Ekosem-Agrar: „Wir wollen von Banken unabhängiger werden“

Wolfgang Bläsi

Das Agrarunternehmen Ekosem-Agrar gegibt eine zweite zweite Anleihe mit einem Emissionsvolumen von bis zu 60 Mio. EUR. Im Gespräch mit BondGuide erläutert Geschäftsführer Wolfgang Bläsi, warum man sich für eine zweite Anleihe entschieden hat und wofür der Emissionserlös verwendet werden soll.

Interview mit Wolfgang Bläsi, Geschäftsführer der Ekosem-Agrar GmbH.

BondGuide: Herr Bläsi, Sie haben in diesem Jahr Ihre erste Anleihe emittiert. Welche Erfahrungen haben Sie damit am Kapitalmarkt gemacht?
Bläsi: Insgesamt sehr positive. Wir haben im Frühjahr dieses Jahres als – salopp formuliert – ‚weitgehend unbekannter russischer Landwirt‘ den Schritt auf den Kapitalmarkt gewagt. In unseren Gesprächen mit den Anlegern war die Resonanz sehr positiv, was dazu führte, dass der Bond schon vor Ende der Zeichnungsfrist überzeichnet war und der Anleihekurs später fast immer über 100% notierte. 

BondGuide: Wofür wollen Sie die Finanzmittel aus Ihrer neuen Anleihe verwenden?
Bläsi: Unsere Finanzierung soll weiter diversifiziert werden. Wir wollen einen mit 12% verzinsten Kredit aus der Umstrukturierungszeit des Unternehmens weitgehend ablösen.

BondGuide: Klingt unspannend, aber sinnvoll…
Bläsi: Von dem geplanten Emissionserlös sollen zwei Drittel, also 40 Mio. EUR, zur Ablösung des erwähnten russischen Bankkredits verwendet werden. Mit dem dritten Drittel wollen wir unser weiteres Wachstum finanzieren. Diese 20 Mio. EUR sollen in neue landwirtschaftliche Betriebe und Ackerland investiert werden.

BondGuide: Sie bieten mit 8,5% einen überdurchschnittlichen Kupon an. Wäre eine Bankenfinanzierung für Sie nicht günstiger gewesen?
Bläsi: Hier muss man stark differenzieren zwischen Deutschland und Russland. In Russland ist das Zinsniveau deutlich höher, es gibt eine höhere Inflation. Die Bankenfinanzierung ist deshalb tendenziell teurer. Eine reine Kreditfinanzierung über westeuropäische Banken mit Assets, die alle außerhalb der EU liegen, ist schwierig.

BondGuide: Ist es denn als Agrarproduzent nicht möglich, in Russland günstige Kredite zu bekommen?
Bläsi: Das ist zum Teil möglich. Wenn wir in die Milchproduktion investieren, bekommen wir Kredite von russischen Banken und staatliche Zinszuschüsse, da der russische Milchmarkt stark unterversorgt und der Aufbau einer professionellen Milchproduktion ein wichtiges politisches Ziel ist. In diesem Bereich finanzieren wir für 2 bis 3% netto. Käufe von landwirtschaftlichen Betrieben oder Agrarland fallen aber nicht unter diese Subventionen. Es wäre möglich, dafür von russischen Banken Kredite zu bekommen. Wir wollen uns jedoch in der Finanzierung breiter aufstellen, das heißt, wir wollen nicht, dass das gesamte Fremdkapital nur von Banken finanziert wird. Wir wollen von Banken unabhängiger werden.

BondGuide: Gibt es bei der zweiten Anleihe Unterschiede gegenüber dem ersten Bond?
Bläsi: Ja, die erste Anleihe hatte ein Volumen von 50 Mio. EUR bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Bei der zweiten Anleihe sind es 60 Mio. EUR über sechs Jahre. Die Verzinsung ist mit 8,5% etwas niedriger als die 8,75% unserer ersten Anleihe, da diese mittlerweile bei erfreulichen 104% notiert und wir operativ nochmals einen Schritt nach vorn gemacht haben. 

BondGuide: Herr Bläsi, vielen Dank für das sehr interessante Gespräch!

Das Interview führte Thomas Müncher.
Die ausführlichere Analyse zur zweiten Ekosemanleihe finden Sie hier.