Die Kapitalmärkte gehen atemlos ins neue Jahr

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Ohne richtig Atem holen zu können, geht es für die Kapitalmarktbeobachter im neuen Jahr Schlag auf Schlag. Nachdem kurz vor Silvester klar geworden ist, dass Griechenland am 25. Januar eine neue Regierung wird wählen müssen, lancierte die Bundesregierung über den „Spiegel“ die Einschätzung, ein EU-Austritt von Hellas sei verkraftbar.

Hegt Berlin damit die Absicht, Druck auf das in Umfragen führende Linksbündnis Syriza auszuüben, das im Falle eines Wahlsiegs ein Ende der Sparpolitik Athens angekündigt hatte? Oder will die Bundesregierung damit gar der AfD im Inland den Wind aus den Segeln nehmen? Vielleicht kann man beide Fragen mit Ja beantworten.

Offiziell heißt es von der Bundesregierung dazu, sie lote derzeit mit den Euro-Partnern Möglichkeiten aus, wie Athen nach einem Regierungswechsel seinen Reformkurs fortsetzen kann, um das Land im Falle eines Wahlsiegs von Syriza im Euro zu halten. Wenn nun die Griechen Ende des Monats erneut zur Wahl gerufen werden, ist trotz des Vorsprungs des Linksbündnisses in Meinungsumfragen aber zu befürchten, dass es wieder keine klaren Verhältnisse geben wird. Vielmehr dürfte Syriza in eine Koalition gezwungen werden, so dass es am Ende weder zu einem Währungsschnitt noch zu einem Euro-Austritt kommen könnte. Vielmehr ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds weiter versuchen wird, die Löcher im griechischen Haushalt zu stopfen, was im Grunde ja nichts anderes wäre als eine Fortsetzung der Insolvenzverschleppung.

Natürlich wäre ein Euro-Ausstieg Griechenlands, genannt „Grexit“, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Das hatte sich am Montag, nachdem die Planspiele der Bundesregierung kolportiert worden waren, gezeigt. Der DAX brach prompt um 3% ein, der Euro markierte am gestrigen Mittwoch mit 1,183 USD sogar ein neues Neun-Jahres-Tief. Auf Sinkflug gingen auch griechische Staatsanleihen, die allesamt auf neue Zwölf-Monats-Tiefs abgesackt sind. Dies wird beispielhaft an einem Papier (WKN: A1ZGWQ) deutlich, das bis 4/2019 läuft, im Oktober vergangenen Jahres bei 99,133% emittiert wurde und nun auf einem Niveau von rund 75,65% notiert. Der Umstand aber, dass parallel dazu die Kurse von Staatsanleihen anderer Länder wie Italien und Spanien zulegen konnten, deutet darauf hin, dass im Gegensatz zu früher aktuell kein Flächenbrand in Südeuropa zu drohen scheint. Hier werfen offenbar die erwarteten Anleihekäufe der EZB ihre Schatten voraus. Auch die bisherigen Reformbemühungen der betroffenen Länder dürften sich bezahlt machen.

Die Schlagzahl, mit der der Kapitalmarkt gleich von Jahresbeginn an auf Trab gehalten wird, ist auch einer Reihe bereits feststehender Termine geschuldet – so wie der des Eurogipfels im Februar, auf dem es wieder eine Diskussion über eine EU-Vertragsänderung geben wird. Dann folgt schon der März, in dem die EU-Kommission ihr Urteil über die Defizitsünder Frankreich und Italien fällen wird. Und im selben Monat laufen nach einem Jahr die ersten Russlandsanktionen aus, wobei es in der EU Tendenzen gibt, diese nicht zu verlängern. Hierzu hat sich zum Beispiel Frankreichs Staatspräsident François Hollande entsprechend geäußert. Er will ein Ende der Sanktionen. Auch der ehemalige EU-Kommissions-Präsident Romano Prodi mahnt an, dass Italien bei den Exporten nach Russland einen signifikanten Einbruch von 50% erleben werde. Und vor Weihnachten hatte sogar unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel erstmals eine mögliche Lockerung der EU-Sanktionen angedeutet. Sollte sich die EU gegen eine Verlängerung der Maßnahmen entscheiden, dürfte ihr nicht zuletzt der Groll Washingtons gewiss sein.

Im Mai folgt dann die Unterhauswahl in Großbritannien, nach der feststehen wird, ob Premierminister David Cameron weiterregieren und den Briten für 2017 ein Referendum über einen EU-Austritt anbieten kann. Weitere Wahlen in der EU stehen im Oktober (Portugal) und im Dezember (Spanien) an – das eine turbulente Jahr ist also kaum vorbei, schon hat ein neues begonnen, das verspricht, nicht weniger spannend zu werden.

Danone macht den Auftakt
Auch in diesem Jahr lassen es die Finanzchefs ruhig angehen und treten mit ihren Refinanzierungsplänen nur vereinzelt in Erscheinung.


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Den Anfang bei den bekannten Unternehmen machte der französische Lebensmittel- und Getränkehersteller Danone SA, der insgesamt 1,3 Mrd. EUR mittels zweier Anleihen am Kapitalmarkt aufnahm. Die erste Tranche im Volumen von 550 Mio. EUR (FR0012432904) wird variabel verzinst (3-Monats-Euribor + 33 Bp) und ist am 14.01.2020 endfällig. Die zweite 750-Mio.-EUR-Tranche (FR0012432912) ist mit einem Fixkupon von 1,125% ausgestattet und wird am 14.01.2025 zurückgezahlt. Die Mindeststückelung beläuft sich allerdings bei beiden Gattungen auf nominal 100.000 EUR.

Schon in den nächsten Tagen ist davon auszugehen, dass auch andere Unternehmen das aktuell sehr niedrige Zinsniveau zur Liquiditätsbeschaffung nutzen werden.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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