Schluss mit den Mythen und Irrtümern über Schwellenländeranleihen

Steve Cook, PineBridge Investments
Steve Cook, PineBridge Investments

Fundamental sind Schwellenmärkte schwächer als Industriestaaten
Das beherrschende Thema auf den Rentenmärkten war die abweichende Entwicklung der US-Wirtschaft. Anziehendes Wachstum in den USA stand 2018 in Kontrast zu dem globalen Trend zu einer enttäuschenden Konjunkturentwicklung. Dabei ist jedoch unbedingt zu beachten, dass EM-Volkswirtschaften zusammengenommen immer noch doppelt so schnell wachsen dürften wie die Wirtschaft der Industriestaaten. Dieses Gefälle wird voraussichtlich noch zunehmen, wenn die Effekte von Steueranreizen in den USA nachlassen und sich bestimmte Schwellenmärkte von landesspezifischen Problemen erholen.

Während in den Schwellenländern mit beschleunigtem Wachstum gerechnet wird, tendiert die Inflation für die EM-Volkswirtschaften insgesamt abwärts. Trotz verschiedener eklatanter Ausreißer sollte dieser positive Inflationstrend in den meisten Schwellenländern eine expansive Zentralbankpolitik zulassen.

In der Zeit nach der globalen Finanzkrise haben sich die Schwellenmärkte überschuldet…
Die Fremdkapitalmärkte sind seit der globalen Finanzkrise weltweit merklich angewachsen, da die lockere Zentralbankpolitik die Fremdkapitalzinsen auf historische Tiefststände gedrückt hat und die Verschuldung in Industrie- und Schwellenländern gestiegen ist. Die höhere Auslandsverschuldung von Schwellenländern sorgte für eine Verschlechterung der Leistungsbilanzen, die 2013 im Zuge des „Taper-Tantrum“ in den Fokus rückte. Seither haben sich die Leistungsbilanzen der Schwellenmärkte verbessert. In diesem Jahr standen Sorgen um Auslandsschulden und Finanzierungsbedarf im Zentrum mehrerer dramatischer Verlustphasen, doch insgesamt sind die Volkswirtschaften der Schwellenmärkte besser für eine Verringerung der Zentralbankliquidität aufgestellt als in früheren Jahren – und im Verhältnis zum BIP weit geringer verschuldet als die Industriestaaten.

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Foto: © Tomasz Zajda – stock.adobe.com

Bei den Unternehmensanleihen sind Emittenten aus Schwellenländern im historischen Vergleich geringer verschuldet als solche aus Industriestaaten. Die Verschuldung von EM-Unternehmen ist nach der globalen Finanzkrise zwar gestiegen, doch haben sie deutlich früher mit dem Abbau von Fremdkapital in ihren Bilanzen begonnen als Unternehmen aus Industrieländern.

…und sind Risiken durch die Rückführung von Kapital sowie Wechselkursschwankungen ausgesetzt, wenn die Zentralbanken ihre Geldpolitik normalisieren
Das von Zentralbankliquidität und historisch niedrigen Renditen geprägte Umfeld nach der globalen Finanzkrise hat eindeutig zu verstärktem Engagement ausländischer Investoren auf den EM-Fremdkapitalmärkten geführt. Es sind aber nicht alle Schwellenmärkte gleichermaßen anfällig für den Entzug ausländischer Unterstützung, da viele nicht nur ihre Leistungsbilanzen saniert, sondern auch ihre Devisenreserven erhöht und niedrige Fremdkapitalkosten genutzt haben, um ihre kurzfristige Schuldenlast effektiv zu managen.