Der Markt für Unternehmensschuldscheindarlehen hat 2017 mit einem Emissionsvolumen von rund 27 Mrd. EUR auf dem Rekordniveau des Vorjahres abgeschlossen. Die Anzahl der Transaktionen ist insgesamt um ein Viertel gestiegen, während deutlich weniger großvolumige Schuldscheinemissionen zu verzeichnen sind (LBBW). Der Schuldschein ist als Finanzierungsinstrument endgültig auch im Mittelstand angekommen. Doch was sind die Treiber dieses Schuldscheinbooms, fragt Christian Groschupp, Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner.
Zum einen überzeugt die langfristige Sicherung attraktiver Konditionen im aktuellen Niedrigzinsumfeld. Rund 27% der Neuemissionen im Jahr 2017 haben eine Laufzeit von über 8 Jahren, der Anteil kurzfristiger Schuldscheine (Laufzeit < 4 Jahre) ist auf unter 10% gesunken.
Insbesondere Familienunternehmen schätzen auch die geringen Publizitäts- und Dokumentationserfordernisse von Schuldscheinen: Die Platzierung kann „geräuschlos“ durchgeführt und die Investorenansprache auf einen ausgewählten Kreis begrenzt werden. Eine HGB-Bilanzierung wird akzeptiert, ein öffentliches Rating ist nicht notwendig. Aufwand und zusätzliche Kosten sind somit begrenzt – und ein Schuldschein kann sich bereits ab einem Volumen von 10 Mio. EUR rechnen.
Hinzu kommt: Seine Finanzkennziffern und Laufzeiten können sehr individuell gestaltet werden. Auch kleinere Schuldscheinvolumen können auf mehrere Laufzeiten verteilt und somit das Refinanzierungsrisiko bei Fälligkeit verringert werden.
Manche Investoren verzichten in Abhängigkeit der Laufzeit sogar gänzlich auf die Einhaltung von Finanzkennziffern und verpflichten die Kapitalnehmer stattdessen sogenannte Schutzklauseln zur Vergabe von Sicherheiten einzuhalten oder zusätzliches Fremdkapital aufzunehmen.