Der EWU droht monetäre Zerrüttung

Die Corona-Krise führt zu massiver Verschlechterung des Euro-Systems und die EZB wird endgültig die ,Bad Bank‘ der Europäischen Währungsunion (EWU) – das FERI Cognitive Finance Institute bewertet neue Euro-Risiken. Von Dr. Heinz-Werner Rapp.

Wenn die EU-Finanzminister heute über staatliche Finanzhilfen in der Corona-Krise beraten, stehen sie vor einer harten Entscheidung: Entweder riskieren sie einen politischen Zerfall der Europäischen Währungsunion (EWU) oder sie steuern direkt in eine monetäre Zerrüttung des Euro-Systems. Zu diesem Schluss kommt das FERI Cognitive Finance Institute.

Die Corona-Krise erzwingt massiv steigende Staatsausgaben. Nur die Europäische Zentralbank kann verhindern, dass daraus ein gefährlicher Absturz der europäischen Staatsfinanzen wird. Bisherige Budgetregeln für die Euro-Zone sind bereits außer Kraft. Die ausufernden Staatschulden würden ab jetzt mit neu gedrucktem Geld ‚monetisiert‘ und landeten direkt in den Bilanzen der Euro-Zentralbanken, so unser Fazit.

EZB als ‚Bad Bank‘ der Euro-Zone

Schon seit der Großen Finanzkrise und der nachfolgenden Euro-Krise hat die EZB innerhalb der EWU eine neue Rolle eingenommen. Unter Überdehnung ihres Mandats hat sie seit 2008 Euro-Anleihen im Umfang von über 2,5 Bio. EUR angekauft, wovon der Großteil auf Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsländer entfällt. Als Folge dieser Quantitative Easing-Programme (QE) hält die EZB inzwischen schon über ein Viertel der gesamten europäischen Staatschulden im eigenen Bestand.

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QE war aber nur ein Vorgeplänkel für das, was im Zuge der Corona-Krise ansteht: Die massive Finanzierung und Übernahme von Staatsausgaben und Staatsschulden durch die EZB. Die EZB bewegt sich damit immer stärker in den Bereich der verbotenen monetären Staatsfinanzierung und wird endgültig zur ‚Bad Bank‘ der EWU, so unsere Einschätzung.

Monetäre Zerrüttung des Euro-Systems droht

Parallel zur Auflegung ‚solidarischer‘ Rettungsschirme und unkonditionierter Kredite für die Krisenländer der EWU wird inzwischen auch der alte Ruf nach Euro-Bonds (‚Corona-Bonds‘) wieder laut. Auch wenn Unterstützung in der Corona-Krise unverzichtbar ist, tragen alle diese Maßnahmen unmittelbar zu einer weiteren Erosion des Euro-Systems bei. Schon bislang wurden in der EWU alle Regeln gebrochen.

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Wenn auch noch die letzten Schranken fallen, treten die Bruchlinien des Euro unmittelbar hervor. Die Risiken des immer fragileren Euro-Systems trägt inzwischen fast vollständig die EZB, die immer mehr neues Geld drucken müsse. Geht das ungebremst weiter, droht letztlich die monetäre Zerrüttung des Euro-Systems, so die Analyse des FERI Cognitive Finance Institute. Dieser Punkt liegt zwar noch in der Zukunft, die Konsequenzen daraus sollten aber nicht unterschätzt werden.

*) Dr. Heinz-Werner Rapp ist Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Grafiken: FERI CFI

Das FERI Cognitive Finance Institute hat bereits 2018 in einer ausführlichen Studie die zunehmenden strukturellen Risiken der EWU und des Euro analysiert. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.feri-institut.de/media-center/studien/