Die weißen Möwen sind müde – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

Vorösterliche Ruhe – ganz ohne Verordnung – ist am KMU-Anleihemarkt schon die letzten Tage eingekehrt. Zeit also für … Fußball (?)

Nachdem Mitte März alle Neuemissionen mit konkreter Zeichnungsfrist durch waren, bleiben nur noch diejenigen, deren Angebot bis zu einem Jahr geöffnet sein können, z.B. Quant, Deutsche Lichtmiete oder GECCI.

Damit kann man durchaus von vorösterlicher Ruhe sprechen. Zwar hat sich noch nichts materialisiert, aber spätestens in der zweiten April-Hälfte sollte es weitergehen an der Emissionsfront.

Zeit also für zweimal Fußball. Werder Bremen hat offenbar konkrete KMU-Anleihen-Pläne, derweil Schalkes Bond von 2016 über 16 Mio. Mio. EUR im Juli fällig wird. Diese lächerliche Summe wären früher 0,35 Draxler oder 0,2 Huntelaar gewesen.

Dem Vernehmen nach wollen die Königsblauen auf eine Fan-Anleihe setzen. Wahrscheinlich weniger aus Überzeugung, sondern da die Zeit für eine geordnete Aufstellung zur Ablöse der im Juli fälligen Anleihe bereits fehlt. Eine Fan-Anleihe gilt als Notnagel oder finaler Rettungsschuss – wenn nichts anderes mehr geht.

Anders dagegen Werder Bremen. Mit geordnetem Vorlauf setzen die Grün-Weißen auf das Produkt KMU- oder Mittelstandsanleihe und vermeiden tunlichst obige Wortakrobatik. Großer Nachteil: Die Norddeutschen sind komplett kapitalmarktunerfahren.

Ein öffentliches Angebot, von dessen Start wir alle erst aus einer offiziellen Pressemeldung erfahren, ist durchaus zu befürchten. Möglichkeit zum Gespräch mit dem Management, wie wir das bei jeder seriösen Emission tun? – Wahrscheinlich Null. Informationslage? – Wahrscheinlich nahe Null. Eine Anfrage von BondGuide blieb unbeantwortet, was das Bild einrahmt.

Zur Erinnerung: Der FC Schalke ließ sich seine Emissionen jeweils Pressekonferenzen in Frankfurt kosten. Da war aber auch eine professionelle IR-Agentur mandatiert. Zugegeben, das waren bessere Zeiten. Schalke-Maskottchen Erwin grüßt mich immer noch jeden Tag im Büro – Werder verzichtet nach Abmusterung von „Werdi“ auf eins. Das ist recht selten im Profisport und könnte psychologisch auf ein tiefergehendes Identifikationsproblem deuten. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Emission.

Falko Bozicevic,
BondGuide

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