Shanghai und Capella – die kommenden Updates für Ethereum

Nach dem Merge ist die Arbeit an Ethereum noch lange nicht abgeschlossen. Das kommende Update Shanghai/Cappella führt einige wichtige Neuerungen ein. Von Robert Steininger*

Der Merge war ein großes Ereignis für die Ethereum-Blockchain und wurde von weiten Teilen der Krypto-Community mit Spannung erwartet. Manche Kritiker von Ethereum erwarteten (oder hofften) Bugs und andere Fehlfunktionen. Auch eine Zentralisierung durch den Proof of Stake wurde befürchtet. Der Wechsel zum Konsensmechanismus, der keine leistungsstarke Hardware mehr benötigt, ist jedoch weitestgehend reibungslos abgelaufen.

Damit ist Ethereums Entwicklung allerdings nicht beendet. Weitere Updates wie Shanghai/Capella (kurz Shapella) folgen. Shanghai ist der Name für den Hard Fork der Ausführungsclients, während Capella das Update auf Seiten der Konsens-Clients darstellt.

Ether aus dem Staking abheben

Vor allem jene, die sich zuvor am Staking beteiligten hatten, dürften dem Shapella-Update mit Vorfreude entgegensehen. Denn dann ist es möglich, die Einnahmen aus dem Staking abzuheben und in Gewinne umzuwandeln. Bislang waren die Ether, die die Staker eingefroren hatten, um sich als Validator dem Netzwerk anschließen zu können, permanent eingefroren. Für das Staking und Ethereum könnte dieses Update weitreichende Folgen haben.

Crowd-Finanzierung

So ist es unter anderem möglich, dass es zu einem Abverkauf von Ethereum kommt. Vor allem in Anbetracht der schwindenden Bestände auf den Krypto-Börsen könnte das zu einem Preisabfall führen. Derzeit befinden sich so wenige Coins und Tokens wie seit langem nicht mehr auf den Börsen und Exchanges, da das Vertrauen nach der Insolvenz der Börse FTX stark gesunken ist.

Vielleicht stellt das eine gute Gelegenheit dar günstig Ethereum zu kaufen, denn langfristig dürfte sich das Update positiv auf den Kurs von Ethereum und dessen Staking auswirken. Die Option, flexibel Ether abziehen zu können, dürfte einige weitere Staker anziehen, die bislang gezögert hatten. Die Zahl der aktiven Staker im Ethereum-Netzwerk war bislang noch recht überschaubar im Vergleich zu anderen Blockchains, die seit jeher auf den Proof of Stake als Konsensmechanismus setzen. Und das, obwohl Ethereum noch immer die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung ist, hinter der Nummer eins Bitcoin. Es steht also zu erwarten, dass sich die Zahl der Staker nur vermehren und das Netzwerk damit dezentraler wird.

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Das Capella-Update verlagert die Abhebungen von gestakten Ether auf die Ethereum Virtual Machine (EVM). Ether-Tokens lassen sich sowohl in kleinen Teilen abheben als auch den ganzen Stake von mehr als 32 ETH. Einzelabhebungen der Gewinne aus dem Staking können automatisch erfolgen, während die Gesamtabhebung des kompletten Stakes manuell initiiert werden muss.

Weitere Updates für die EVM

Das Update mit der Bezeichnung EIP-3651 (Ethereum Improvement Proposal) führt zudem ein paar Neuerungen außerhalb des Stakings ein. So soll die Ethereum Virtual Machine, das Herzstück Ethereums, zuständig für die Ausführung von dezentralen Apps und Smart Contracts, auf weitere Updates vorbereitet werden. Teil des Update-Pakets sind die sogenannten Warm COINBASE“ Adressen.

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Dabei geht es nicht um die bekannte Exchange aus den USA. Diese Adressen sind für die Builder wichtig, die anstehende Transaktionen in neue Blöcke verpacken und dadurch Tokens erhalten. Die Gebühren für diesen Dienst waren teilweise recht hoch, da sich die Adressen erst ‚aufwärmen‘ mussten. Mit diesen warmen Coinbase-Adressen sollen die Gas-Gebühren jedoch kleiner ausfallen. Dazu kommen weitere Anpassungen der Gas-Gebühren für Entwickler, wie eine maximale Obergrenze oder dem Update „Push0“, das die Gas-Gebühren weiter senken soll.

Weiterhin soll das Capella-Update den Code der Blockchain optimieren und einige Verbesserungen für das Netzwerk einführen. Die Ausmerzung einiger zuvor gefundener Bugs gehört ebenfalls dazu. Die neuen Funktionen und Verbesserungen wurden zunächst auf verschiedenen Testnets geprüft, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Weitere Updates nach Shapella folgen

Das Shapella-Update bereit den Weg für weitere Updates. Unter anderem soll Ethereum dadurch auf die Einführung der Sharding-Technologie vorbereitet werden. Dank Sharding lässt sich die Blockchain in kleinere Shards aufteilen, was wiederum das Gesamtnetzwerk entlastet und somit die Skalierbarkeit erhöht. Ethereum hatte in der Vergangenheit immer wieder mit einem erhöhten Transaktionsaufkommen zu kämpfen, das nicht nur die Transaktionen verlangsamt, es führte auch zu einem Anstieg der Gas-Gebühren. Weiterhin lassen sich dadurch 2-Layer-Lösungen leichter implementieren, da diese dann über ihre eigene Shards laufen.

Auswirkungen auf den Ethereum-Preis

Erfolgreiche Updates werden in der Regel positiv aufgenommen und führen anschließend zu steigenden Kursen. Allerdings ist das nicht gesichert, verschiedenste Faktoren können auf die Preisentwicklung einwirken. Die Möglichkeit, die eigenen Bestände an Ether vom Staking abzuheben, sollte langfristig zu einem erhöhten Interesse führen. Dadurch dürfte sich das Ethereum-Staking zu einer weiteren Alternative entwickeln, ein passives Einkommen aufzubauen. Es entstehen immer mehr Plattformen für das Ethereum-Staking und auch etablierte Exchanges bieten es vermehrt als betreuten Service an.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse