Digitalisierung: wie sich der Aktienmarkt wandelt

Immer mehr Menschen entdecken den Aktienhandel für sich. Der Grund: Über das Smartphone ist er heute unkompliziert und günstig erreichbar. Wie das Traden auf den Zeitgeist trifft und sich  Digitalisierung als Trend etabliert – von Robert Steininger*

Von klassisch zu smart

Es ist eine bekannte Wechselwirkung: Die Digitalisierung beeinflusst die Wirtschaft und die Wirtschaft die Digitalisierung. Wo technischer Fortschritt für Umbrüche sorgt, werden auch traditionelle Branchen wie die Finanzmärkte unaufhaltsam verändert. Längst ist die Digitalisierung an der Börse angekommen, denn bereits seit Jahren weichen die klassischen Anlagekonzepte den moderneren. Das Wertpapier ist online verfügbar, Transaktionen schneller durchführbar, jeder Handelsschritt automatisierter. Kurzum: Der Aktienmarkt wird smart.

Besonders beliebt: Handeln mithilfe sozialer Netzwerke

Im Bereich der Automatisierung ist vor allem das Social-Trading ein Stichwort. Die alternative Handelsform erfolgt mittels sogenannter Trading-Apps auf dem Smartphone und verspricht eine einstiegsfreundliche Handhabung. Die klassischen Anlagekonzepte werden hierbei mit den sozialen Netzwerken zusammengebracht. Das innovative Konzept ist einfach: Über die Community sind alle Nutzer miteinander verbunden und haben untereinander Einsichten in die jeweiligen Handelsaktivitäten und Anlagestrategien. Erfolge und Misserfolge sind so transparent und die Expertise der ausgewählten Händler leicht einzuordnen.

Genau hier setzt das Social-Trading an: Es erlaubt dem Einzelnen, sich die Strategien der anderen zu Eigen zu machen. Mittels der Autokopie, beispielsweise von der Trading Web-App von NAGA, ist es sogar möglich, die Handelsaktivitäten des anderen zu kopieren. Sobald die Autokopie-Funktion aktiviert ist, werden die Transaktionen des anderen automatisch von einem selbst ausgeführt. – Eine Funktion, die das Traden um ein Vielfaches vereinfacht.

Foto: © knssr – stock.adobe.com

Vom Online-Depot zum digitalen Tresor: die Blockchain-Technik

Waren Börsenaktivitäten einst nur jenen vorbehalten, die sich lange Zeit mit dem Finanzmarkt auseinandersetzten und ein hohes Maß an Fach- und Hintergrundwissen mit sich brachten, erhalten durch automatisierte Funktionen auch Laien und Einsteiger einen erleichterten Zugang. Allerdings: Wird der Handel digital, müssen auch die gehandelten Aktien, Währungen und Wertpapiere digitaler werden.

Im Bereich der Wertpapiere wird deshalb darauf hingearbeitet, das analoge Register zu ersetzen: mittels der sogenannten Blockchain (Datenblock-Kette). Mit ihr sollen papierene Urkunden digitalisiert, in Rechenzentren eingespeist und dadurch mithilfe von speziellen Computerprogrammen unkompliziert und smart handelbar werden. Banken oder Verwahrstellen von Brokern werden hierbei nicht mehr gebraucht, wodurch sich der Wertpapierhandel um ein Vielfaches beschleunigt. Ziel der Blockchain-Technik ist es, ein weltweites Netzwerk aufzuspannen, in dem Privatanleger ohne externe Abwicklungsstelle verifizierte Aktienkäufe tätigen und die Besitzrechte erhalten kann. Der Erwerb von Wertpapieren würde so nur noch wenige Minuten in Anspruch nehmen. Zum Vergleich: Derzeit kann er noch bis zu zwei Tage dauern.

Foto: © NicoElNino – stock.adobe.com

Der Wandel des eigenen Handels

Der Trend geht zur leichteren Erreichbarkeit und Schnelligkeit – aber auch zum Kostenersparnis. Der Handel selbst wird günstiger, da viele Trading-Apps auf hohe Fixkosten für Online-Depots oder der Nutzungsberechtigung verzichten. Stattdessen finanzieren sich die App-Anbieter mittels Rückzahlungen oder Gebühren, die pro Transaktion fällig werden. Eine riskante Tatsache für Anleger, denn mit dem Trend zum flexibleren Handeln geht auch der Trend zum schnelleren Handeln einher – und darunter muss oftmals das Kapitel leiden. In den seltensten Fällen führen schließlich spontane Kaufentscheidungen zur hohen Rendite, sondern vielmehr die durchdachten. Im weltweiten Wandel des Aktienmarktes sollte deshalb stets der Wandel des eigenen Handels hinterfragt und beobachtet werden.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse