Anleihe im Fokus: Beate Uhse AG – Anleihe mit Appeal

Name mit Tradition

Der Pionier der deutschen Erotikbranche strebt mit einer Anleihe von bis zu 30 Mio. EUR an die Frankfurter Börse. Nach seiner Neuausrichtung will der Konzern künftig mehr mit verspielten Accessoires für Damen und Paare  wachsen. Gelingt das?

Eckdaten der Anleihe
Das fünfjährige Wertpapier kann vom 30. Juni bis vsl. 4. Juli gezeichnet werden. Mit der Stückelung von 1.000 EUR will der Erotikartikelkonzern auch Privatanleger ansprechen. Voraussichtlich ab 9. Juli wird der Bond im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notieren. Die Bonität des Unternehmens wurde von Euler Hermes mit BB- bewertet. Im Vergleich mit Anleihen anderer Handelsunternehmen – natürlich schwer einzuordnen – liegt der Bond damit im Mittelfeld: So bekommen Anleger beim Modehändler RENA LANGE derzeit eine Rendite von 11,8%. Beim zweiten Bonds des Spielzeughändlers VEDES gibt es hingegen „nur“ eine jährliche Verzinsung von 5,6% p.a. Die Anleihe ist nicht besichert. Die Covenants des Wertpapiers liegen im üblichen Rahmen: Neben einem Sonderkündigungsrecht bei Ausschüttungen von mehr als 25% des Bilanzgewinns gibt es u.a. eine Negativverpflichtung (siehe auch das Interview).

Unternehmen
Die Beate Uhse AG ist ein europaweit tätiger Handelskonzern mit Fokus auf erotische Lifestyle-Produkte. Neben dem Kernmarkt Deutschland (Umsatz 2013: 45,8 Mio. EUR) gibt es regionale Schwerpunkte in den Niederlanden, Frankreich und Belgien. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte die Gruppe mit 663 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von 142 Mio. EUR. Mit knapp 43% ist der Versandhandel der größte Umsatzbringer. Ein Drittel tragen die 96 eigenen Shops in Deutschland, Benelux, Italien, Frankreich und Norwegen dazu bei. Ein wichtiges Geschäftsfeld ist zudem der Großhandelsbereich mit einem Erlösanteil von 20%.

Wegen hoher Verluste mit den Shops und dem Erotikboom im Internet stellt sich der Konzern seit 2010 neu auf. Viele unprofitable Läden in zweifelhaften Lagen wurden geschlossen, E-Commerce hingegen stark ausgeweitet. Dieser Bereich erzielte 2013 europaweit einen Umsatz von knapp 51 Mio. EUR. Mit neuen Produkten sollen verstärkt Frauen und Paare angesprochen werden. Statt deftiger Pornos auf DVD setzt der Erotikhändler jetzt mehr auf verspielte Sex-Accessoires: „Mehr als 70% unserer Kunden sind weiblich“, erläutert uns CEO Serge van der Hooft. Die Flensburger setzen zudem auf neue Märkte: Anfang Juni wurde eine Kooperation mit dem islamischen Internet-Sexshop El Asira aus den Niederlanden geschmiedet. Dieser vertreibt über Beate Uhse 18 Scharia-konforme Produkte wie Cremes und Öle.

Seit Mai 1999 ist die Gesellschaft auch an der Frankfurter Börse gelistet. Für Unsicherheit sorgen derzeit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel gegen zwei ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Beate Uhse AG. Eine der Personen ist Ulrich Rotermund, der Sohn der Firmengründerin. Unter anderem besteht der Verdacht, dass sie den Aktienkurs der Beate Uhse AG im Jahr 2006 manipuliert haben sollen, was die Beschuldigten allerdings bestreiten. Laut van der Hooft seien mit dem Verfahren jedoch keine Risiken für das Unternehmen verbunden.

