Deutsche Rohstoff AG: „Haben mit 100 Mio. EUR sicherlich etwas hochgestapelt“

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Dr. Thomas Gutschlag

Die in Heidelberg ansässige Deutsche Rohstoff AG (DRAG) hält mehrere Beteiligungen an Unternehmen aus den Bereichen Öl & Gas sowie Metalle. Herzstück des Portfolios bildet zurzeit die US-amerikanische Tekton Energy. Um deren weiteres Wachstum zu finanzieren, gab die DRAG Ende Juni eine inzwischen im Entry Standard gelistete Mittelstandsanleihe heraus.

Interview mit Dr. Thomas Gutschlag, CFO, Deutsche Rohstoff AG

GoingPublic: Herr Dr. Gutschlag, können Sie uns zunächst kurz die Idee hinter der DRAG vorstellen? Ein deutsches Unternehmen verbindet man nicht unbedingt mit dem Thema Rohstoffe.
Gutschlag: Die DRAG wurde von mir und meinem Vorstandskollegen Titus Gebel im Jahr 2006 gegründet. Ziel war es, einen deutschen Rohstoffproduzenten aufzubauen. Unsere Aktie notiert im Entry Standard und konnte seit der Erstnotiz vor drei Jahren rund 75% im Wert zulegen. Das ist eine durchaus erfreuliche Entwicklung, die von den Fundamentaldaten gestützt wird. So arbeiten wir bereits seit dem Jahr 2011 profitabel. Darüber hinaus verfügen wir über eine starke Bilanz mit einem Eigenkapital, das zum Ende des letzten Geschäftsjahres knapp 50 Mio. EUR betrug.

GoingPublic: In welchen Segmenten des Rohstoffmarktes sind Sie bislang tätig?
Gutschlag: Derzeit sind wir an zwei produzierenden Gesellschaften mehrheitlich beteiligt. Da wäre zum einen die Tekton Energy mit Sitz in Denver im US-Bundesstaat Colorado. Hier liegt unsere Beteiligungsquote bei 73%. Tekton fördert Öl im gut erschlossenen Wattenberg-Feld. Zum anderen halten wir sämtliche Anteile an der australischen Wolfram Camp Mining, einer reaktivierten Mine, in der neben Wolfram auch Molybdän gefördert wird. Nach dem Verkauf von Anteilen ist unsere Beteiligung an der Rhein Petroleum auf 10% gesunken. Dennoch sehen wir darin weiterhin ein sehr werthaltiges Asset. Gerade erst hat die Gesellschaft mit den ersten Bohrungen im hessischen Stockstadt begonnen. Abgerundet wird unser Portfolio von verschiedenen Explorationsprojekten. Hierzu zählen die kanadische Devonian Metals – einem Joint Venture mit Glencore –, die Sachsenzinn GmbH sowie die Seltenerden Storkwitz. Für letztere planen wir einen Börsengang in den kommenden Monaten.

GoingPublic: Das Hauptaugenmerk scheint jedoch auf Ihrer Beteiligung an der Tekton Energy zu liegen. Was macht das Öl-Geschäft für Sie so interessant?
Gutschlag: Tekton fördert im Wattenberg-Feld, welches zu den rentabelsten Ölfeldern in Nordamerika gehört. So kalkuliert beispielsweise eine Anadarko mit einem EBITDA von 45 USD je gefördertem Barrel. Das ist ein Spitzenwert. Gleiches gilt für die extrem kurze Amortisationsdauer der dortigen Bohrungen. Diese liegt in einem Korridor zwischen sechs und maximal 15 Monaten. Kaum eine andere Investition im Rohstoffbereich liefert zurzeit derart schnelle Rückflüsse. Im ersten Halbjahr erzielten wir bei Tekton bereits ein EBITDA von 3 Mio. USD. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir viel über die Geologie im Wattenberg-Feld wissen. Daher waren unsere bislang elf Bohrungen auch allesamt fündig. Nun planen wir mit 80 Horizontalbohrungen bis Mitte 2015. Ende des Jahres wollen wir zudem ein zweites Bohrgerät in Betrieb nehmen und so die Förderung beschleunigen.

