Anleihen heute im Fokus: Mox, gamigo, Beate Uhse, GCP, UBM

Die Mox-Pleite wirft noch immer viele Fragen auf.
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Trotz Feiertag in einigen Bundesländern werden heute u.a. auch Mittelstandsanleihen an der Börse regulär gehandelt. Das trifft ebenso auf den Mox-Bond zu, der am Morgen erwartungsgemäß um gut vier Fünftel auf nur noch 21% einbricht. Die überraschende Pleite des scheinbar soliden Telekommunikationsanbieters stößt vielen Marktteilnehmern noch immer auf, stehen doch eine Vielzahl ungeklärter Fragen im Raum, die gegenwärtig getreu dem Slogan „kein Anschluss unter dieser Nummer“ noch immer auf (Auf-)Klärung warten. Seinen Abschied aus dem Entry Standard nimmt heute der Gaming-Bond der gamigo AG. Derweil stehen mit Beate Uhse, Grand City Properties & UBM Realitätenentwicklung aufreizende bis betonsolide Neuemissionen im Fokus.

Die jüngste Pleite der Mox Telecom AG wirft noch immer einige Fragen auf: Unklar ist u.a., warum die finanzierenden Banken einem anscheinend profitablen Unternehmen – Anfang Mai stellte Mox Telecom auf ungeprüfter Basis noch gesteigerte Umsatz- und Ertragszahlen für 2013 in Aussicht – nicht mehr vertrauen und Gelder abziehen. Laut Zwischenbericht zum 30. Juni 2013 verfügte der Telekommunikationsanbieter über Sachanlagen im Wert von 0,34 Mio. EUR sowie über einen Kassenbestand von 13,8 Mio. EUR. Die ausgewiesenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen beliefen sich auf 32,8 Mio. EUR, wobei diese jedoch größtenteils Teils gegenüber Tochtergesellschaften bestehen würden und damit unklar ist, inwieweit diese überhaupt einbringlich sind. Demgegenüber standen 24,2 Mio. EUR an Bank- und über 10 Mio. EUR an Lieferantenschulden. Den Löwenanteil der Verbindlichkeiten macht mit über 35 Mio. EUR die im Oktober 2012 im Stuttgarter Bondm begebene 7,25%-Mittelstandsanleihe (2012/17) aus.

MoxInsideFragwürdig ist auch der Umstand, dass Creditreform dem Unternehmen erst noch im September 2013 mit der Note BBB eine stark befriedigende Bonität bei geringem bis mittlerem Insolvenzrisiko bescheinigte. Und auch die LBBW, die das Research/Coverage der Mox Telecom AG zum 1. Januar 2013 übernahm, empfahl die Mox-Aktie in ihrem letzten Research-Update Ende Oktober 2013 unverändert zum Kauf. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang auch, dass Mox in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik stand. So wurde bspw. der Konzernabschluss 2011 seinerzeit zu spät veröffentlicht und enthielt zudem ungeklärte Buchungen und Bilanzierungsfehler.

Zwar wurde mit dem kürzlich gestellten Antrag nur einer drohenden Zahlungsunfähigkeit entgegengewirkt, die genauen Umstände sind trotzdem bislang noch nicht umfassend aufgeklärt.

Hintergrund
Am Dienstag stellte Mox Telecom wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht Düsseldorf und flüchtete unter den Schutzschirm der Insolvenzordnung. So wurde die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gemäß § 270a InsO beantragt. Als Grund nannte das Unternehmen, dass auslaufende Finanzierungen von den beteiligten Banken nicht verlängert worden seien. Insgesamt stünden Bankfinanzierungen im Volumen von 30 Mio. EUR zur Disposition. In den kommenden Monaten soll nun ein Sanierungsplan erarbeitet werden, der alternative Finanzierungsmodelle entwickelt, mit denen die Mox Telecom AG „nachhaltig“ restrukturiert werden kann. Mox Telecom beabsichtigt, sich in Eigenverwaltung finanziell zu restrukturieren. Betroffen von dem Insolvenzantrag sei ausschließlich die Konzernholding. Die Mox Deals AG sowie die operativen Tochtergesellschaften seien derzeit nicht betroffen, versichert Mox und verweist darauf, dass die Bereiche überwiegend profitabel arbeiten und die Insolvenz ihren Geschäftsbetrieb aktuell nicht beeinträchtigen würde. Zum Rückblick …

Auch 2013 will gamigo neue Online-Spiele entwicklen. Quelle: gamigo AGTime to say goodbye für die 8,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 12 Mio. EUR der gamigo AG im Entry Standard für Anleihen. Nach dem heutigen Handelstag endet das Listing des Gaming-Bonds im Frankfurter Mittelstandssegment. Ab Freitag wird die Schuldverschreibung dann nur noch zum Handel im Quotation Board einbezogen. (zum BondGuide-Beitrag).

