Aktives schlägt passives Investment – jedenfalls kurzfristig

Kurzfristig haben viele aktive Fonds ihre passiven Peers übertroffen, doch langfristig schaffen dies deutlich weniger: Das zeigt das halbjährliche Europäische Aktiv-Passiv-Barometer von Morningstar.

Es misst die Performance von in Europa domizilierten aktiven Fonds im Vergleich zu passiven Peers in den jeweiligen Morningstar-Kategorien. Dabei betrachtet es den 10-Jahres-Zeitraum bis Juni 2020.

Das jüngste Barometer umfasst nahezu 22.600 aktive und passive Fonds. Diese verwalten Vermögenswerte von rund 3,7 Bio. EUR, was rund einem Drittel des gesamten europäischen Fondsmarktes entspricht.

Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören:

  • Rund die Hälfte der aktiven Aktienfonds und ein Drittel der aktiven Fixed Income-Fonds übertrafen auf 6-Monats-Sicht den Durchschnitt ihrer passiven Peers. Aktiv verwaltete Aktienfonds verfügen in der Regel über höhere Barmittel als ihre passiven Konkurrenten. Dies hat dazu beigetragen, die zweistelligen Kursrückgänge im ersten Quartal 2020 abzufedern. Das erklärt auch, warum viele Aktienfonds vergleichsweise besser abgeschnitten haben als aktive Rentenfonds – besonders als Rentenfonds mit vergleichsweise höheren Kreditrisiken.
  • Die langfristigen Erfolgsquoten der europäischen aktiven Fonds sind niedrig. In den zehn Jahren bis Juni 2020 lag die Erfolgsquote aktiver Manager in fast zwei Dritteln der befragten Kategorien unter 25%. Nur in zwei der 64 Kategorien überlebte und übertraf die Mehrheit der aktiven Fonds ihren durchschnittlichen passiven Peer.
  • Die 10-Jahres-Erfolgsquoten für länderspezifische Kernengagements waren gemischt, wobei passive Fonds die Nase vorne hatten. Fast 35% der aktiven britischen Large-Cap-Aktienfonds haben ihre passiven Pendants übertroffen. Für die USA, Japan, Frankreich, Deutschland und die Schweiz sind die Werte dagegen nach wie vor niedrig: Sie liegen zwischen 5,6% und 28,3%.
  • Ob ein Fonds überlebt, hängt stark von seiner relativen Wertentwicklung ab. Viele aktive Fonds fallen aus den Auswertungen heraus, weil sie nicht lange genug überleben. Dieses Scheitern ist oft auf mangelnde Leistung zurückzuführen. Vergleicht man aktive und passive Fonds, zeigt sich: Letztere hatten langfristig bessere Überlebenschancen. Bei längeren Zeiträumen zeigt sich dies noch deutlicher.
  • Die Erfolgsquoten aktiver Fixed Income-Manager waren ebenfalls niedrig. Für die letzten zehn Jahre gilt: Weniger als ein Viertel haben in zehn der 14 von uns untersuchten Kategorien ihren durchschnittlichen passiven Peer überlebt und übertroffen.


Das Europäische Aktiv/Passiv-Barometer bewertet aktive Fonds nicht im Vergleich zu einem kostenfreien Index. Es vergleicht sie stattdessen mit einem ganzen Korb von passiven Fonds. Auf diese Weise spiegelt der ‚Benchmark‘ die tatsächliche Performance gebührenfreier passiver Fonds wider.

Dazu sagt Dimitar Boyadzhiev (Senior Analyst, Manager Research, Passive Strategies): „In der ersten Jahreshälfte 2020 führte die COVID-19-Pandemie zu einer starken Volatilität. Das war eine seltene Gelegenheit für aktive Manager: Denn theoretisch hätten sie genau in einer solchen Phase Überrenditen erzielen und die Anleger vor einem heftigen Markteinbruch schützen können. In der Praxis zeigt sich ein gemischtes Bild: In den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 haben nur etwa die Hälfte der aktiven Aktienfonds und ein Drittel der aktiven Rentenfonds ihre passiven Peers übertroffen.“