„Auch wir fühlen uns geschädigt“ – Interview mit Dr. Michael Munsch, Creditreform-Rating

Dr. Munsch

BondGuide: Hatten wir schon häufiger drüber gesprochen: Anleihe- versus Emittentenrating. Nur: Hätte das in irgendeinem der (Aus-)Fälle einen Unterschied im Endergebnis gemacht? – persönlich erinnere ich keinen Fall, wo nur die Emission ausfiel, aber der Emittent nicht doch Insolvenz anmelden musste.
Munsch: Es macht im Endergebnis aus, dass ein Rating einer nachrangigen, unbesicherten Verbindlichkeit sicherlich deutlich niedriger ausgefallen wäre als das jeweilige Unternehmensrating. Die Emissionen wurden aber durch uns nicht beurteilt, da wir dafür nicht beauftragt wurden.

BondGuide: Creditreform-Rating habe im Verlaufe der Jahre seit Bestehen der KMU-Märkte auch dazugelernt, erläuterten Sie in einem unserer vergangenen Gespräche. Wie lautet Ihr Fazit wiederum ein Jahr später aktuell?
Munsch: Unabhängig von uns haben die KMU-Märkte sich leider nicht geändert. Daher ist auch von weiteren Problemfällen auszugehen.

BondGuide: Lassen sich mittelständische Marktführer überhaupt sinnvoll in eine Peergroup einordnen? – immerhin ist fast jeder in seiner Nische unterwegs, so dass Vergleichsunternehmen nicht wie Sand am Meer zu finden sein dürften.
Munsch: Das ist richtig, jedes der Unternehmen hat seine Besonderheiten.

Hand mit Geldbndel

Fotolia_13749367

BondGuide: Wieviel Interpretationsspielraum besitzt der Rating-Geber eigentlich genau? Denn er muss sich doch an ein relativ strikt vorgegebenes Korsett halten, kann also nicht noch Bauchgefühl, persönliche Erfahrungen etc. mit einfließen lassen, wie es z.B. von Analysten im Buy- oder Sell Side Research getan wird, auch den Medien natürlich.
Munsch: Wir haben ein „vorgegebenes Korsett“ in Form von Methodik und eingesetzten Tools. Risikorelevante Punkte werden zusätzlich intensiv im Analystenteam aber auch im Ratingkomitee diskutiert. Das Ratingkomitee überprüft die Arbeit des Analystenteams und ist letztlich die entscheidende Instanz.

BondGuide: Herr Dr. Munsch, dann schauen wir, was die Zukunft bereit hält.

Interview: Falko Bozicevic