ROUNDUP: Europas Anleihezinsen nach EZB-Lockerung auf Talfahrt

FRANKFURT (dpa-AFX) – Einen Tag nach der großen Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Zinsen europäischer Staatsanleihen stark gefallen. Am Freitag befanden sich die Renditen quer durch Europa auf Talfahrt. Besonders ausgeprägt war der Rückgang bei Anleihen krisengeschwächter Euroländer, die von den EZB-Hilfen am meisten profitieren dürften. In Frankreich, das mittlerweile als größtes Sorgenkind gilt, gaben die Zinsen ebenfalls nach. Dort fiel die Rendite zehnjähriger Schuldtitel auf ein Rekordtief.

Am stärksten fielen die Zinsen von Papieren mit einer Laufzeit von fünf Jahren. In Griechenland sank die Rendite fünfjähriger Staatstitel am Nachmittag um fast einen halben Prozentpunkt auf 4,24 Prozent. In Italien und Spanien lagen die Rückgänge bei etwa einem viertel Prozentpunkt, die Renditen fielen auf 1,30 beziehungsweise 1,12 Prozent. Deutliche Zinsrückgänge gab es auch in Portugal und Irland. In Deutschland, wo die Renditen bereits sehr niedrig sind, fiel der Rückgang schwächer aus. Die Schweiz ausgenommen, muss der Bund mit 0,39 Prozent derzeit so wenig Zinsen für fünf Jahre Zahlen wie kein anderes Land in Europa.

In Frankreich sank die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf ein Rekordtief von 1,66 Prozent. Sie liegt damit nur noch dreißig Basispunkte über der Rendite entsprechender Bundesanleihen. Kurzlaufende Schatzanweisungen des Bundes nähern sich unterdessen wieder der Nulllinie. Am Freitag rentierten sie mit nur noch 0,04 Prozent. Während der Schuldenkrise waren die Kurzfristzinsen in Deutschland zeitweise ins Negative gerutscht, weil Schuldtitel des Bundes als besonders sichere Anlagen gelten.

Die EZB hatte am Donnerstag ein umfangreiches Lockerungspaket bekanntgegeben, mit dem Konjunktur, Kreditvergabe und Inflation angeschoben werden sollen. Unter anderem senkte sie ihre Leitzinsen auf neue Tiefstände und kündigte milliardenschwere Langfristkredite für die Banken an. Die Hilfen sollen erstmals unter der Auflage vergeben werden, dass das Geld in Form von Krediten an Verbraucher und Unternehmen fließt. Einige Beobachter verweisen jedoch darauf, dass die beabsichtigte Zweckbindung zumindest bis 2016 nicht voll wirken dürfte. Theoretisch könnte das Geld also – wie schon einmal geschehen – anstatt in die Wirtschaft in Staatsanleihen fließen, heißt es von den Volkswirten der Deutschen Bank./bgf/jsl