Anleihen heute im Fokus: Rickmers, MS Deutschland, Grand City Properties, Solar8

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Die See wird allmählich rauer für die Rickmers Holding. Nach der Anleiheaufstockung passte Creditreform das Corporate Rating des Schifffahrtskonzerns jüngst kurzerhand auf Vorinsolvenzniveau an. Hintergrund ist u.a. die noch immer nicht geklärte Refinanzierung von ab dem kommenden Jahr fälligen Bankdarlehen. Auch für MS Deutschland scheint die „Weiterfahrt“ noch keineswegs gesichert. Mit Hochdruck werde gegenwärtig an einer Investorenlösung gefeilt. Die Zeit drängt: Mitte Dezember will das Trauschiff auf große Weltreise gehen, vielleicht dann schon unter neuer Beflaggung?

Nach der jüngsten Aufstockung der umlaufenden 8,875%-Schuldverschreibung der Rickmers Holding GmbH & Cie. KG um weitere 25 Mio. EUR auf jetzt final 275 Mio. EUR stufte Creditreform das Rickmers-Unternehmensrating um zwei Stufen von zuvor B auf nur noch CCC herab – kaum ausreichende Bonität, hohes bis sehr hohes Insolvenzrisiko. Mit dem Downgrade reagierten die Ratingexperten aus Neuss auf erhöhte Finanzierungsrisiken innerhalb des Schifffahrtskonzerns. „Wichtige Finanzierungen der finanzierenden Kreditinstitute wurden bisher nicht prolongiert. Unter den gegebenen Umständen erwarten wir bei Ausbleiben einer adäquaten Einigung eine nicht ausreichende Liquidität für das kommende Geschäftsjahr“, hieß es dazu im Ratingbericht.

MS-Operations_Rickmers_stockt_Anleihe_um_50_Mio_EUR_auf_225_Mio_EUR_aufRickmers erklärte daraufhin, dass man sich in Verhandlungen mit den entsprechenden Banken befinde und die Anleiheaufstockung, die mit expliziter Zustimmung des finanzierenden Bankenkreises durchgeführt wurde, ein weiterer Baustein des angestoßenen Refinanzierungsprozesses sei. Die Hamburger beabsichtigen, die zusätzlichen Anleihegelder zusammen mit liquiden Mitteln (H1/2014: ~188 Mio. EUR) für vorzeitige Darlehenstilgungen an die Banken abzuführen. Die ab Juni 2015 bis Dezember 2016 regulär zu Ablösung anstehenden Kredite belaufen sich Firmenangaben zufolge auf rund 1,28 Mrd. EUR. Ein konkretes Refinanzierungskonzept soll noch vor Publikation des Konzernabschlusses 2014 spätestens Ende April 2015 und vor weiteren Rekapitalisierungsschritten veröffentlicht und abgeschlossen werden. Der im Frankfurter Prime Standard für Anleihen gehandelte Rickmers-Bond (2013/18) hat sich zwischenzeitlich bei 90% eingependelt.

