Windbruch in den Zahlen bei Nordex

Nordex hat seine Prognose für 2022 heute Morgen ‚aktualisiert‘. Hinter der Wortwahl versteckt sich eine handfeste Gewinnwarnung – in einer Boombranche, denkt man jedenfalls.

Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und der noch ausstehenden Veröffentlichung der Ergebnisse für Q1/2022 habe die Nordex Group (Aktie: DE000 A0D655 4) heute ihre Prognose für das Geschäftsjahr 2022 aktualisiert.

Das Unternehmen erwarte nun einen Konzernumsatz von 5,2 bis 5,7 Mrd. EUR und eine operative Marge (EBITDA-Marge) von minus 4 bis 0%. Die aktualisierte Prognose berücksichtige direkte und indirekte Effekte, mit denen aus heutiger Sicht aufgrund des Kriegs in der Ukraine gerechnet werde, sowie Einmalaufwendungen für die Umstrukturierung der Produktion.

Beide Aspekte konnten mangels ausreichender Vorhersehbarkeit in der Ende März veröffentlichten Prognose noch nicht berücksichtigt werden, so Nordex am Morgen.

Zudem schließe die aktualisierte Prognose die erwarteten Effekte der Lieferkettenstörungen in China sowie die zusätzlichen Kosten und Auswirkungen auf das Geschäft im Zusammenhang mit dem Cyber-Vorfall vom 31. März 2022 ein.

Ursprünglich hatte die Nordex Group einen Konzernumsatz von 5,4 bis 6,0 Mrd. EUR und eine EBITDA-Marge von plus 1,0 bis 3,5% prognostiziert ohne Berücksichtigung etwaiger Kosten im Zusammenhang mit der geplanten Anpassung des Fertigungsnetzwerks und infolge geopolitischer Ereignisse.

Die Erwartungen für Investitionen in Höhe von rund 180 Mio. EUR und die Working-Capital-Quote von unter minus 7% bleiben unverändert.

Externe Ereignisse für Industrie und Unternehmen

Die direkten Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf das Geschäft der Nordex Group können nun genauer abgeschätzt werden: das Unternehmen erwartet, in der Ukraine Umsätze von rund 200 Mio. EUR mit den entsprechenden Margen zu verlieren.

Weiterhin hohe Volatilität und anhaltende Störungen in der Lieferkette und Logistik, insbesondere bei Seefrachtbuchungen, sowie erhebliche Engpässe bei Stahl und anderen kritischen Komponenten belasten laufende Projekte erheblich, zum Teil als indirekte Konsequenzen des militärischen Konflikts. Umfang und Ausmaß solcher Auswirkungen sind schwierig abzuschätzen und noch schwerer vorherzusagen. Dennoch erwartet das Unternehmen, dass diese Faktoren insgesamt einen negativen Einfluss auf die EBITDA-Marge im Jahr 2022 von rund 2,0 bis 2,5 Prozentpunkten haben werden.

„Aufgrund dieser zahlreichen und unerwarteten Turbulenzen wird das Geschäftsjahr 2022 schwieriger werden als wir ursprünglich angenommen haben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und des Lockdowns in China auf die globale Wirtschaft und die Lieferketten beeinträchtigen die Windindustrie und lasten auf der Entwicklung unseres Konzernumsatzes und der Marge. Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden“, so José Luis Blanco, CEO der Nordex Group.

Und: „Mittelfristig gehen wir weiterhin davon aus, dass sich das weltweite Momentum für die erneuerbaren Energien durch die immer ehrgeizigeren Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels verstärken und damit auch zu einem signifikanten Ausbau der Windkraft an Land führen wird.”

Die Aktie von Nordex ist interessanterweise schon seit rund einem Jahr auf dem Weg nach rechts unten – und das in einer Branche, von der man seit der Bundestagswahl dachte, sie hätte nicht nur hierzulande ‚Rückenwind‘. Die notierte Anleihe sah auch schon mal bessere Zeiten.