GoingPublic: Zur weiteren Finanzierung des Bohrprogramms gaben Sie kürzlich eine Mittelstandsanleihe heraus. Weshalb fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf dieses Finanzierungsinstrument?
Gutschlag: Eine Anleihe war für diese Situation und den Charakter der anstehenden Investitionen die beste Wahl. Wie schon erwähnt zeichnen sich die dortigen Bohrungen durch ihre schnellen Rückflüsse aus. Wir brauchten das Geld somit für einen eher kurzen Zeitraum. Eine Erhöhung des Eigenkapitals hätte hingegen zu einer langfristigen Verwässerung der Aktionäre geführt, was aus unserer Sicht nicht sinnvoll gewesen wäre. Schließlich hat auch das aktuell hohe Interesse an Mittelstandsanleihen diese Entscheidung beeinflusst.

GoingPublic: Das zunächst avisierte Volumen von bis zu 100 Mio. EUR haben Sie jedoch trotz eines attraktiven Kupons von 8% deutlich verfehlt. Was waren die Gründe hierfür?
Gutschlag: Wir haben mit den erwähnten 100 Mio. EUR sicherlich etwas hochgestapelt. Letztlich können wir aber auch mit den erreichten 52 Mio. EUR sehr gut leben, da jede Bohrung praktisch eine einzelne Investition darstellt und sich diese einzeln planen lassen. Mit dem Erlös aus der Anleihe lässt sich das Programm anschieben und beschleunigen. Das war uns wichtig. Zur Finanzierung eines weiteren Bohrgeräts prüfen wir überdies mehrere Optionen. Ein wesentlicher Grund für das Nichterreichen der 100 Mio. EUR war sicherlich das Timing. Ende Juni geriet der gesamte Bondmarkt unter Druck, was manche Anleger verunsichert haben dürfte. Auch die Vielzahl der Anleihen, die praktisch gleichzeitig an den Markt drängten, mag uns bei diesem Vorhaben nicht gerade geholfen haben.

GoingPublic: Manche Beobachter sprechen inzwischen von einer Blase am Anleihemarkt. Wie schätzen Sie die Situation dort ein?
Gutschlag: Es ist ganz normal, dass bei einer hohen Nachfrage nach solchen Anleihen das Angebot mitzieht. Auch wenn es sicherlich Aufgabe der Banken ist, bei Emissionen in Zukunft selektiver zu sein und nicht jeden Anwärter zu akzeptieren, kann man den Anleger nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Wer eine im Vergleich zu Staatsanleihen hohe Verzinsung von bis zu 9% kassieren will, muss sich gleichzeitig der Risiken bewusst sein. Grundsätzlich glaube ich aber an eine positive Entwicklung in diesem Segment.

GoingPublic: Wie steht es um Ihre übrigen Beteiligungen? Von diesen hörte man zuletzt weniger.
Gutschlag: Bei der Seltenerden Storkwitz haben wir sowohl die Exploration als auch gewisse technische Entwicklungen angestoßen. Hinzu kamen Partnerschaften mit Industriekunden. Nun steht hier als nächste Etappe der Börsengang an. Das wird sicher ein Highlight. Auch an der Rhein Petroleum, die gerade mit der Ölförderung in Stockstadt begonnen hat, werden wir mit Sicherheit noch viel Freude haben. Schließlich sollte unsere australische Wolfram-Molybdän-Mine nach dem zugegeben etwas mühsamen Hochfahren der Produktion immer besser Fuß fassen. Angesichts eines Wolfram-Preises nahe dem Allzeithoch erwarte ich aus diesem Investment ebenfalls nennenswerte Rückflüsse.

GoingPublic: Was sind die nächsten Etappenziele?
Gutschlag: Die nächsten ein bis zwei Jahre werden ganz im Zeichen der Bohrungen im Wattenberg-Feld stehen. Da haben wir es mit einem für uns durchaus ehrgeizigen Investitionsprogramm zu tun, für das ein Tunnelblick notwendig ist. Von unserem Wolfram-Engagement erwarte ich wiederum eine kontinuierliche Verbesserung der Profitabilität. Gleichzeitig möchten wir unsere Explorationsprojekte zur Produktionsreife bringen und dort die nächsten Finanzierungsschritte absichern.

GoingPublic: Wagen Sie zum Ende eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr?
Gutschlag: Wir betrachten 2013 als ein Anlaufjahr für uns. Diese Einschätzung erklärt sich mit dem Beginn der Wolfram-Produktion in Australien und den ersten Bohrungen bei Tekton. Aus diesen Gründen möchten wir auf eine konkrete Guidance verzichten. Wir erwarten gleichwohl ein positives Ergebnis. Im nächsten Jahr sind wir dann vermutlich in einer anderen Position.

GoingPublic: Herr Dr. Gutschlag, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Marcus Wessel.