„Wer drei Unternehmensanleihen in Deutschland notieren lässt, der gilt schon was“

Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH: Neues freiwilliges, öffentliches Umtauschangebot für Schuldverschreibungen 2014/2019 und Schuldverschreibungen 2015/2021
Foto @ Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH

BondGuide: Das klingt ein wenig, als müsste NZWL in China sogar nochmal nachlegen – nochmal investieren?
Bartsch: Tatsächlich sind unsere Produktionskapazitäten beim Werk in China schon zu 80 bis 85% ausgelastet – und weiter wachsend. Unsere sogenannte Kammlinie dürften wir im nächsten Jahr erreichen. Für unseren neuen, zusätzlichen Kunden haben wir ebenfalls kräftig investiert, und auch hier ist die Auslastung bereits bei mindestens 75%. Aufgrund dieser dynamischen und vor allem profitablen Entwicklung erfolgt die Finanzierung überwiegend aus China sowie aus Eigenmitteln unserer chinesischen Schwestergesellschaft NZWL TTP.

BondGuide: Sind die Chinesen zuverlässige Geschäftspartner – oder kopieren sie die NZWL-Technologie binnen eines Jahres?
Bartsch: Das erfordert stets eine sehr knifflige Einschätzung. Einerseits können Chinesen recht schnell diese oder jene Produkte kopieren, andererseits ist die Akzeptanz der Qualität europäischer Zulieferer ebenfalls vorhanden und sehr hoch. Die Chinesen denken in 5- und 10-Jahreszeiträumen, und wir bei NZWL tun das genauso. Unsere Marktführerschaft bei den skizzierten Produkten können wir nicht für die nächsten 100 Jahre garantieren, aber im aktuellen 5-Jahreszeitraum bin ich recht zuversichtlich. Wir beobachten die möglichen innerchinesischen Konkurrenten natürlich genau.

NZWL Zinsdeckungsgrad 2017 ffBondGuide: Sie betonen ja stets: „NZWL ist ein stark wachsendes Unternehmen“. Die Börse mag doch stark wachsende Unternehmen. Was hindert Sie, auch mit Eigenkapital an der Börse zu reüssieren?
Bartsch: Meiner Ansicht nach benötigt ein aktiennotiertes Unternehmen eine gewisse Struktur, auch eine gewisse Größe, damit es Sinn macht. Einen Umsatz von unter 100 Mio. EUR haben wir bis dato als zu gering beurteilt. Bisher wird NZWL als familiengeführtes Privatunternehmen wahrgenommen, das ist richtig und gut so. Für einen Gang mit Aktien an die Öffentlichkeit müssten wir in der Infrastruktur sicherlich noch ein Stück zulegen. Die Idee ist aber nicht so ganz aus der Welt. Unsere ersten drei Schritte am Kapitalmarkt waren in dieser Hinsicht zweifellos sehr hilfreich.

BondGuide: Wie ist denn Ihr bisheriges „Kapitalmarktfazit“?
Bartsch: Absolut positiv. Wir haben nicht nur bei unseren Hausbanken an Ansehen zugelegt, sondern auch bei unseren chinesischen Handelspartnern. Wer drei Unternehmensanleihen in Deutschland notieren lässt, der gilt schon was.

NZWL 110 Jahre ErfahrungBondGuide: Wieso sieht eigentlich das Rating mit B – durch Creditreform – immer noch recht mau aus. Spiegeln sich Ihre Fortschritte nicht in der aktuellsten Bestandsaufnahme von Rating-Agenturen – und wie steht es mit z.B. einem Schlüsselpersonenrisiko?
Bartsch: Die NZWL wird neben meinem Geschäftsführerkollegen Peter Scholz und mir durch ein Management-Team geführt. Ich bin überzeugt, dass wir hier über eine adäquate Führungspersönlichkeitenstruktur verfügen – selbst wenn ich irgendwann nicht mehr in bisheriger Funktion tätig sein sollte. Also eine One-Man-Show ist die NZWL natürlich nicht. Zu Ihrer Frage nach dem Rating: Eine Ratingagentur stellt vor allem die Fremdkapitalsituation in den Vordergrund. Diese spiegelt in unserem Fall indirekt die vielfältigen Marktchancen wider, die sich in den vergangenen Jahren für uns ergeben haben und die wir durch entsprechend umfangreiche Investitionen erfolgreich nutzen konnten. Trotzdem bleibt unser Ziel eine gesunde Relation von Eigen- und Fremdkapital.

Dr. Hubertus Bartsch, NZWL

Dr. H. Bartsch, NZWL

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, dafür ganz herzlichen Dank – und sicherlich nicht zum letzten Male!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

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