Neuemissionen kurz notiert
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Die Beate Uhse AG zieht blank mit konkreten Details zur geplanten Anleiheemission: Danach ist die Ausgabe einer fünfjährigen, mit jährlich 7,75% fix verzinsten Unternehmensanleihe im avisierten Zielvolumen von bis zu 30 Mio. EUR vorgesehen. Die Zeichnungsfrist beginnt am 30. Juni und endet voraussichtlich am 4. Juli (vorzeitige Schließung jederzeit vorbehalten). Die Notierungsaufnahme im Entry Standard für Anleihen ist um den 9. Juli angedacht. Die Bonität der Beate Uhse AG wurde von Euler Hermes mit BB- bewertet. Die youmex Invest AG betreut das IBO als Lead Manager und Sole Bookrunner. Die Emissionserlöse sollen zur Finanzierung von Investitionen in das weitere Wachstum der Beate Uhse Gruppe, insbesondere für Investitionen in das Brand-Marketing, d.h. der weiteren Umsetzung des Marken-Relaunchs und zur Rückführung von Bankschulden verwendet werden. Nach einer umfangreichen Restrukturierung des Geschäftsmodells und einem Marken-Relaunch tritt Beate Uhse als ein Anbieter erotischer Lifestyle-Produkte mit der Zielgruppe Frauen und Paare auf. Zur BondGuide-News …

Die Grand City Properties S.A. wird ihre im Februar ausgereichte, vorrangig besicherte 1,5%-Wandelschuldverschreibung (2014/19) über 150 Mio. EUR durch die Ausgabe neuer Stücke auf den neuen Gesamtnennbetrag von 275 Mio. EUR aufstocken. Die zusätzlichen Anleihen sollen zu einem Preis von 111,25% ihres Nennwerts zuzüglich aufgelaufener Zinsen ausgegeben werden, der Gesamtnettoemissionserlös werde sich auf rund 140 Mio. EUR belaufen und soll vorrangig zur Finanzierung von Akquisitionen der Immobiliengesellschaft verwendet werden. Grand City plant die Transaktion voraussichtlich heute mit der Einbeziehung der neuen Anleihen in den Open Market abzuschließen (zum BondGuide-Beitrag).

Die UBM Realitätenentwicklung AG hat den Kupon ihrer neuen fünfjährigen Unternehmensanleihe auf 4,875% p.a. festgesetzt. Geplant ist die Ausgabe neuer Teilschuldverschreibungen, deren Volumen sich laut Verkaufsprospekt auf bis zu 200 Mio. EUR belaufen soll. Das Emissionsvolumen ist noch nicht final festgelegt, da im Rahmen des beabsichtigten IBOs zuvor noch sämtliche Inhaber der von UBM in den Jahren 2010 und 2011 begebenen Bonds aufgerufen sind, Angebote für den Umtausch in die neue Schuldverschreibung abzugeben. Der Gesamtnennwert der Neuemission (2014/19) wird sich an der Annahmequote des Umtauschangebots orientieren. Die Umtauschfrist endet spätestens am 24. Juni.

9017-warimpex-berlin-a4-300dpi-03-90UBMIm Anschluss soll die neu zu begebende Anleihe im verbleibenden Ausmaß voraussichtlich im Zeitraum zwischen dem 25. Juni und 2. Juli öffentlich zur Zeichnung angeboten werden. Das nicht nachrangige, unbesicherte Wertpapier enthält die üblichen Schutzklauseln und ist zudem ab einer für Privatanleger freundlichen Stückelung von nominal 500 EUR erhältlich. Ausgabekurs und finales Emissionsvolumen werden nach Abschluss des Umtauschangebots festgelegt und am 25. Juni veröffentlicht. Zum BondGuide-Beitrag geht’s hier.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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