Die Mannheimer Deutsche Rohstoff AG (DRAG) lädt derzeit zum Umtausch bzw. zur Zeichnung ihrer Refinanzierungsanleihe 2023/28. BondGuide sprach anlässlich der Emission mit dem neuen CEO Jan-Philipp Weitz.
BondGuide: Herr Weitz, die jüngsten Halbjahreszahlen waren wie die 2022er Zahlen rekordverdächtig. Höherer Umsatz, aber etwas niedrigeres EBITDA – woran lag das?
Weitz: Das hing im Wesentlichen am Vergleich zum Vorjahreshalbjahr, als wir einige außerbetriebliche Erträge hatten, z.B. Veräußerungen an Beteiligungen. Zudem hatte der starke US-Dollar im Vorjahr die Vergleichsbasis erhöht. Im aktuellen Jahr ist der Ölpreis bisher rund ein Drittel und der Gaspreis sogar ca. 60% niedriger als im ersten Halbjahr 2022.
BondGuide: Sie kalkulieren mit 1,12 USD zum EUR – richtig?
Weitz: Genau. Der starke USD ist grundsätzlich positiv für unsere Prognose. Aktuell stehen wir nun schon länger zwischen 1,08 und 1,09 zum Euro, d.h. auf Euro-Basis steigen unsere Umsätze im Vergleich zu dem prognostizierten Kurs. Ein paar Prozent Luft in der Prognose muss man stets einkalkulieren.
BondGuide: Ein guter Teil der Produktion verkauft die DRAG traditionell ‚vorwärts‘ bzw. hedged sich, sichert sich also feste Verkaufspreise für Erdöl und -gas. Wie viel hedgen Sie und wovon hängt der jeweilige Umfang ab?
Weitz: Wir sind mit unserem Hedging sehr diszipliniert. Unser Ziel ist, rund die Hälfte der laufenden Produktion mit Vorwärtsverkäufen entlang der Terminkurve für Rohöl und Erdgas abzusichern. So haben wir Planungssicherheit und können gut für das Gesamtjahr kalkulieren. Aktuell haben wir unsere Produktion im Durchschnitt zu 75 USD pro Barrel Rohöl abgesichert.
BondGuide: Mit Alster Research haben Sie vor Kurzem noch eine dritte Coverage Ihres Kapitalmarktauftritts hinzugenommen. Gehört Research Coverage zum guten Ton am Kapitalmarktauftritt?
Weitz: Wir haben mittlerweile mit Oddo BHF sogar noch eine vierte Coverage. Und ja: Ich denke, eine Coverage von Aktie oder Anleihe gehört am Kapitalmarkt zu einem fundierten Auftritt dazu. Allen Stakeholdern tut gut, zusätzlich einen externen Blick auf den Emittenten zu haben und zu sehen, wie andere über das Unternehmen denken. Unser Aktien-Research hilft sogar unseren Anleihe-Investoren, die das Unternehmen möglicherweise noch nicht so gut kennen und sich dort einige Referenzpunkte zusätzlich einholen.
BondGuide: Mir fiel auf, dass die DRAG im Jahr 2022 dreimal ihre Jahresprognose verändert hat – dreimal erhöht nämlich. Aber ist Ihr Geschäft dermaßen wenig prognostizierbar?
Weitz: [lacht] Nein, so schlecht prognostizieren wir tatsächlich nicht. Insbesondere 2022 war aber kein gewöhnliches Jahr: Der Ölpreis bewegte sich zwischen 70 und in der Spitze 125 USD. Dann kam noch das zweite Joint Venture mit Occidental Petroleum hinzu. In diesem Jahr sehen Sie schon, dass bisher noch keine Prognoseveränderung erforderlich war – auch wenn absehbar ist, dass wir wohl wie kommuniziert einmal mehr am oberen Ende unserer Schätzungen herauskommen sollten. Wir haben jetzt ein gewisses Plateau erreicht, auf dem wir weiterhin gut und auskömmlich wachsen können. Aufgrund der Breite unserer diversen Bohrungen haben wir inzwischen viel mehr Stabilität in unserem Wachstum und damit in den Prognosen.
BondGuide: Haben ihre Research-Dienstleister hinsichtlich Jahresprognose gleich, besser oder schlechter abgeschnitten als die DRAG selbst?!
