Mehr Kreditausfälle bei KMUs und Konsumenten ante portas

Risikomanager:innen erwarten steigende Kreditausfälle insbesondere bei Konsumenten und KMUs – die Kurve könne noch steiler werden.

Mit der hohen Inflation und den drastisch gestiegenen Energiepreisen stehen Unternehmen und private Haushalte vor großen Belastungen. Dazu kommen Lieferkettenprobleme, steigende Zinsen sowie geopolitische Spannungen. Die Risikomanager:innen der Banken erwarten daher einen relevanten Anstieg notleidender Kredite, besonders bei Konsumenten und KMUs.

„Die Marktteilnehmer gehen zwar von einem spürbaren, aber nicht außerordentlichen Anstieg der Kreditausfälle aus“, warnt Christoph Schalast, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management.Vieles spricht aber dafür, dass die Kurve sehr viel steiler nach oben gehen wird.“

Risikomanager:innen in den deutschen Kreditinstituten erwarten einen deutlichen Anstieg von Non-performing Loans (NPLs) für 2023. Während für das laufende Jahr im Durchschnitt ein NPL-Volumen von knapp 32 Mrd. EUR prognostiziert werde, könnte es 2023 auf 37,6 Mrd. EUR klettern. Das sei das Ergebnis der Sommererhebung des NPL-Barometers, das von der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) sowie der Frankfurt School of Finance & Management herausgegeben wird.

Im Einzelnen erwarten 55% der befragten Risikomanager:innen eine „signifikante“ Steigerung von NPLs in deutschen Kreditinstituten im nächsten Jahr. 23% rechnen damit erst 2024 und 8% noch später. Nur 13% sehen keine signifikante Zunahme in den kommenden Jahren.

„Die während der Coronapandemie erwarteten, aber ausgebliebenen Kreditausfälle machen einen realistischen Ausblick in die Zukunft schwierig“, meint Janine Hardi, NPL-Expertin, Rechtsanwältin und BKS-Beirätin. „Dennoch sprechen viele Faktoren dafür, dass das Risiko steigt, dass nunmehr Bewegung auf den NPL-Markt kommen wird.“

Von der erwarteten Erhöhung der NPL-Quoten werden laut Umfrage alle Assetklassen betroffen sein, besonders stark allerdings die Kredite an Konsumenten sowie an kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Bei diesen Gruppen seien die Ersparnisse aus der Vergangenheit vielfach gesunken, gleichzeitig stellt sich bei den Unternehmen die Frage, inwieweit sie den steigenden Kostendruck weitergeben können.

Für KMUs werde erwartet, dass die NPL-Quote Ende des Jahres bei 3% liegen und bis Ende 2023 auf 3,7% zulegen werde. Bei den Konsumentenkrediten rechnen die befragten Risikomanager:innen im Mittel mit einem Anstieg von 2,6 auf 3,4%. Für den Bereich gewerbliche Immobilien lauten die Schätzungen 2,8% für Ende 2022 und 3,1% für Ende 2023.

Über die BKS

Die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) wurde 2007 gegründet, hat ihren Sitz in Berlin und vertritt die Interessen ihrer derzeit 34 im Sekundärmarkt tätigen Mitgliedsunternehmen in Deutschland. Sie setzt sich zusammen mit ihrem Beirat, der überwiegend aus Vertretern deutscher Kreditinstitute besteht, auf politischer und fachlicher Ebene für einen funktionierenden und transparenten Sekundärmarkt ein. Weitere Informationen unter: www.bks-ev.de

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