Beginnt in vier Monaten der Streit mit Athen wieder von vorne?

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Es kam, wie es kommen musste. Athen hat sich dem Druck der Europartner gebeugt und im Gegenzug etwas mehr Bewegungsfreiheit erhalten. Die Frage ist aber nicht „Wer hat gewonnen?“ oder „Wer hat verloren?“, sondern „Wird uns dieses Thema in vier Monaten auf ein Neues beschäftigen?“

Auch wenn man in der Diskussion um Griechenland oftmals im Dunkeln tappte, so kann man diese letzte Frage ganz gewiss mit „Ja“ beantworten.

Insgesamt hat die Reputation der Griechen in diesem Machtspiel sehr stark gelitten. Denn unter Zuverlässigkeit und Vertragstreue verstehen die meisten Bürger/-innen der Eurozone etwas anderes, als das, was Athen bisher an den Tag gelegt hat. Ob die eingereichte Liste der Reformpläne auch in vier Monaten noch einer Überprüfung standhalten wird, bleibt abzuwarten. Die Liste gründet sich auf viele Themen, die von zahlreichen Beobachtern schon seit Jahren gefordert werden. Der Wille der neuen Regierung, eine funktionierende Steuererhebung zu implementieren, ist zu begrüßen und mehr als überfällig. Die Bekämpfung von Korruption und Steuerhinterziehung hätte schon seit Jahren dazu beitragen können, Vertrauen in die gemeinsame Sache aufzubauen. Da dies aber seit Ausbruch der Krise versäumt wurde, ist es nicht verwunderlich, dass sich viele EU-Steuerzahler offen gegen eine weitere finanzielle Unterstützung Athens aussprechen. Gemäß dem Motto: „Das hat schon seit fünf Jahren nicht geholfen“ oder „Irgendwann muss man aufhören, schlechtem Geld noch gutes nachzuwerfen“.

Auch wird das nun fließende Geld nicht die Beschwerden heilen, sondern nur die Symptome mildern können. Die Problematik für Notenbanker und Politiker wird aber sein, die erfolgreichen Reformen in anderen Eurostaaten notwendigerweise zu würdigen und somit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In diesem Zusammenhang sei die Frage erlaubt, was die Staatengemeinschaft von einem Kindergarten unterscheidet. Nichts, außer der Altersstruktur! Denn auch hier gilt es, nicht nur denjenigen zu loben, der am lautesten schreit und somit die größte Aufmerksamkeit erhaschen will, sondern auch denjenigen, der seinen Teil zum Funktionieren der Gruppe beiträgt und verlässlich ist. Die Gruppe muss als Team verstanden werden. Oftmals wird Team mit den Worten: „Toll ein anderer macht’s“ übersetzt. Denn Bescheidenheit, Verlässlichkeit und Demut sind Tugenden, die immer mehr verloren gehen.

Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden vier Monate nicht von dem spanischen Pendant der Syriza genutzt werden, um die Unzufriedenheit in der Eurogemeinschaft zu schüren, sondern dass genau das Gegenteil geschieht und nachhaltige Wege aus den Finanzkrisen entwickelt werden.

Dual-Tranchen wieder in Mode
Die Gunst der Stunde zu nutzen und möglichst viel Geld zu günstigen Konditionen aufzunehmen, scheint derzeit das Motto vieler Finanzchefs zu sein. So wurden jeweils zwei Euro-Anleihen u.a. von dem amerikanischen Telekommunikationskonzern AT&T, dem dänischen Telekommunikationsdienst TDC, dem französischen Ölunternehmen Total und dem luxemburgischen Maschinenhersteller TYCO aufgelegt. Aber auch Single-Anleihen wie von der amerikanischen Internet-Reise-Gesellschaft PRICELINE GROUP und dem englischen Stromerzeuger SSE wurden am Markt viel beachtet. Alle diese Anleihen wurden allerdings mit einer Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR begeben.

Training.SSEjpegInsbesondere die zuletzt genannte Anleihe der SSE (WKN A1ZXQQ) erfreute sich einer riesigen Nachfrage. Die 600 Mio. EUR schwere Anleihe war 10-fach(!) überzeichnet. Die aktuell mit einem Kupon von 2,375% ausgestattete Hybrid-Anleihe wurde ohne feste Endlaufzeit begeben und zum 1.04.2021 wird der Kupon neu adjustiert. Der Emissionspreis von 99,998% entsprach einem Emissionsspread von +198,9 bps über Mid Swap.

Weniger kompliziert waren die Ausstattungen der Anleihen von TYCO. Die erste Tranche bis zum 1.03.2023 (A1ZXL2) hat einen jährlichen Kupon von 1,1%, was zusammen mit einem Emissionspreis von 99,68% einem Spread von +58 bps über Mid Swap gleich kommt. Das Emissionsvolumen von 550 Mio. EUR wurde bei der länger laufenden zweiten Tranche (A1ZXLQ) nur geringfügig auf 500 Mio. EUR verringert. Die jährliche Kuponzahlung i.H.v. 1,375% wurde bis zur Fälligkeit am 25.02.2025 fixiert. Bei einem Emissionspreis von 99,833% bedeutete dies einen Emissionsspread von +68 bps über Mid Swap.

exploration-production-banniere-carrefour-v2_0Dass die französische Ölgesellschaft Total trotz des niedrigen Ölpreises an den Kapitalmärkten mittels zweier Anleihen insgesamt 5 Mrd. EUR aufnehmen kann, ist sicherlich mehr als eine Randnotiz wert. Beide Tranchen wurden als Hybrid-Anleihen aufgelegt. Die erste Anleihe (A1ZXH6) ist zum 26.02.2021 zu pari kündbar und verfügt über einen Kupon von 2,25%, was bei einem Emissionspreis von 100% einem Spread von +186,1 bps über Mid Swap entsprach. Die zweite Anleihe (A1ZXH7), die zum 26.02.2025 zu pari kündbar ist, ist mit einem Kupon von 2,625% ausgestattet. Der Emissionskurs dieser ebenfalls 2,5 Mrd. EUR schweren Anleihe wurde wiederum mit 100% fixiert, was einem Emissionsspread von +189,8 bps über Mid Swap gleich kommt.

Die beiden Anleihen von AT&T haben jeweils ein Volumen von 1,25 Mrd. EUR und sind als 1,3%er am 5.09.2023 (A1ZXJW) bzw. als 2,45%er am 15.03.2035 (A1ZXJX) endfällig. Bei Begebung entsprach dies Emissionsspreads von +75 bps bzw. 135 bps über Mid Swap.

eupaujbvj6qjghuztv5qxgDas dänische Unternehmen TDC hingegen musste für seine 800 Mio. EUR schwere Anleihe einen Kupon i.H.v. 1,75% ausloben. Die Anleihe (A1ZXJ9) ist am 27.02.2027 endfällig und mit einem Emissionspreis von 99,039% bedeutete dies einen Spread von +100 bps über Mid Swap. Für eine nachrangige Hybridanleihe (A1ZXJL) im Volumen von 750 Mio. EUR wurde bis zum Kündigungstermin am 26.02.2021 (zu pari) sogar ein Kupon von 3,5% festgeschrieben. Der Emissionspreis von 100% macht das erhöhte Risiko überdeutlich, das hierbei von den Investoren zu tragen ist.


Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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