Abgewählt: Vorgezogene Klimaneutralität in Berlin scheitert an der Brieftasche

Berlin hat gewählt oder besser gesagt volksentschieden und sich gegen eine vorgezogene Klimaneutralität ausgesprochen: ein salomonisches Urteil. Von Markus W. Voigt*

Denn das knappe Ergebnis zeigt, dass vielen Menschen Klimaschutz wichtig ist. Es zeigt aber auch, dass bei der Umsetzung sehr praktische Bedenken bestehen, vor allem was die Kosten angeht. Doch es gibt Lösungen.

In Berlin war vorgeschlagen worden, die Klimaneutralität schon 2030 statt 2045 zu erreichen. Der Volksentscheid scheiterte, weil nicht ausreichend Berliner zur Abstimmung gingen. Von denen, die kamen, stimmte jeweils ungefähr die Hälfte dafür und dagegen.

Das ist verständlich, denn so schön eine schnellere Klimawende wäre, so wenig sind die Menschen bereit und in der Lage, die damit verbundenen Mehrkosten zu stemmen. Zumindest werden hohe Mehrkosten befürchtet, wenn wie im Falle Berlins die Pläne für den klimaneutralen Umbau der Stadt vage bleiben, wenn konkrete Vorhaben fehlen und erst ausdiskutiert werden sollen. Klimaschutz kann teuer sein. Doch er muss es nicht.

Seit Jahrzehnten etwa wurden die Erneuerbaren Energien gefördert, starteten mit vielen Subventionen in den Markt. Mittlerweile werden Wind- und Solarparks erreichtet, ohne staatliche Förderung in Anspruch nehmen zu müssen. Die Erneuerbaren Energien liefern grünen Strom für den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu einem marktüblichen Preis. Ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren ließe den Preis sogar noch weiter sinken. Wenn das Angebot an grünem Strom steigt, sinken die Preise.

So ist es möglich, die Klimaneutralität zu erreichen, ohne auf immensen Kosten zu sitzen. Doch es gibt ein Problem und das macht das Urteil der Berliner so weise: Es geht nicht schnell. Zumindest nicht so viel schneller, wie die Initiatoren das für Berlin festschreiben wollen. Denn noch immer behindern bürokratische Hürden die Genehmigung der Anlagen, noch immer hat sich nicht viel getan bei der alltäglichen Blockade des Ausbaus der Erneuerbaren durch langsames Behördenhandeln.

Die einzige Subvention, die beste Unterstützung, die die Erneuerbaren jetzt brauchen, ist nicht Geld: Es ist der Wille zur Geschwindigkeit, zu einer zügigen Abarbeitung der Genehmigungen. Dann lassen sich Klimaziele schneller erreichen, die Klimaneutralität schneller herstellen, den Berliner Ja-Stimmern zur Freude und den Nein-Sagern ebenfalls.

*) Markus W. Voigt ist CEO der aream Group

aream Group

Die aream Group, 2005 gegründet, ist ein Investment- und Asset-Manager für institutionelle Investoren und Industriekunden mit Fokus auf nachhaltige Infrastruktur im Sektor Erneuerbare Energien. Mit mehr als 2,4 Mrd. EUR Transaktionsvolumen gehört aream zu den führenden Asset-Managern in diesem Markt, mit dem eigenen Anlagenbestand wird grüner Strom für rund 40 Mio. EUR pro Jahr umgesetzt. www.aream.de

Markus W. Voigt, aream Group

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