Emerging Market Debt: Lösungen für das Asset-Allocation-Dilemma

Schwellenländer (EM) und ihre Kapitalmärkte sind für institutionelle Investoren weiterhin von strategischer Bedeutung. Von Michael A. Cirami, Vice President Co-Director Global Income Group, und Matthew F. Murphy, Jr., Vice President Institutional Portfolio Manager Global Income Group, Eaton Vance

  • Emerging Market Debt (EMD) hat sich als Assetklasse etabliert. Dazu haben nicht nur Verbesserungen in den EM-Fundamentaldaten während der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren beigetragen, sondern auch das robuste Wirtschaftswachstum der Schwellenländer und die Entwicklung zahlreicher EMD-Indizes.
  • Das Interesse an EMD wächst: Anleger verwenden heute mehr Ressourcen auf die Assetklasse und können leichter in Schwellenländer investieren. Anlageentscheidungen sind im Zuge dieser Entwicklung jedoch komplexer geworden.
  • Mit Mischportfolios aus Staatsanleihen in Landeswährung, Unternehmensanleihen sowie benchmarkfremden Länder-Exposures einerseits und Staatsanleihen in Hartwährung andererseits hatten Anleger bisher mäßigen Erfolg.
  • Die meisten Anleger versuchen ihr EMD-Anlageuniversum zu erweitern, indem sie ihr Anlagevermögen per Top-Down-Allokation auf die drei wichtigsten EMD- Indizes verteilen (und dabei gegebenenfalls taktische Gewichtungsanpassungen zulassen). Diese Methode findet Anklang in den Vorständen institutioneller Anleger, ist jedoch nicht ohne Mängel.
  • Eaton Vance empfiehlt Anlegern aktive und benchmarkunabhängige EMD-Strategien, die das verfügbare Anlageuniversum vollständig ausschöpfen. Grundlage jeder EMD-Strategie sollte eine detaillierte und länderspezifische Analyse der Risikofaktoren sein.
  • Für eine strategische Umstellung auf Risikofaktoren müssen Anleger umdenken, Fondsmanager müssen entsprechende Investment-Expertise entwickeln und umfangreiche Analyseressourcen aufbauen.

Nach Kaufkraftparität (KKP) erwirtschaften Schwellenländer heute mehr als 50% der globalen Wirtschaftsleistung, außerdem liegen ihre Wachstumsraten insgesamt noch immer weit über denen der Industrieländer.¹ Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass Schwellen- und Entwicklungsländer in den Jahren 2019 und 2020 mit 4,3 bzw. 4,8% mehr als doppelt so schnell wachsen wie die entwickelten Volkswirtschaften (1,8% bzw. 1,7%).²

Fundamentaldaten und Kreditqualität der EMD-Märkte sind heute insgesamt deutlich besser als in den 1980er und 1990er Jahren. Dazu beigetragen haben eine solidere Haushaltspolitik, effizientere Zentralbanken, bessere finanzielle Rahmenbedingungen, robustes Wirtschaftswachstum, größere Märkte für Schuldverschreibungen in Landeswährung (die Schwellenländer weniger anfällig für Erschütterungen von außen machen) und die Aufgabe von Währungsbindungen.

Ein Blick nach vorn lässt erwarten, dass die nominale Wirtschaftsleistung der Schwellenländer weiter zunehmen, Kapitalkonten nach und nach liberalisiert, lokale Pensionsfonds weiter an Bedeutung gewinnen und neue Sub-Assetklassen entstehen werden (zum Beispiel der chinesische Markt für Kommunalanleihen). Die Ausdehnung und Diversifizierung der EMD-Märkte werden sich also voraussichtlich fortsetzen.

Institutionelle Investoren kennen inzwischen die Argumente, die für EMD-Anlagen sprechen. Nicht zuletzt locken Diversifikation und höhere Renditen. Tatsächlich wird das Interesse institutioneller Investoren an der Assetklasse jedoch häufig durch die schwierige Entscheidung der richtigen Asset Allokation getrübt.

In der Wahrnehmung vieler Anleger zehrt eine meist kleine EMD-Allokation außerdem einen unverhältnismäßig hohen Anteil ihres Risikobudgets auf.

Vor diesem Hintergrund untersuchen wir in dieser Studie daher die Vor- und Nachteile verschiedener EMD-Allokationsstrategien.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Rentenmärkte der Schwellenländer nicht zwingend so volatil sein müssen, wie es ihre Benchmarks vermuten lassen. Die Renditequellen können vielfältiger sein (u.a. Liquidität, Managerkompetenz, administrative bzw. operative Vorteile), Zinsen und Rendite können vergleichsweise höher und die Korrelation mit einem bestehenden Portfolio niedriger ausfallen.

Immer mehr Anleger investieren in EMD-Märkte

In den vergangenen 15 Jahren ist das Interesse an EM-Schuldtiteln bei institutionellen Investoren deutlich gestiegen. Mit der Entwicklung mehrerer EMD-Indizes seit Anfang der 90er Jahre haben auch Indexanbieter zu der wachsenden Bedeutung dieser Märkte beigetragen, wie die nachfolgende, verkürzte Zeitachse zeigt:

1993   J.P. Morgan Emerging Market Bond Index+ (EMBI+) – mit der ersten Erweiterung wurde auch die Brady Bond- Beschränkung aufgehoben.

2005   J.P. Morgan Government Bond Index –

Emerging Markets (GBI-EM) – Staatsanleihen in Landeswährung.

2011   J.P. Morgan Next Generation Markets Index (NEXGEM) – Staatsanleihen in Hartwährung von Emittenten mit niedrigerer Bonität.

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