Das starke Comeback der Floater

Floater bzw. Floating Rates Notes sind an das Zinsumfeld angepasste Anleihen – und die haben gerade Rückenwind. Von Vladislav Krivenkov*

In der Regel ähneln Unternehmensanleihen ‚haushaltsüblichen‘ (Immobilien-) Krediten: Für einen bestimmten Zeitraum gilt ein fester Zinssatz, der sich während dieser Laufzeit nicht mehr ändert. Steigen die Markt-Zinsen, so freut sich der Kreditnehmer, da sich für ihn nichts ändert und er weiterhin einen günstigen Zinssatz für das Darlehen zahlen kann. Auf der anderen Seite ärgert sich der Kreditgeber, da dieser aktuell eine höhere Rendite auf sein vergebenes Darlehen erzielen könnte. Ein Dilemma, in dem sich aktuell viele Anleihe-Investoren befinden.

Einige Unternehmen wollen sich aber nicht auf einen festen Zinssatz festlegen und bieten Investoren Anleihen an, deren Verzinsung quartalsweise an das aktuelle Zinsumfeld angepasst wird. Die Ausgabe dieser sogenannten ‚Floating Rate Notes‘ (FRN) oder auch ‚Floaters‘ war in den vergangenen zehn Jahren attraktiv und ein Garant für automatisch sinkende Fremdkapitalkosten. Doch durch die hohe Inflation in der Eurozone und die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hat sich das Zinsumfeld massiv verteuert. Die Folge: Die Kuponanpassungen für Floating Rate Notes fallen aktuell so stark aus wie seit 2009 nicht mehr – Zur großen Freude der Floating Rate Note-Investoren, wie die nachfolgende Grafik anschaulich darstellt.

Geldmarktzinsen auf 10-Jahres-Höchststand – auf dem Sparbuch und dem Kapitalmarkt


Die meist vierteljährlichen Kuponzahlungen hängen vom jeweiligen Stand der Euro InterBank Offered Rate (kurz: EURIBOR) ab. Dieser Zinssatz gilt als ein ‚Leit-‚ bzw. Referenzzinssatz für die Geschäfte zwischen europäischen Banken. Die Konstruktion der Floating Rate Notes ist so ausgelegt, dass Unternehmen neben dem ‚risikolosen‘ Geldmarktzinssatz EURIBOR einen ihrem Rating entsprechenden Bonitätsaufschlag als Vergütung des Zahlungsausfallrisikos bezahlen müssen.

Dies wird besonders gut an der Floating Rate Note der Volkswagen AG mit Fälligkeit in 2024 (WKN: A2RUFK) deutlich, wie die Grafik darstellt. Diese ist so ausgestaltet, dass einem Investor eine quartalsweise Zahlung des jeweiligen 3-Monats-EURIBOR-Zinssatz plus ein Aufschlag von 155 Basispunkten zufließt. Durch die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank liegt der annualisierte Kupon der Volkswagen- Floating Rate Note per letzter Kuponfeststellung im November 2022 bei rund 3,3% (1,791% 3M EURIBOR+1,55% Aufschlag). In der Folge bedeutet dies, dass ein Investor am nächsten Kupon-Termin am 16.02.2022 eine Ausschüttung von rund 0,85% des Nominalwerts bekommen würde (3,3% x (92T/360T) = 0,85% pro Quartal bzw. 3,3% p.a.).

EZB ist weiter auf Zinserhöhungs-Kurs

Auf ihrer letzten Sitzung im Dezember 2022 hat die EZB die Leitzinsen abermals um 50 Basispunkte angehoben und in Anbetracht der hohen Inflation weitere Zinsschritte für 2023 angekündigt. Das ist eine vielversprechende Perspektive für die weiteren Kuponanpassungen bei Floating Rate Notes, welche sich automatisch an das neue Zinsniveau anpassen würden.

Mit der neuen Geldpolitik kommt es zu einer Trendumkehr. Denn bedingt durch das Negativ-Zinsumfeld von 2014 bis 2022 und die bisher vergleichsweise übersichtlichen Bonitätsaufschläge der Floating Rate Note-Emittenten, war die Assetklasse bisher höchstens zum Kapitalerhalt geeignet wie das Beispiel des Lyxor Euro Floating Rate Note ETF (WKN: LYX0Z0) zeigt.

ETFs auf FRNs: Bisher eher Kapitalerhalt als Performance-Bringer

Vladislav Krivenkov

Das Universum an Floating Rate Notes ist leider begrenzt. Sie werden überwiegend von Banken und zum kleinen Teil von Automobil-Herstellern ausgegeben. Investoren haben damit das Problem, nicht ausreichend diversifizieren zu können. Durch den Einsatz von sogenannten Interest Rate Swaps lassen sich bei Anleiheportfolien mit fixen Kupons die vorteilhaften Eigenschaften von Floating Rate Notes nachbilden. Mangelnde Diversifikation kann so überwunden werden. Des Weiteren lässt sich so auch das Problem der meistens sehr kurzen Laufzeiten von Floating Rate Notes umgehen. Zum Einsatz kommt dieser Ansatz beispielsweise beim aktiv gemanagten Anleihefonds nordIX Treasury plus (WKN: A2DKRH / WKN: A2QCX8).

*) Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager bei der nordIX AG

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