Ekotechnika – PS-starke Hirsche für russische Bauern

Üppige Zinsen können Anleger ernten, die ihr Geld in die Anleihe eines der größten Händlers von John-Deere-Traktoren in Russland investieren: 9,75% beträgt der Kupon bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Allerdings gibt es das auch nicht für lau: Die Gesellschaft braucht die Finanzmittel zur Umschuldung. Darunter könnten ihre Wachstumsziele leiden.

Eckdaten der Anleihe
Das fünfjährige Wertpapier kann voraussichtlich vom 29. April an bis zum 8. Mai gezeichnet werden. Am 10. Mai soll der Handel im Mittelstandsegment Bondm der Börse Stuttgart beginnen (Stückelung 1.000 EUR). Creditreform bewertet das Unternehmen mit BB-. Das Papier hat einen relativ hohen Kupon von 9,75%, damit liegt es deutlich über der aktuellen Marktrendite von im Median 6,5%. Auch der Peergroup-Vergleich fällt vorteilhaft aus: Andere Bonds aus der Landwirtschaft wie Ekosem II (Rendite 7,6%) oder KTG Agrar II (5,9%) sind aktuell weit weniger rentierlich, allerdings haben sie auch bessere Ratings. Die Anleihe ist mit den üblichen Schutzrechten ausgestattet. „Daneben verpflichten wir uns, an sämtliche Gesellschafter keine Gewinne auszuschütten“, erläutert Wolfgang Bläsi, CFO der Ekotechnika GmbH, gegenüber BondGuide.

Unternehmen
Ekotechnika ist die deutsche Holding der EkoNiva-Technika-Gruppe, einem der größten Landtechnikhändler in Russland. Seit mehr als 15 Jahren sind die operativen Tochtergesellschaften im russischen Agrarmarkt tätig und bieten Landwirten Technik von bekannten internationalen Herstellern an – vom Traktor bis zur Melkanlage. Neben dem Neumaschinenverkauf gehört zu einem kleineren Teil der Aftersales-Bereich dazu. Gründer und Hauptgesellschafter von Ekotechnika ist Stefan Dürr, der seit Ende der 80er Jahre in der russischen Landwirtschaft aktiv ist und deren Modernisierung entscheidend mitgeprägt hat. Die heutige Ekotechnika GmbH existiert seit Februar 2011. Seitdem ist das Landmaschinengeschäft vom Agrarsektor getrennt, der jetzt unter dem Namen Ekosem-Agrar firmiert.

Zahlen
Im Geschäftsjahr 2011/12 ist das Unternehmen stark gewachsen. „Der Umsatz legte um knapp 21% auf 169,6 Mio. EUR zu“, erläutert Bläsi. „Dazu trugen der Ersatzteilverkauf mit 25,5 Mio. EUR und der Servicebereich mit 3,3 Mio. EUR bei. Beim operativen Ergebnis haben wir einen Zuwachs von 380% auf 15,4 Mio. EUR erzielt.“ Aufgrund der hohen Zinsbelastung von über 10 Mio. EUR reduzierte sich das Ergebnis nach Steuern jedoch auf 4,3 Mio. EUR. Die gesamte Bankverschuldung lag zum 31. Dezember bei 121,5 Mio. EUR. Laut Rating-Bericht war das Finanzergebnis im Geschäftsjahr 2011/12 stark durch Währungseffekte beeinflusst. Eine Absicherung dieser Risiken gibt es nicht.
Der Landtechnikhändler ist zudem abhängig von einem einzigen Hersteller: 71% des Umsatzes werden mit John-Deere-Produkten gemacht. Im Konzernabschluss und im Rating-Bericht ist zu lesen, dass der Händler die Exklusivrechte für diese Produkte in seinen drei Verbreitungsgebieten besitze, tatsächlich ist das aber nicht ganz der Fall: nur wirtschaftlich, aber nicht juristisch (siehe Interview). Das Rating (BB-) erfolgte zudem unter dieser Exklusivitätsprämisse. Ekotechnika möchte seinen Wachstumskurs in den kommenden Jahren fortsetzen und das Standortnetzwerk in den Vertriebsgebieten Zentralrussland, Schwarzerde und Sibirien auszubauen. Geplant ist bis 2016 die Verkaufszahlen bei Neumaschinen zu verdoppeln sowie die Erlöse in den Aftersales-Bereichen Ersatzteile und Service zu verdreifachen.

Strategie
Die Mittel des Bonds sollen in eine Umschuldung fließen. „Wir wollen die Anleihe im Wesentlichen dazu nutzen, höher verzinste Verbindlichkeiten abzulösen und so rund 800.000 EUR im Jahr einzusparen“, erläutert Bläsi. „Dann haben wir unsere Working-Capital-Finanzierung für die kommenden Jahre auf ein solides Fundament gestellt und werden im nächsten Schritt über Gewinnthesaurierung unser Eigenkapital stärken.“

Fazit
Der Zinssatz ist mit 9,75% äußerst lukrativ, bei einem allerdings mittelmäßigen Rating von BB-. Die russische Landwirtschaft ist ein Wachstumsmarkt, der sich aber auch dann und wann volatil zeigt: So war er 2012 dürrebedingt leicht rückläufig. Zudem herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck und das Risiko staatlicher Eingriffe in den Markt ist nie auszuschließen. Die Eigenkapitalausstattung von Ekotechnika ist mit knapp über 3% ziemlich dünn, wobei dabei wiederum dem Eigenkapital von 5,3 Mio. EUR immaterielle Vermögenswerte von 12,6 Mio. EUR gegenüberstehen (Gj. 2011/12). Da der Emissionserlös zum Großteil in die notwendige Umschuldung fließen soll, bleibt fraglich, ob zusätzlich noch ambitionierte Wachstumsziele erreicht werden können. Den nach Air Berlin III (11,5%) und Estavis (11%) höchsten Kupon gibt es sicher nicht grundlos. Interessant also, aber nicht risikolos.

Thomas Müncher, Falko Bozicevic

Anleiheübersicht – Ekotechnika GmbH

WKN A1R 1A1
Erstnotiz vsl. 10. Mai
Zeichnungsfrist vsl. 29. April bis 8. Mai (vorz. beendet)
Ausgabepreis 100%
Kupon 9,75%
Stückelung 1.000 EUR
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Bondm / Börse Stuttgart
Emissionsvolumen bis zu 60 Mio. EUR
Rating Unternehmen BB- (Creditreform)
Banken/Sales equinet
Financial Advisor FION GmbH
Internet www.ekotechnika.de


Geschäfts- und Kennzahlen –
Ekotechnika GmbH

2011/12 2012/13e 2013/14e
Umsatz 169,6 208,8 247,3
EBIT 15,4 18,0 23,2
Nettoergebnis 4,3 4,3 9,0

in Mio. EUR; Quelle: Unternehmensangaben, equinet Research, BondGuide Research

Bewertung – Ekotechnika GmbH

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: ***
Peergroup-Vergleich: *****
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): *
IR/Bond-IR: ***
Covenants: ***
Liquidität im Handel (e) ****
Fazit by BondGuide ***/* (Chance/Risiko ausgeglichen bzw. leicht vorteilhaft)