Für Griechenland hat die EU die Wahl zwischen Pest und Cholera

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Momentan scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die EU-Schuldenkrise wieder voll aufflackert. Denn der griechische Patient ist entgegen der bisherigen Planungen auch nicht bis zum Jahresende in der Lage, auf eigenen Füßen zu stehen.

Das war ursprünglich angedacht, aber ohne neue Hilfen gehen in Griechenland eher die Lichter aus. Die Regierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras sieht das zwar anders und versucht alles, um die verhasste Troika der Geldgeber endlich loszuwerden. Dazu hat das griechische Parlament für 2015 erstmals seit Jahrzehnten wieder einen ausgeglichenen Haushalt beschlossen.

Allerdings schenkt die EU diesem Zahlenwerk wenig Glauben, und daher haben die EU-Finanzminister beschlossen, das zum Jahresende auslaufende Rettungsprogramm für Griechenland um weitere zwei Monate zu verlängern. Gleichzeitig wurde die Präsidentenwahl um zwei Monate auf den 17. Dezember des Jahres vorgezogen. Samaras kommt damit einer Forderung der Opposition nach, der er sich bisher verweigert hatte. Somit stellt sich die Frage, was damit bewirkt werden soll.

Einerseits wird der Druck auf die EU erhöht. Denn falls Antonis Samaras seinen Landsleuten kein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk präsentieren kann, wird die Gefahr groß sein, dass die Abgeordneten es auf eine Auflösung des Parlaments ankommen lassen. Dann würden Neuwahlen anstehen, die nach jüngsten Umfragen einen Regierungswechsel, hin zur links-radikalen Oppositionspartei Syriza, wahrscheinlicher machen. Dass es sich hierbei nicht um ein Hirngespinst handelt, machte der größte Kurssturz an der Athener Aktienbörse seit dem „Schwarzen Montag“ von 1987 mehr als deutlich. Andererseits kann auf die wohlwollenden Worte des Chefs des Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, verwiesen werden, der dem Land bei der Überwindung der Schuldenkrise erhebliche Fortschritte attestierte. Das sollte allerdings nicht verwundern, denn wenn man schon ca. 250 Mrd. EUR in ein Projekt gesteckt hat, sollte man es auch positiv darstellen.

Somit kann die EU nur noch zwischen Pest und Cholera wählen. Wenn man die Daumenschrauben nicht vorsichtig löst, wird es zum Machtwechsel mit turbulenter Begleitmusik an den Finanzmärkten kommen. Aber auch eine zu starke Anpassung an die griechischen Forderungen gewährleistet keine Planungssicherheit. Daher sollte man sich auch der Frage stellen, ob es wirklich so fatale Folgen hätte, wenn Griechenland selbst aus dem gemeinsamen Euro-Boot aussteigen möchte. Politisch wäre damit sicherlich ein neuer Unruheherd geschaffen, denn auch in Griechenland gibt es kleine Gruppierungen, die sich nach Selbstständigkeit sehnen. Auch die Schwächung der Ostflanke in der EU wäre eine Folge. Aber finanziell würden die bisher zumeist den Banken zugeflossenen Hilfen keinen großen Unterschied machen. Hätte man Griechenland nicht das Geld zur Verfügung gestellt, hätte man es den eigenen Banken zur Rettung geben müssen.

Oft erinnert Griechenland an einen Gebrauchtwagen, den man immer wieder reparieren lässt und sich jedes Mal die Frage stellt, ob sich das noch rentiert. Dennoch kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem man sagt: Jetzt ist Schluss, ich kaufe mir einen neuen Wagen! Das kann man in diesem Fall zwar nicht machen, aber vielleicht kann man die Mitgliedschaft in der Eurogruppe für eine gewisse Dauer ruhen lassen oder Griechenland unter Zwangsverwaltung stellen, um die Steuern von den Reichen endlich eintreiben zu können.

Merck nimmt mit Hybridanleihen 1,5 Mrd. EUR auf
xMERCK_LOGOM_R_4_CKurz vor Jahresschluss hat sich das Biotechnologie-Unternehmen Merck KGaA mittels zweier Hybridanleihen insgesamt 1,5 Mrd. EUR am Kapitalmarkt beschafft. Die erste Tranche (WKN A13R96) über 1 Mrd. EUR ist mit einem jährlichen Kupon von 2,625% ausgestattet und ist seitens des Emittenten zum 12.06.2021 zu pari kündbar. Die zweite Tranche (A13R97) ist zum 12.12.2024 zu pari kündbar und verfügt über einen jährlichen Kupon von 3,375%. Beide Tranchen wurden auch im Hinblick auf eine Platzierung im Privatkundenbereich mit einer Mindeststückelung von nominal 1.000 EUR begeben.

casino-mosaiqueAber auch das französische Unternehmen Casino Guichard Perrachon hat eine Anleihe mit Fälligkeit 07.02.2025 aufgelegt. Der Emissionspreis belief sich auf 100%, was einem Emissionsspread von +135 bps über Mid Swap entsprach. Die 650 Mio. EUR große Anleihe (A1ZTGE) ist mit einem Kupon von 2,33% ausgestattet und zielt aufgrund der Mindeststückelung (100.000 EUR) insbesondere auf institutionelle Investoren ab.

range_142x88Zu guter Letzt hat noch das schwedische Unternehmen Volvo Treasury AB mit zwei Hybridanleihen insgesamt 1,5 Mrd. EUR aufgenommen. Die erste Anleihe (A1ZTKS) im Volumen von 900 Mio. EUR verfügt über einen Kupon von 4,2% und wurde zu 99,781%, was einem Emissionsspread von +379,7 bps über Mid Swap gleichkommt, begeben. Kündbar ist dieser Titel zum 10.06.2020 zu 100%. Die zweite Anleihe (A1ZTKT) im Volumen von 600 Mio. EUR ist mit einem Kupon von 4,85% versehen und ist zum 10.03.2023 zu 100% seitens des Emittenten kündbar. Bei einem Emissionskurs von 99,855 % ergab sich ein Emissionsspread von +410,1 bps über Mid Swap. Bei beiden Tranchen ist als Mindestgröße nominal 100.000 EUR festgelegt worden.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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