Mumm kompakt: Die überraschende Erholung des Welthandels?

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Der Welthandel ist einer der anschaulichsten Gradmesser der weltwirtschaftlichen Aktivität. Gemäß der aktuellen Daten des „CPB World Trade Monitor“ erholte sich das Welthandelsvolumen im September weiter – im Vergleich zum August sogar um 2,1%. Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel

Damit wurde der Corona-bedingte Einbruch von über 15% nahezu kompensiert. Insgesamt liegt das Volumen der weltweit gehandelten Güter nur noch bei etwa zwei Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Zuletzt legten die Importe in Schwellenländern, vor allem in China und Lateinamerika, überdurchschnittlich zu, während die Industrieländer, allen voran Japan, ihre Exporte steigern konnten.

Zu diesen Daten passt die weiterhin robuste Verfassung deutscher exportabhängiger Industrieunternehmen. Gemäß ifo-Geschäftsklimaindex legte die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe im November erneut zu – und das trotz erneuter Lockdown-Maßnahmen. Offensichtlich beflügelt vor allem die Nachfrage aus China, wo die volkswirtschaftliche Wertschöpfung insgesamt das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht hat. Auffällig ist jedoch auch, dass Chinas Exporte verglichen mit August um 3,8% abnahmen.

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Angesichts der erneuten wirtschaftlichen Abschwächung in der Eurozone und in den kommenden Monaten eventuell auch in den USA, kommt es möglicherweise zu einer Rückkopplung für die chinesische Volkswirtschaft. Zwar versucht man dort, die Exportabhängigkeit weiter zu reduzieren, doch fehlt ohne die Nachfrage aus wichtigen Exportabnehmerstaaten ein wichtiger wirtschaftlicher Triebfaktor.

Wenn sich im kommenden Jahr ein globaler und dynamischer wirtschaftlicher Aufschwung etabliert, dürfte es auch mit dem Welthandel wieder aufwärts gehen, kurzfristig sogar überproportional.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

Mittelfristig dürften allerdings strukturelle Faktoren, wie weiterhin bestehende protektionistische Tendenzen, der Umbau von Lieferketten oder die generell zunehmende Dematerialisierung der Wertschöpfung mit einem steigenden Anteil – oftmals digitalisierter – Dienstleistungen dafür sorgen, dass die Zeiten explodierender Welthandelsströme der Vergangenheit angehören.

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