Weitz: Die haben natürlich alle ihre eigene Meinung zur Entwicklung der Deutschen Rohstoff und des Ölmarkts. Und das ist auch gut so. Alle Research-Häuser, die die Deutsche Rohstoff covern, empfehlen unsere Aktie zum Kauf mit einem durchschnittlichen Potenzial von 50 bis 60%. Konsens ist – und davon gehen wir selbst ja ebenfalls aus –, dass wir jetzt auf erhöhtem Niveau profitabel und nachhaltig weiterwachsen, aber etwas langsamer als in jüngster Vergangenheit.
BondGuide: Die jetzt kommende Refinanzierungsanleihe 2023/28 hat wieder ein Volumen von 100 Mio. EUR, aber der Kupon ist 225 bp höher, namentlich 7,5% p.a. Wie begeistert ist Ihre Finanzabteilung?
Weitz: Wir setzen auf einen ausgewogenen Finanzierungsmix, in dem auch Anleihemittel einen wichtigen Teil darstellen. Wir bieten im aktuellen Umfeld mit neuen Gegebenheiten wieder einen attraktiven Kupon für Anleger. Gleichzeitig können wir damit Produktionen finanzieren, die für die Deutsche Rohstoff eine signifikant höhere Rendite abwerfen. Hätte er möglicherweise in der Nachkommastelle etwas niedriger sein können? – wahrscheinlich. Aber da geht die Platzierungssicherheit der Emission vor. Wenn das Unternehmen Deutsche Rohstoff noch komplett identisch zur vorherigen Emission 2019 wäre, so würde der aktuelle Kupon womöglich 8,5% p.a. lauten. Wir haben uns jedoch signifikant weiterentwickelt in dieser Zeit: viermal so hoher Umsatz, sechsmal so hohes EBITDA. Mit dem aktuellen Kupon können wir daher sehr gut leben: Wir sind bereit, unsere Aktionäre wie auch Anleihehalter an unseren guten Ergebnissen teilhaben zu lassen, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren.
BondGuide: Hätten Sie nicht ein Bookbuilding zum Finden des neuen Kupons bewerkstelligen können für den Fall, dass die Nachfrage doch sehr gut ist?
Weitz: Ja, das hätten wir tun können, machten das aber auch in der Vergangenheit schon nicht. Wir haben ein klares Produkt und möchten auch mit dem klaren Kupon kommunizieren, dass wir unkompliziert sind.
BondGuide: Kommen eigentlich weiterhin mehr gesicherte Reserven hinzu als durch Produktion abgezogen werden?
Weitz: In der Vergangenheit ist es uns stets gelungen, unsere geförderten Reserven mindestens zu ersetzen. Das möchten wir auch weiterhin, denn nur so gräbt man nicht an der eigenen Substanz. Bisher haben wir einen überaus guten Track Record, vermutete Reserven in wahrscheinliche oder sichere Reserven zu überführen – so soll es auch bleiben. Der erwartete Rückfluss aus unseren gutachterlich festgestellten, sicheren Ölreserven liegt aktuell bei rund 724 Mio. USD. Diese künftigen Zahlungsströme machen unser Geschäft gut planbar und sind ein weiteres Sicherheitsargument für die Zeichner unserer Anleihe.
BondGuide: Sie haben vor einiger Zeit als CEO von Dr. Gutschlag übernommen. Was macht der jetzt – oder schaut er Ihnen gar über die Schulter?!
Weitz: Dr. Gutschlag ist und bleibt auch weiterhin unser größter Aktionär und darüber hinaus ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche Rohstoff. Natürlich ist er auch weiterhin umtriebig wie eh und je, aber dies im Rahmen seiner neuen Rolle bei der DRAG. Der Übergang bei der CEO-Position verlief ohne Probleme, zumal ich selbst ja auch bereits seit rund elf Jahren im Unternehmen bin, zuvor als CFO. Neuer CFO seit Herbst letzten Jahres ist Henning Döring, der seinerseits eine überaus umfangreiche Vita in die Deutsche Rohstoff AG einbringt – ein klassischer CFO mit zehn Jahren Background aus der Wirtschaftsprüfung. Eine echte Verstärkung, über die wir uns sehr gefreut haben.
BondGuide: Herr Weitz, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einblicke in ein für deutsche Verhältnisse nicht ganz alltägliches Business!
Interview: Falko Bozicevic
Fotos: @DRAG Deutsche Rohstoff AG
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