Das Jahr 2013 für Mittelstandsanleihen herausfordernd – Standpunkt von Ralf Meinerzag von der Steubing AG

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG

2010 kamen die ersten Mittelstandsanleihen auf den Markt. Ende 2013 können wir auf das bisher spannendste und für Investoren herausforderndste Jahr dieses jungen und noch nicht erwachsenen Marktsegments zurückblicken. Es kam zu den ersten (immer vorhergesagten) Ausfällen; leider nicht nur der Kupons, sondern auch zu Insolvenzen. Teilweise waren diese im Vorfeld durch fehlerhafte Managemententscheidungen absehbar. Gegen Emittenten ermittelt manchmal sogar die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrug.

Wie sollen wir die Entwicklung dieses Marktes nun beurteilen? Einerseits im Jahresrückblick 2013 und auch in der Vorausschau auf das Jahr 2014. „Unser Fonds ist nun ein knappes halbes Jahr am Markt. Von Anfang an haben wir darauf hingewiesen, dass die Anleger nicht Equity-Stories mit Bonds-Stories verwechseln sollen. Unser Fonds führt ein professionelles Research für jeden Titel unseres Anlagespektrums durch. Damit können wir einen Ausfall unserer Anleihen nicht verhindern, aber die Wahrscheinlichkeit deutlich minimieren“, erklärt Ralf Meinerzag, CIO des STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I (SGMFI).

Während 2012 nur drei Emittenten Insolvenz anmelden mussten, hat es in diesem Jahr mittlerweile schon sieben getroffen. Insgesamt wurden 2013 mehr Emissionen platziert als in den Jahren davor. Von den 51 Anleihen liefen 14 nicht über die Mittelstandsbörsen sondern waren Privatplatzierungen oder im Freiverkehr. Dabei waren 21 Mittelstandsanleihen, die mit einem Emissionsvolumen unter 20 Mio. Euro auf den Markt kamen. Das geringe Volumen stellt Investoren häufig vor eine Herausforderung, denn die Handelbarkeit einer solchen Anleihe nimmt ab und die prozentuale Kostenbeteiligung nimmt zu. Das Emissionsvolumen kam im Durchschnitt auf 41 Mio. Euro.

Durch Fonds, wie den SGMF I, können Investoren auf ein kostengünstiges Research zurückgreifen und durch eine breite Streuung der Anleihen ihr Risiko minimieren. Dennoch bleibt zu beachten: Nicht jeder Mittelständler sollte Fremdkapital über den Kapitalmarkt akquirieren. Manchmal ist es besser die Eigenkapitalquote nachhaltig zu stärken, um die Geschäftsidee zu verwirklichen. Hier müssen auch die begleitenden Banken den Mut zeigen, Aufträge für Emissionen zurückzuweisen. Die Quittung hierfür zeigt die Lücke von platziertem und angestrebtem Volumen. 23% der Anleihevolumina wurden nicht platziert. Eine deutliche Ansage der Investoren. Auch Ratingagenturen sollten sich hinterfragen. Warum sind so viele Anleihen mit einem durchaus akzeptablen Rating auf den Markt gekommen, was sich aber teilweise schnell mit kurzen Schritten nach der Zeichnung verschlechtert?

Unbestritten: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Hat der Markt für Mittelstandsanleihen eine Existenzberechtigung? Dies lässt sich nur mit einem deutlichen Ja beantworten. Insgesamt nimmt die Professionalisierung deutlich zu – 3 neu aufgelegte Fonds und ein Zertifikat sprechen eine klare Sprache. Neue Indizes für Mittelstandsanleihen wurden ebenso berechnet. Auch die Qualität der Anleihen wurde nach der Sommerpause besser, so ist z.B. die HELMA Eigenheimbau AG mit einem Kupon unter 6 % auf dem Markt platziert worden. Ein Unternehmen, was von professionellen Investoren als so gut bewertet wird, dass der Kapitalmarkt den Risikozinssatz deutlich moderat bewertet hat. Auch vorher gab es schon Emissionen, die die Investoren erfreut haben und noch immer erfreuen: Die Anleihen des Ackerlandbewirtschafters KTG Agrar oder des Fahrradherstellers MIFA gehören sicherlich dazu. Zusätzlich wird der Mittelstand, als Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sich in seiner Finanzierung neu ausrichten müssen. Durch Basel III werden Banken Kredite mit höheren Eigenkapitalraten unterlegen müssen und sie können nur noch geringere Volumina refinanzieren. Insofern wird sich auch der deutsche Mittelstand zukünftig – zumindest teilweise – über den Kapitalmarkt refinanzieren müssen.

„Mittelstandsanleihen sind keine Junk-Bonds. Dennoch werden wir auch 2014 wahrscheinlich noch weitere Ausfälle sehen. Aber das sind Korrekturen einer Übertreibung eines jungen Marktes. Ich denke, dass die Anleihen, die in diesem Jahr emittiert worden sind, teilweise eine deutlich höhere Qualität hatten, als die aus den Jahren 2010 bis 2012. Es scheinen alle dazu gelernt zu haben, die Banken, die Investoren und auch die Emittenten. Wenn dann zukünftig auch noch höhere Emissionsstandards (Covenants) Einzug in den Markt finden, werden zukünftig die Recovery Rates für Anleihen bei insolventen Unternehmen deutlich höher ausfallen. Es ist ein noch holpriger Weg –auch 2014 -, aber ein Weg, der für Investoren und den deutschen Mittelstand gleichermaßen zum Ziel führt“, fasst Ralf Meinerzag die Aussichten für das Jahr 2014 zusammen.

Standpunkt German Mittelstand
Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag (CIO des STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I) regelmäßig zum Markt für Mittelstandsanleihen und Fragen der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Der STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I investiert in Mittelstandsanleihen aus dem deutschsprachigen Raum und bietet seinen Investoren die Möglichkeit, in das Segment der Mittelstandsanleihen diversifiziert und liquide zu investieren.