Der Grexit rückt näher

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Das Hick-Hack zwischen der Regierung in Athen und den Europartnern zieht sich hin. Zwar mag es nach dem Treffen des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin „atmosphärische Verbesserungen“ gegeben haben, in der Sache aber ist man sich nicht wirklich näher gekommen.

So lässt zum einen die Reformliste, die Tsipras in Brüssel abgegeben hat, zum wiederholten Mal zu wünschen übrig. Und zum anderen will die Regierung in Athen gleichzeitig immer engere Bande mit Moskau knüpfen. Wenn Tsipras dann noch sagt, man strebe einen „ehrenhaften Kompromiss“ mit den Geldgebern an, kann man daraus verschiedene Schlüsse ziehen.

Der eine könnte sein, man einigt sich auf eine gesichtswahrende Lösung für alle Seiten, die ein sozial ausgewogeneres Reformpaket für Griechenland als bisher vorsieht. Die andere Lösung könnte auch sein, dass man sich doch für den „Grexit“ entscheidet, der die EU zwar teuer zu stehen käme, aber die Währungsunion und damit der Euro könnten sogar gestärkt aus einer solchen Entwicklung hervorgehen.

Ist es nur Taktik, wenn Griechenlands Regierungschef Tsipras nach den bisher erfolglos mit den internationalen Geldgebern geführten Verhandlungen immer eindeutigere Liebesgrüße nach Moskau sendet? Nach einem bisher „frostigen Verhältnis“ strebe er in den bilateralen Beziehungen einen „Frühling“ an, sagte Tsipras gegenüber der russischen Agentur Tass, und kennzeichnete die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekonflikts als „Sackgasse“. Die frühere Athener Regierung hat sich zwar den, wie Tsipras sagt, „sinnlosen“ Maßnahmen angeschlossen, aber Athens Position könne sich ändern, deutete der Regierungschef an. Damit liebäugelt Tsipras erneut mit einem Unterlaufen der Sanktionspolitik und dem Ausscheren eines Nato-Mitglieds aus der Position der EU.

Russland hatte der neuen griechischen Regierung bereits vor Wochen Hilfen zugesagt. Damals hatte es geheißen, Athen könnte am 9. April das Geld ausgehen. Just einen Tag zuvor wird Tsipras nun in Moskau sein. Vorher erwartet auch EU-Ratspräsident Donald Tusk in den Verhandlungen mit Griechenland keine Einigung, denn inzwischen soll das Geld noch bis Mitte April ausreichen. Die Bewertung der verlangten Reformpläne sei „sehr komplex“, sagt Tusk. Klar, Tsipras versucht, beide Eisen im Feuer zu halten. Die Frage ist nur, wie lange man in Brüssel bei der EU-Kommission und in Frankfurt bei der Europäischen Zentralbank (EZB) das Pokerspiel mitmacht.

Denn Griechenland kann die Staatspleite derzeit nur dank der EZB verhindern. Zwar hat die Notenbank vergangene Woche griechischen Geschäftsbanken, die unter den anhaltenden Barabhebungen ihrer Kunden leiden, verboten, weitere Staatspapiere ihres Landes aufzukaufen. Gleichzeitig aber hält die EZB die griechischen Institute am Leben, indem sie den Rahmen für Not-Liquiditätshilfen (ELA) immer wieder aufstockt – zuletzt von 70 auf 71 Mrd. EUR just in der vergangenen Woche. Die EZB hält damit den Schlüssel für den Grexit in der Hand, wie es der ING-DiBa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski formuliert.

Sollte die Notenbank die Reißleine ziehen, wäre Griechenland insolvent. Es ist anzunehmen, dass dies nicht abrupt geschehen würde. Aber aufgrund des anhaltenden Finanzpokers zwischen der EU und Athen sowie der unsicheren geopolitischen Haltung der neuen griechischen Regierung ist der Grexit wahrscheinlicher geworden. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu vermuten, dass ein solcher Austritt Griechenlands aus der europäischen Währungsunion einem goldenen Handschlag gleichen würde, mit dem die EU sein Mitgliedsland an der Ägäis verabschieden könnte. Dass ein solcher Schritt teuer wäre, dürfte klar sein. Es könnte aber auch ein Zeichen für die Stärke der Währungsgemeinschaft sein, was nicht zuletzt dem Euro einen Schub verleihen würde.

Unterschiedlichste Unternehmen füllen ihre Kassen
Trotz der verkürzten Handelswoche haben sich in den wenigen Tagen diverse namhafte Unternehmen am Kapitalmarkt präsent gezeigt. Hierbei standen sowohl Privatanleger als auch institutionelle Kunden im Fokus der Emittenten.

Poster_CeBIT15_p@303x200So sammelte das Softwareunternehmen SAP mittels dreier Emissionen insgesamt 1,75 Mrd. EUR am Kapitalmarkt ein. Hierzu wurden zwei Floater mit unterschiedlichen Laufzeiten (WKN: A14KJD / 2017 und A14KJE / 2020) emittiert. Die dritte Anleihe (A14KJF) ist am 1.4.2025 endfällig und wurde mit einem Kupon von 1% ausgestattet. Gepreist wurde sie bei 99,264%, was einem Emissionsspread von +50 bps über Mid Swap entsprach. Alle drei Bonds wurden mit einer kleinsten handelbaren Stückelung von nominal 1.000 EUR aufgelegt.

teaser-stada-gebaeude-bad-vilbel_260x183Auch das Pharmaunternehmen Stada Arzneimittel hat dieser Zielgruppe etwas geboten. Und zwar eine Anleihe, die am 8.4.2022 zur Rückzahlung fällig wird und über einen jährlichen Kupon von 1,75% verfügt. Die Anleihe (A14KJP) wurde bei 99,407% gepreist und hat ein Volumen von 300 Mio. EUR.

Die Mindeststückelung und das Emissionsvolumen betreffend in einer anderen Liga spielend, zeigten sich Unternehmen wie Schaeffler aktiv. Mit einer Dualanleihe refinanzierte das für die Finanzierung des Maschinenbaukonzerns z000188B8_col8.Schaeffleruständige Tochterunternehmen insgesamt 1 Mrd. EUR. Die erste Tranche (A1ZZMM) ist am 15.5.2020 fällig und bei halbjährlicher Zinszahlung mit einem Kupon von 2,5% ausgestattet. Gepreist wurde die Anleihe bei 99,383%. Die zweite Tranche (A1ZZMN) ist am 15.5.2025 endfällig und verfügt über einen Kupon von 3,25%. Der Emissionspreis wurde mit 98,92% fixiert.

Aber auch der Pharmakonzern Bayer hat zu Wochenbeginn eine Hybridanleihe im Volumen von 1,3 Mrd. EUR begeben. Die Anleihe (A14J61) hat eine Laufzeit von 60 Jahren und ist zum Oktober 2022 seitens des Emittenten zu pari kündbar. Bis zu diesem Zeitpunkt zahlt das Unternehmen den Anlegern einen Kupon von 2,375% und anschließend orientiert sich die Verzinsung am EUSA5 zuzüglich eines bereits vorher definierten Aufschlags.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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