MS Deutschland tuckert ins neue Geschäftsjahr. Quelle: MS DeutschlandZielhafen in Aussicht? Gut drei Wochen nach dem Insolvenzantrag über das Vermögen der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH und der Reederei Peter Deilmann GmbH bestehe Unternehmensangaben zufolge aktuell großes Interesse von Investoren am Kauf des Traumschiffs und der Reederei. „Uns liegen knapp 15 ernstzunehmende Anfragen vor. Wir werden nun mit allen Interessenten Verhandlungen aufnehmen“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber und ergänzt: „Neben der Erzielung eines hohen Kaufpreises ist uns insbesondere daran gelegen, möglichst viele Arbeitsplätze auf dem Schiff und bei der Reederei zu erhalten.“ Erstes dürfte aus der Insolvenzsituation heraus allerdings nicht ohne deutliche Zugeständnisse und damit zum Nachteil für die Inhaber der umlaufenden 6,875%-Traumschiffanleihe (2012/17) über 50 Mio. EUR ablaufen. Zu den Interessenten gehöre dem Vernehmen nach auch die Münchner Callista Private Equity GmbH & Co. KG. Der PE-Investor hält derzeit über eine Holding die Mehrheitsanteile an der MS Deutschland und der Reederei. Weitere Einzelheiten zu einer möglichen Investorenlösung wurden mit dem Verweis, den angestrebten Verkaufsprozess nicht zu gefährden, bislang noch nicht öffentlich kommuniziert.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen für die ab Mitte Dezember geplante Weltreise der DEUTSCHLAND planmäßig weiter. Am 18. Dezember 2014 soll in Lissabon die Weltreise beginnen, die Rückkehr ist für den 1. Mai 2015 in Venedig geplant. Zuvor muss das Kreuzfahrtschiff aber noch zu Werftarbeiten ins spanische Cádiz einlaufen. Die Finanzierung des notwendigen Werftaufenthalts stand bis zuletzt auf wackeligen Beinen. Das Unternehmen teilte hierzu mit, dass die Verhandlungen mit potenziellen Investoren zur Finanzierung des notwendigen Werftaufenthalts derzeit „so positiv“ verlaufen würden, dass die Planung weiterhin Bestand hat und als nicht unrealistisch erscheint. Zwei ursprünglich direkt nach der Werftzeit geplante Kurz-Reisen in der ersten Dezemberhälfte wurden hingegen abgesagt. Ausschlaggebend dafür war die eingetretene Verzögerung im Vorfeld der Werftarbeiten. Diese hatte sich durch die fehlende Freigabe finanzieller Mittel ergeben. Gäste würden nun die für die Kreuzfahrten bereits geleisteten Zahlungen in voller Höhe erstattet bekommen. In den nächsten Tagen sollen die Gespräche mit den potenziellen Investoren fortgeführt werden. Erklärtes Ziel ist weiterhin, die Weltreise zu realisieren. Eine endgültige Entscheidung werde kommende Woche erwartet.

Grand City Properties S.A. (GCP) kündigt ihre im Frankfurter Prime Standard umlaufende 6,25%-Unternehmensanleihe (2013/20) über ursprünglich 350 Mio. EUR vorzeitig. Damit macht die Wohnimmobiliengesellschaft von ihrem Recht Gebrauch, das Wertpapier vorzeitig fällig zu stellen und abzulösen, sofern nur noch 20% oder weniger des Bonds ausstehen. Nach dem freiwilligen Altanleiherückkaufangebot (BondGuide berichtete), bei dem die Bondholder GCP Anteile im Nominalwert von knapp 332 Mio. EUR angedient hatten, sind nur noch Teilschuldverschreibungen der Altanleihe über nominal rund 18,2 Mio. EUR (~5,2% des vorherigen Volumens) im Umlauf. Die Rückzahlung zum Nennwert einschließlich bis dato aufgelaufener Stückzinsen soll am 5. Januar 2015 erfolgen. Der Immo-Bond hat sich mit aktuell 100,25% inzwischen seinem Rückkaufniveau angenähert.

solar8Am 12. November lud die in Schieflage geratene Solar8 Energy AG zu einer Anleihegläubigerversammlung (BondGuide berichtete). Bei dem Treffen sollten die Inhaber der 9,25%-Schuldverschreibung (2011/16) über 10 Mio. EUR u.a. über die Vorschläge einer drastischen Reduzierung des Zinskupons rückwirkend zum letzten Ausschüttungstermin auf nur noch 3% p.a. sowie über eine Verlängerung der Anleihenlaufzeit um weitere fünf Jahre bis zum 6. April 2021 abstimmen. Die beiden Vorschläge zur Änderung der Anleihebedingungen wurden beschlossen. Dabei wurde u.a. der Zinssatz rückwirkend ab dem 7. April 2014 (einschließlich) auf 3% p.a. reduziert. Von Seiten des Photovoltaik-Kraftwerksbetreibers seien die Maßnahmen zur Umsetzung der Beschlüsse abgeschlossen und die Beschlüsse mit sofortiger Wirkung vollziehbar. Da die Umsetzung der neuen Stückzinsberechnung wahrscheinlich erst nach Ablauf einer einmonatigen Frist abwicklungtechnisch umgesetzt werden kann, bleibt die Anleihe bis dahin bzw. bis zur Klärung der Problematik vom börslichen Handel ausgesetzt – da Stückzinsen im börslichen Handel für die laufende Zinsperiode ansonsten auf Grundlage eines nicht mehr zutreffenden Zinssatzes (9,25% anstatt 3%) berechnet werden würden.

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