Zahlen
Seit 2005 haben sich die Umsätze der Beate Uhse AG fast halbiert. Durch die Verschlankung und die Ausrichtung auf den Online-Handel wurden jedoch die Cashflows deutlich verbessert. Zwar fielen in den Geschäftsjahren 2011 und 2012 noch Jahresverluste von 8 Mio. EUR bzw. 1,1 Mio. EUR an. Im vergangenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen aber erstmals seit vier Jahren wieder Gewinn gemacht (3,5 Mio. EUR). „Trotz radikaler Veränderung der Unternehmensstrategie konnten wir fortlaufend einen positiven operativen Cashflow ausweisen sowie rund 77 Mio. EUR an Bankverbindlichkeiten seit 2006 tilgen“, erläutert CFO Kees Vlasblom. Die Zahlen für das erste Quartal 2014 bestätigen die Rückkehr auf einen profitableren Wachstumspfad. „Trotz des Marken-Relaunchs haben wir mit 38 Mio. EUR rund 4% mehr als im Vorjahreszeitraum erlöst“, so Vlasblom. Das EBIT stieg um 80% auf 1,1 Mio. EUR.

Strategie
Mit dem Emissionserlös sollen zum Einen Investitionen finanziert und zum anderen Bankkredite abgebaut werden. „Wir wollen etwa 50% dieser Finanzmittel für die weitere Rückführung von Verbindlichkeiten verwenden, um so unsere Kapitalstruktur zu verbessern“, sagt van der Hooft. Der restliche Teil soll in Einkauf und Wachstum investiert werden und in das Brand Marketing fließen (siehe Interview).

Stärken und Schwächen
+ ganz bekannte Marke der Erotikbranche

+ Standbeine im Einzel- und Großhandel
+ erfolgreiche Restrukturierung

– starke Konkurrenz durch das Internet
– verbesserungsfähige Liquidität
– kein Investment Grade

Fazit
Mit 7,75% ist die Verzinsung des Bonds attraktiv, allerdings besitzt der Erotikkonzern kein Rating mit Investment Grade. Nach der Krise vor einigen Jahren hat die Beate Uhse AG ihre Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen. Die Zahlen für 2013 und das jüngste Quartal zeigen, dass die Neuausrichtung auf die Zielgruppe Frauen und Paare auch mittel- und langfristig erfolgreich sein könnte. Allerdings verlagert sich das Erotik-Entertainment immer mehr ins Internet, wo sich deutsche Anbieter der internationalen Konkurrenz stellen müssen. Auch die neuen Shop-Angebote stehen noch vor ihrer Bewährungsprobe. Die Anleihe ist eine Art Option darauf, ob der Turnaround mit dem veränderten Geschäftsmodell auch nachhaltig gelingen mag. Erwähnenswert: Die Emission der Flensburger orientiert sich stark am Best Practice Guide der Deutschen Börse, an dem auch der Uhse-Emissionsbegleiter maßgeblich beteiligt war – ein richtiges und wichtiges Signal.

Thomas Müncher

Anleiheübersicht – Beate Uhse AG

WKN A12 T1W
Erstnotiz 9. Juli (vorbeh. vorzeitiger Schließung)
Zeichnungsfrist 30. Juni bis 4. Juli
Ausgabepreis 100%
Kupon 7,75% p.a.
Stückelung 1.000 EUR
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Entry Standard, Börse Frankfurt/Main
Emissionsvolumen bis zu 30 Mio. EUR
Rating/Unternehmen BB- (Euler Hermes)
Banken/Vertrieb youmex Invest
Internet www.beate-uhse.ag


Geschäfts- und Kennzahlen – Beate Uhse AG

  2013 2014e 2015e
Umsatz 142,0 150,6 165,6
EBIT 3,4 7,1 11,1
Jahresüberschuss 3,5 4,5 7,1

jeweils in in Mio. EUR; Quelle: BondGuide Research

Bewertung – Beate Uhse AG

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: ****
Peergroup-Vergleich: ***
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): ****
IR/Bond-IR: ****
Covenants: ***
Liquidität im Handel (e) **
Fazit by BondGuide **** (attraktiv – Chancen überwiegen leicht)[1]

 [1] Aufwertung um +15% aufgrund Ausrichtung am Best Practice Guide