Möglicherweise – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

Der Emissionskalender 2020 füllt sich so langsam, wenn auch überwiegend zunächst mit institutionellen Privatplatzierungen.

An dieser Stelle sollte man einigen Lesern den Begriff Privatplatzierung kurz erläutern. Anders als der Name vermuten ließe, werden Privatanleger hierbei gerade nicht angesprochen. Eingeschränkt um den Zusatz, den ich im nächsten Absatz bringe. Platziert wird an eine überschaubare Anzahl institutioneller Investoren. Dafür wird kein Wertpapierprospekt benötigt, anders als bei einem öffentlichen Angebot.

Allerdings werden die Emissionen ja später in aller Regel in den Börsenhandel aufgenommen – und da haben natürlich auch Privatanleger jedweden Zugang. Dann jedoch fehlen zwei wichtige Instanzen: Zum einen eben der Prospekt – nun einmal das Basisdokument einer Anleihe – und zum anderen eine wie kritisch auch immer getätigte Bestandsaufnahme durch uns Medien.

Nun kann man monieren, dass wir – möglicherweise? – bei öffentlichen Emissionen nur eingeschränkt urteilsfähig seien, wird doch immerhin bei 100% der öffentlichen Angebote auch Werbung geschaltet, sei es durch den Emittenten selbst oder deren Dienstleister. Den Schuh, dass bei etwa SME (Oktober 2019) ein Punktabzug vonnöten gewesen sein könnte wegen Erwartung einer schwierigen Platzierung, ziehen wir uns falls nötig an. Umgekehrt hätte dann aber UBM (November) den vollen fünften Stern erhalten müssen.

Nun steht allerdings besagte SME bei pari – wie auch im Übrigen UniDevice – einen Schaden für Investoren erkenne ich da nicht wirklich. UBM dagegen notiert bei 104,5%, trotz Diät-Kupon von 2,75%. Insofern war weniger schädlich, dass wir bei SME – möglicherweise? – nicht kritisch genug urteilten, sondern vielmehr, dass wir bei UBM sogar zu kritisch werteten.

Zurück zur institutionellen Privatplatzierung (iPP): Natürlich bin ich kein sonderlicher Fan von Emissionen, denen besagte zwei Instanzen fehlen. Zum Glück verzichten die Finanzdienstleister unseres Vertrauens ganz oder zumindest meist auf iPPs, oder aber wirken doch auf eine Einbindung der Medien hin – ein Kompromiss, der sicherlich nicht zum Schaden der gesamten Zielgruppe ausfällt. Ganz abgesehen vom Umstand natürlich, dass es gute sachliche Gründe gibt, Retail-Investoren ganz generell bei Emissionen nicht auszusperren.

Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide

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