
Bei Infrastrukturinvestments sind erneuerbare Energien einer der am schnellsten wachsenden Bereiche. Von Karin Kaiser*
Das liegt auch an den regulatorischen Rahmenbedingungen, die im vergangenen Jahr einen Schub erlebten (z.B. mit dem REPowerEU-Plan in der Europäischen Union und dem Inflation Reduction Act in den USA).
Investitionen in die Energiewende via Infrastrukturinvestments punkten mit vielen Vorteilen. Dies gilt vor allem für die Betriebskosten – denn Sonne und Wind per se kosten nichts. Ebenso sind die Cashflows weitestgehend vorhersehbar und relativ unempfindlich gegenüber dem Konjunkturzyklus. Beides kann sich bei einer Rezession als wertvoll erweisen.
Darüber hinaus ist ein gewisser, vom Umsatzmodell abhängiger Inflationsschutz möglich. Mehr vertraglich fixierte Einnahmen bedeuten ein niedrigeres, aber sichereres Ertragsprofil. Mehr Einnahmen vom börslichen Handel bedeuten ein höheres, aber variableres Ertragsprofil. Viele gängige Subventionsmodelle in Europa waren in der Vergangenheit vertraglich explizit an die Inflation gebunden. Doch auch ohne staatliche Unterstützung können Wind- oder Solarparks langfristige Verträge mit kreditwürdigen Vertragspartnern eingehen und ihren Strom für 10 bis 15 Jahre zu einem garantierten, teils inflationsgebundenen Preis verkaufen.
Außerhalb dieser Modelle wird der Strom auf dem freien Markt verkauft, der von den zukünftigen Strompreisen abhängig ist. Aufgrund der Kopplung der Energiepreise an die Inflation bleibt ein impliziter Zusammenhang bestehen, der sich im vergangenen Jahr besonders deutlich zeigte, als Energiepreise Haupttreiber der Inflation waren.
Überdies werden Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien oft für den über ihre Lebensdauer erwirtschafteten Cashflow gehalten (Buy-and-Hold). Die kurzfristige Volatilität der Bewertungen hat daher, auch in einem steigenden Zinsumfeld, weniger Einfluss auf die langfristigen Renditen der Investor:innen.
Zu guter Letzt sollte man im gesamten Bereich der Energiewende den First-Mover-Vorteil nicht unterschätzen. So ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Investitionen in ‚neue‘ Bereiche des Infrastrukturmarktes wesentlich riskanter sind als Investitionen in bewährte und erprobte Bereiche. Dies kann zwar durchaus zutreffen, jedoch sind im Infrastrukturbereich viele ‚neue‘ Investitionsbereiche eher ungewohnt als riskant. In vielen Fällen handelt es sich um bewährte Technologien, die entweder auf neue Art und Weise oder in einem bisher nicht kommerzialisierten Umfang eingesetzt werden.
Für längerfristig orientierte Investor:innen kann dies ein profitables Missverständnis sein. Neuere Technologien können neue Risiken und vertragliche/regulatorische Strukturen bedeuten. Für viele Investor:innen reicht das aus, um die Finger davon zu lassen. Diejenigen, die über die richtigen technischen Kenntnisse verfügen und in der Lage sind, die mit der Technologie und den vertraglichen/regulatorischen Strukturen verbundenen Risiken sachkundig einzuschätzen, können sich einen Vorsprung verschaffen und damit gleichzeitig zum Klimaschutz beitragen.
Worauf sollten Investor:innen also achten? Bei nachhaltigen Infrastrukturinvestments kommt es noch mehr als bei anderen Bereichen des Segments auf ein umfassendes Detailwissen an. Daher ist bei der Wahl des Infrastrukturmanagers darauf zu achten, dass dieser möglichst auf erneuerbare Energien spezialisiert ist und er sie nicht nur neben anderen Bereichen mitverwaltet. Ebenso ist eine hohe technische Kompetenz förderlich.
Auch sollte man laufende Projekte den Entwicklungsprojekten vorziehen, weil letztere komplexer und mit einem höheren Investitionsrisiko verbunden sind.
Investor:innen sollten darüber hinaus die regulatorischen Rahmenbedingungen im Blick haben, die sich schnell ändern könnten. Letztes Jahr kündigte die EU-Kommission zunächst strengere Regeln für Artikel-9-Fonds an, letztlich fielen die aber doch nicht so streng wie erwartet aus. Ohne Frage wäre es wünschenswert, wenn perspektivisch mehr Transparenz einkehrt, ohne die Regulatorik dabei immer weiter zu verkomplizieren. Bis dahin wird es für Investor:innen aber essenziell sein, bei der Auswahl entsprechender Produkte genau hinzuschauen, inwieweit diese bestimmte Nachhaltigkeitsziele verfolgen.
*) Karin Kaiser ist Leiterin Schroders Greencoat Deutschland
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