Anleger in der Zwickmühle

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG
Klaus Stopp, Baader

Vor vielen Jahren durfte ich immer mit meiner Großmutter das gute alte Brettspiel Mühle spielen. Hierbei ging es stets darum, sich mittels einer Zwickmühle einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Nun viele Jahre später ist die Situation am Rentenmarkt ähnlich, allerdings weiß niemand, wer als Sieger vom Platz gehen wird. Eines ist aber sicher: Der Investor wird es nicht sein. Die Sparer sind zurzeit die Dummen und sitzen in der Zwickmühle!

Denn einerseits bedeuten die niedrigen Zinsen keine wirkliche Rendite für das eingesetzte Kapital und andererseits frisst die Inflation jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag vom Vermögen der Bundesbürger auf. Hierbei muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass sich die offizielle Inflationsrate mit 1,9% noch immer, wenn auch nur geringfügig, unter der von der Europäischen Zentralbank (EZB) als Grenze festgelegten 2%-Marke befindet.

Das gilt aber nur für die in Form eines besonderen Warenkorbs gemessene Inflationsrate. Betrachtet man die zum Leben notwendigen Güter, wie beispielsweise Lebensmittel und Energiekosten, dann stellt sich die Situation ganz anders dar. Preiserhöhungen bei Kartoffeln um 44% oder verschiedenen Obstsorten um 22% gegenüber dem Vorjahr lassen die Verbraucher schier verzweifeln. Auch Energiekosten, Milchprodukte und Fleischwaren reißen ein tiefes Loch in die Haushaltskasse aller Verbraucher. Somit wird wieder ganz deutlich, dass die statistische Inflationsrate nichts mit der vom Verbraucher registrierten gemeinsam hat.

Aber an welchen Zielgrößen soll sich die EZB orientieren? Sie hat nur die Möglichkeit, ihre Geldpolitik an der offiziellen Zahl auszurichten. Dass sie hierbei zusätzlich von den Politikern im Stich gelassen wird und auch noch die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen soll, macht den geldpolitischen Auftrag der EZB nicht einfacher. Gleichzeitig wachsen die Risiken der Steuerzahler für diesen Irrsinn ins Unermessliche und sind nur mit einer Geldpolitik unter gleichzeitiger Duldung der Inflation in den Griff zu kriegen.

Dennoch gilt auch hierbei: „Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht“. Und wir werden uns sicherlich irgendwann den kritischen Fragen unserer Kinder stellen müssen, weil wir zu viele Dinge klaglos hingenommen haben.

Klaus Stopp,
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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