Mittelstandsanleihen: Klein, aber fein?

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG

Was bedeutet die zunehmende Zahl von sehr kleinen Mittelstandsanleihen für den Markt? Schaut man zurück auf das erste Halbjahr am Markt für Mittelstandsanleihen 2013, so sticht neben Trends wie der zunehmenden Zahl von Immobilienfinanzierungen oder der wachsenden Selektivität der Investoren vor allem eines ins Auge: Mini-Bonds sind en vogue. Entgegen anderer Meinungen, die das komplette Marktsegment der Mittelstandsanleihen als „Mini“ abtun, differenzieren wir hier etwas feiner und bezeichnen als Mini-Bonds jene Anleihen mit einem Emissionsvolumen kleiner oder gleich 20 Mio. EUR.

Nachdem 2012 in den etablierten Mittelstandsmärkten der deutschen Börsen wie dem Frankfurter Entry Standard oder Bondm (Stuttgart) insgesamt acht Mini-Bonds emittiert wurden, so liegt diese Zahl im laufenden Jahr schon jetzt bei 13, darunter drei Aufstockungen. Hinzukommen weitere fünf Papiere in den Freiverkehr-Segmenten. Blickt man auf die Platzierungsquote dieser insgesamt 18 Anleihen, so zeigt sich, dass die These „Klein lässt sich nicht platzieren“ nicht stimmt: Von den acht Emissionen von Februar bis Mai wurden sieben voll platziert. Ab Juni sinkt die Platzierungsquote dann deutlich, was jedoch den gesamten Markt und auch Anleihen mit größerem Volumen betrifft. Ebenso falsch ist die Vorhaltung „Kleine Papiere sind nicht handelbar“. Zwar lässt sich über das Jahr 2013 hier noch keine zuverlässige Aussage treffen, Auswertungen des Frankfurter Entry Standard aus vergangenen Jahren zeigen jedoch, dass die Umschlaghäufigkeit, also der Quotient aus Handels- und Emissionsvolumen, auch bei kleinen Papieren beachtliche Werte annehmen kann, so zum Beispiel bei der 15 Mio. EUR-Anleihe der SeniVita GmbH.

Wir lehnen Mini-Bonds also nicht per se ab, sondern plädieren auch hier für eine differenzierte Betrachtungsweise. Zu den Nachteilen zählt die prozentuale steigende Kostenbelastung und dass der Kreis der möglichen Investoren eingeschränkt ist. Insbesondere große institutionelle Adressen dürfen aufgrund ihrer Anlage-Regularien bei kleinen Emissionen nicht investieren bzw. sehen den Aufwand in keinem sinnvollen Verhältnis zur Investitionssumme. Mini-Bonds sollten sich daher primär an Spezialinstitute, Mittelstandsfonds, Vermögensverwalter und Family Offices, die eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgen, wenden. Ein solider Mittelständler, der im Rahmen eines nachvollziehbaren Businessplans und seriöser Cash-Flow-Prognose zur Bedienung der Zinskupons und der Rückzahlung der Anleihe aufwarten kann, ist mir allemal lieber als ein Unternehmen, das Luftschlösser baut, nur um auch bei größeren institutionellen Investoren an die Tür klopfen zu dürfen. Big ist nicht immer beautiful.

Ralf Meinerzag
Steubing German Mittelstand Fund – Weitere Trends aus dem 1. Halbjahr am Markt für Mittelstandsanleihen finden Sie in der ersten Ausgabe des „Standpunkt German Mittelstand“ hier.