Bund-Kurse beim Bungee Jumping

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG
Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten,
Baader Bank AG

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag verkündet hatte, einen Teil ihrer Anleihekäufe von August auf Mai und Juni vorzuziehen, machte der richtungsweisende Euro-Bund-Future einen gewaltigen Sprung nach oben.

Er kletterte um über 100 Ticks auf 154,77% und näherte sich damit wieder der Marke von 155%, die vorerst den oberen Trendkanal bildet. Gleichzeitig führte die Perspektive verstärkter Anleihekäufe zu einem kräftigen Wertverlust beim Euro. Innerhalb kürzester Zeit kehrten also beide marktbeeinflussenden Faktoren – nach zwischenzeitlichen Fehlentwicklungen – wieder in das alte Fahrwasser zurück. Somit hat der Rentenmarkt seit Ende April ein Szenario durchgemacht, das an Bungee Jumping erinnert.

Von über 160 Punkten am 17. April war der Bund-Future auf ein Niveau von bis zu 152% am 13. Mai abgestürzt, bevor es wie am Bungee-Gummi wieder ein Stück weit nach oben ging. Die Stimmen, die aufgrund der Abwärtsbewegung und der damit verbundenen Zinserhöhung von einer Zinswende sprachen, sind inzwischen etwas ruhiger geworden. Eine echte Rückkehr zu alten Zinsniveaus ist auch auf lange Sicht nicht zu erwarten. Dennoch können derartige Ausschläge wie in der ersten Mai-Hälfte immer wieder auftreten. Eine Korrektur bis 140% ist grundsätzlich denkbar. Gegenüber einer Rendite für zehnjährige Bunds von 0,05%, wie sie Mitte April erreicht worden war, wäre dies natürlich eine gigantische Verwerfung und würde rund 2% Rendite bedeuten. Ein solches Horrorszenario würde allerdings anderer äußerer Einflüsse bedürfen, die zu einer dramatischen Umkehr der Kapitalströme führen könnten.

Noch ist es aber nicht soweit. Daher sollte man vorsichtig sein und nicht von einer Zinswende reden. Vielmehr wurde die Stabilität im Euroraum erschüttert und die europäischen Notenbanker wurden von der Heftigkeit der Marktreaktion überrascht. Das war ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann! Sicherlich braucht man sich auch in naher Zukunft keine Sorgen bezüglich der Rückzahlung deutscher Bundesanleihen machen, aber durch die Kursschwankungen, denen sie nun unterliegen, haben die „Bunds“ ihren Status als kalkulierbare Anlage vorerst verloren.

Trockenperiode am Primärmarkt
Trotz des regnerischen Wetters und den damit für den Süden Bayerns prognostizierten Überschwemmungen trocknet der Primärmarkt für Unternehmensanleihen weiter aus. Doch auch in solchen Zeiten werden vereinzelt Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv.

1316288899096So refinanzierte die US-amerikanische Fastfood-Kette McDonald’s, von S&P mit BBB+ bewertet, zusätzlich zu einem Floater (WKN A1Z14A) im Volumen von 600 Mio. EUR mittels einer Dualtranche nochmals 1,4 Mrd. EUR. Die erste Tranche (A1Z14B) im Volumen von 800 Mio. EUR bietet dem Investor als siebenjährige Anleihe mit Fälligkeit am 26.05.2022 eine jährliche Verzinsung von 1,125%. Der Bond wurde mit +55 bps über Mid Swap gepreist, was einem Reoffer von 99,526% entsprach. Die zweite Anleihe (A1Z14C) wurde mit einer Laufzeit von 12 Jahren (26.05.2027) begeben. Sie hat ein Volumen von 600 Mio. EUR und weist eine nominale Verzinsung von 1,875% auf. Der Bond wurde bei 99,925% gepreist, was einem Emissionsspread von +80 bps über Mid Swap gleich kam.

Animiert durch die Platzierung der Bonds von McDonald’s wagte sich ein weiteres US-Unternehmen aus der Deckung und trat am Primärmarkt in Erscheinung. So brachte das im Maschinenbau-Sektor tätige Unternehmen Illinois Tool Works Inc., von S&P mit A+ bewertet, ebenfalls zwei Bonds am Kapitalmarkt unter.

mosaic-2Die achtjährige Anleihe (A1Z16E) mit Fälligkeit am 22.05.2023 umfasst ein Emissionsvolumen in Höhe von 500 Mio. EUR. Dabei wird dem Investor ein jährlicher Kupon in Höhe von 1,25% gezahlt. Der Bond wurde bei +62 bps über Mid Swap emittiert und die Zuteilung erfolgte bei 99,239%.

Der zweite Bond (A1Z16D) mit einer Laufzeit von 15 Jahren (22.05.2030) ist 500 Mio. EUR schwer. Der Emittent zahlt dafür einen jährlichen Kupon von 2,125%. Die Anleihe wurde bei +100 bps über Mid Swap gepreist. Der Ausgabepreis lag somit bei 99,303%.

Allerdings wurden die fünf beschriebenen Neuemissionen mit einer Mindeststückelung von jeweils 100.000 EUR nominal aufgelegt, was sie eher für institutionelle Investoren interessant erscheinen lässt.


Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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