Daumenschrauben für die Euro-Schuldensünder

Panthermedia / Harald Richter

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem drückt aufs Tempo. Er wolle die Wirtschaftsreformen in den Euroländern beschleunigen, verriet er der FAZ. Doch Dijsselbloem will noch mehr. Vor allem dann, wenn Länder, wie kürzlich Frankreich, mehr Zeit zur Korrektur ihres Staatsdefizits bekommen, will der Eurogruppen-Chef die Länder im betreffenden Zeitraum zu bestimmten Reformen verpflichten. So muss es auch sein: Es geht im Grunde um eine verlässliche Umsetzung der Reformen als Preis für den Kauf von mehr Zeit. Wenn EU-Krisenländer Geld bekommen, müssen sie eine Gegenleistung erbringen, um neues Vertrauen zu schaffen und die Grundlage für ihre eigene Sanierung zu legen.

Dazu sollte der Stabilitätspakt verschärft werden. Wenn dann die Staaten die Reformen nicht pünktlich umsetzen, soll ihnen die Zusatzzeit verweigert werden. Ohne Daumenschrauben für die Schuldensünder geht es offenbar nicht, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Diese Anpassung des Stabilitätspakts soll nach Dijsselbloems Vorstellung mit einer erneuten Änderung des EU-Stabilitätspakts erreicht werden. Gibt es eine Entwicklung, die nichts Gutes verheißt: Mit dem Ende des dramatischen Teils der Euro-Schuldenkrise verlangsamt sich das Reformtempo in den Euroländern. Dagegen braucht man eben Daumenschrauben.

Indessen weist die EU-Kommission darauf hin, dass schon jetzt Länder, die mehr Zeit erhielten, zu Reformen verpflichtet seien. Diese müssten „die notwendigen Maßnahmen wie etwa Strukturreformen“ umsetzen. „Wir überwachen das genau“, hat EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn immer wieder versichert. Überwachen, so mag man denken, ist das eine, die Reformen auch durchsetzen das andere.

Immerhin – eine Erweiterung der Milliardenhilfen zur Sanierung maroder spanischer Banken hält Dijsselbloem aller Voraussicht nach nicht für nötig. Schon vor der für Dezember geplanten Überprüfung der finanziellen Ausstattung gibt er Entwarnung. Das Problem eines überdimensionierten spanischen Finanzsystems sei inzwischen gelöst. Nicht gelöst ist dagegen die Rekordarbeitslosigkeit von rund 27% in Spanien. Dem Krisenland stehen noch weitere harte Reformen bevor.

 

Klaus Stopp, Baader

Klaus Stopp, Baader

Primärmarkt springt wieder an
In der vergangenen Woche hat die Emissionstätigkeit wieder deutlich zugenommen. So begab Tennet, ein 1998 gegründeter niederländischer Stromnetzbetreiber mit Sitz in Arnheim, zum Wochenschluss noch eine 7-jährige Anleihe (A1HSTL) mit Fälligkeit November 2020. Der Kupon beträgt 2,125%. Gepreist wurde die Anleihe bei +60 bp über Mid-Swap. Das Volumen der Anleihe beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde bei 99,512% festgestellt.

Am Montag wurde eine 7-jährige Anleihe der Deutschen Bahn AG mit Fälligkeit November 2020 emittiert. Der Kupon liegt bei 1,75 %. Gepreist wurde die Anleihe bei +26 bp über Mid-Swap. Das Volumen der Anleihe (A1HSX0) beträgt 300 Mio. EUR. Der Emissionspreis wurde bei 99,284% fixiert.

Am Dienstag refinanzierte sich Procter & Gamble, ein US-amerikanischer, weltweit vertretener Konsumgüter-Konzern mit Hauptsitz in Cincinnati, mittels einer 8-jährigen Anleihe (A1HSYA) mit Fälligkeit November 2021. Der Kupon ist bei 2% fixiert. Gepreist wurde die Anleihe bei +32 bp über Mid-Swap, was einem Emissionspreis von 99,452% entsprach. Das Volumen der Anleihe umfasst 750 Mio. EUR.

Am gestrigen Mittwoch wurden nochmals mehrere Emittenten am Kapitalmarkt aktiv. So begab Coca Cola, ein US-amerikanischer Getränkehersteller mit Schwerpunkt auf Erfrischungsgetränken, eine 10-jährige Benchmark-Anleihe (A1HSYF) im Volumen von 350 Mio. EUR. Gepreist wurde die Anleihe mit einem Kupon von 2,625% bei 99,636%. Aber auch Iberdrola, ein spanischer Versorger, emittierte eine lange 8-jährige Benchmark-Anleihe im Volumen von 500 Mio. EUR. Gepreist wurde dieser Bond mit einem Kupon i.H.v. 3% zu 99,128%, was einem Spread von +138 bp über Mid-Swap entsprach.