ROUNDUP 2: Portugal platziert erstmals seit Hilfsersuchen 10-jährige Anleihe

LISSABON (dpa-AFX) – Das Euro-Krisenland Portugal hat zwei Jahre nach der Inanspruchnahme internationaler Milliardenhilfen erstmals wieder zehnjährige Staatsanleihen platziert. Die Emission sei ‚ein großer Erfolg‘ gewesen, sagte Finanzminister Vítor Gaspar am Dienstag am Rande eines Besuchs in Brüssel. Mit gut neun Milliarden Euro habe die Nachfrage das Angebot um mehr als das Dreifache übertroffen, fügte er an. Wie aus Regierungskreisen in Lissabon verlautete, haben die Anleihen eine Laufzeit bis Februar 2024.

Nach Angaben der Wirtschaftszeitung ‚Jornal de Negocios‘ wurden Anleihen im Wert von drei Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 5,6 Prozent verkauft. Die Platzierung wird von Marktteilnehmern als wichtiger Schritt Portugals zur Rückkehr an die internationalen Finanzmärkte gewertet. Im Februar war es dem Land bereits gelungen, eine existierende fünfjährige Anleihe aufzustocken.

In Portugal löste das Ergebnis der Operation Jubel aus. ‚Der Markt zeigt, dass er überhaupt keine Angst hat, in portugiesischen Schuldentiteln zu investieren‘, sagte Filipe Silva von der Investmentbank Carregosa. Filipe Garcia vom Beratungsunternehmen IMF hob hervor, die Zinsen seien auf dem Niveau von August 2010, als Portugal noch keine Finanzhilfe beantragt hatte. Außenminister Paulo Portas sprach von ‚einem sehr wichtigen Tag‘ für das Land.

Vorsichtiger äußerten sich derweil die Ratingagenturen. Die für Portugal zuständige Analystin von Moody’s, Kristin Lindow, sagte der Nachrichtenagentur Lisa, die Emission habe davon profitiert, dass die Anleger weltweit auf der Suche nach hohen Renditen und zudem davon überzeugt seien, dass die EU das Projekt Europa am Leben halten wolle. Portugal sei aber noch nicht an die Märkte zurückgekehrt. Fitch betonte seinerseits in London, Portugal habe noch große Herausforderungen vor sich.

Die Begebung erfolgte nicht durch öffentliche Versteigerung, sondern in syndizierter Form. Das bedeutet, dass Banken die Papiere übernehmen und interessierten Investoren anbieten, was als deutlich weniger riskant gilt.

Portugal hatte im April 2011 von der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds ein Hilfspaket in Höhe von 78 Milliarden Euro erhalten. Im Gegenzug verpflichtete sich das ärmste Land Westeuropas zu einer strengen Sanierungspolitik. Im Zuge der Sparmaßnahmen steuert Portugal auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu. Die Arbeitslosenquote erreichte zuletzt das Rekordniveau von 17,5 Prozent. Nachdem das Verfassungsgericht mehrere Sparmaßnahmen des Etats 2013 gekippt hatte, kündigte die Mitte-Rechts-Regierung von Pedro Passos Coelho jüngst für den Zeitraum 2013-2015 neue Einsparungen von insgesamt 4,8 Milliarden Euro an./er/DP/jsl