einschätzung von Creditreform Rating auch weiterhin fortsetzen. So sind die Preise für Häuser in Deutschland im ersten Quartal 2023 um 6,8% gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken. Allerdings weisen Indikatoren wie das Verhältnis der Häuserpreise zu den verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte auch weiterhin auf eine Überbewertung der Preise am Markt hin.

Euroraum: Heterogene Entwicklung und anhaltender Kostendruck
Für den Euroraum prognostiziert die Ratingagentur ein reales BIP-Wachstum von 0,9% im Jahr 2023 sowie 1,1% im Jahr 2024. Zudem rechnet man mit einer weiteren Anhebung des Leitzinses seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) im Laufe des Jahres. Eine erste Zinssenkung vor der zweiten Hälfte des Jahres 2024 wird von Creditreform Rating dagegen als unwahrscheinlich eingeschätzt. Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB sollte gemäß den Analysten Ende 2023 bei 4,50% und Ende 2024 bei 4,00% liegen.

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Auch auf dem europäischen Wohnungsmarkt werden weitere Preiskorrekturen erwartet. Dabei sind die Bewertungen von Wohnimmobilien in einer Reihe von Ländern deutlich überhöht und die Erschwinglichkeit von Wohnraum bleibt aufgrund höherer Hypothekenkosten weiterhin unter Druck. Ein besonderes Augenmerk ruht dabei auf Märkten, die einen hohen Anteil von Hypothekenkrediten mit variablen Zinssätzen aufweisen.

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Globale Sicht: Hartnäckige Inflation und China im Fokus
Auch auf globaler Ebene setzt sich der Inflationsdruck weiterhin spürbar fort und verlagert den Höhepunkt der geldpolitischen Straffung zeitlich weiter nach hinten. Creditreform Rating erwartet, dass die Federal Reserve in den USA den Leitzins in diesem Jahr ein weiteres Mal auf 5,50 – 5,75% erhöht. Eine erste Zinssenkung dürfte frühestens im ersten Quartal 2024 erfolgen. Dagegen hat die People’s Bank of China auf die leicht negativen Inflationsraten in der Volksrepublik reagiert und die Leitzinsen gesenkt.

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