Media and Games Invest (MGI): „Das ist die Benchmark“

Media and Games Invest (MGI) hat sein Bond-Volumen in den letzten Wochen noch einmal kräftig aufgestockt. Kein Wunder: Offenbar gibt es reichhaltige M&A-Opportunitäten. BondGuide sprach noch einmal mit Finanzvorstand Paul Echt.

BondGuide: Herr Echt, von der Media and Games Invest kommen zuletzt gefühlt fünf Ad-hoc-News die Woche. Ist das aktuell das ‚New Normal‘?
Echt: Tatsächlich hat unser Wachstum deutlich an Fahrt aufgenommen die letzten drei Jahre – sowohl das organische als auch unser über Akquisitionen generiertes Wachstum. Daher gibt es durchaus viele Meldungen und auch operative Themen, die relevant sind für unsere Investoren. Also ja – und ich denke, das wird auch in den kommenden Perioden eher so anhalten.

BondGuide: Kürzlich erfolgte die Meldung zur beabsichtigten Übernahme der digitalen Werbeplattform Smaato von Shanghai Qiugu Investment Partnership. Ist das etwas Großes?
Echt: Wir hatten schon vor einiger Zeit einen groben Fahrplan für mögliche Akquisitionen kommuniziert, hier war die Plattform von Smaato bereits enthalten, wenn auch namentlich nicht genannt. Der Übernahmevertrag von Smaato ist noch nicht als solcher abgeschlossen. Mit rund 1,3 Mrd. Endnutzern, die Werbetreibende über die Smaato-Plattform erreichen können, wäre der Zukauf ein sog. ‚Perfect Fit‘ für unsere Medien-Einheit – natürlich ebenfalls mit klaren Synergien im Bereich der Neukundengewinnung für unseren Games Bereich. In beiden Bereichen steigern wir weiter unsere kritische Masse und damit auch das organische Wachstum.

BondGuide: Offenbar gibt es also ziemlich viele Akquisitionsmöglichkeiten für die MGI. Nach welchen Kriterien halten Sie im Übernahmeprozess Ausschau – und was wären No-Go’s?
Echt: Wir haben in der Tat gewisse Kriterien, an die wir uns halten möchten. Zum Beispiel für einen Kauf nicht mehr als ein gewisses EBITDA-Multiple zu zahlen. Bei Distressed-Übernahmen sind diese naturgemäß niedriger. Bei profitablen Firmen muss man gegebenenfalls etwas mehr zahlen. Wir werden aber immer darauf achten, dass ein Deal wirtschaftlich Sinn macht. Bei deutlich zweistelligen Multiples sind wir raus. Das lässt sich später nur noch schwer rückverdienen. Zugleich achten wir auf Synergieeffekte mit unserem laufenden operativen Geschäft und auf die Struktur der bisherigen Anteilseigner, damit es im Übernahmeprozess und in der Integration nicht zu Missstimmungen oder dergleichen kommt, oder auch damit die bisherigen Manager incentiviert bleiben.

„In beiden Bereichen steigern wir weiter unsere kritische Masse und damit auch das organische Wachstum.“
Paul Echt

BondGuide: Groß war auf jeden Fall die Aufstockung des Gesamtrahmens der neuen MGI-Anleihe auf 350 Mio. EUR, von zunächst 120 Mio. EUR. Was führte denn zu einer Verdreifachung Ihrer ursprünglichen Begehrlichkeiten?
Echt: Unsere M&A-Pipeline hat sich sehr dynamisch entwickelt und entsprechend haben wir den Gesamtrahmen an unseren Finanzierungsbedarf angepasst. Zudem war das Feedback internationaler Investoren, dass diese schon einen mindestens 250 Mio. EUR großen Bond mit einer guten Liquidität brauchen, um überhaupt investieren zu können oder zu dürfen. Diese Benchmark haben wir jetzt umgesetzt und damit deutlich mehr internationale Investoren angesprochen.

BondGuide: ‚International‘ heißt bei MGI zunehmend skandinavisch, oder?
Echt: Das ist bei uns genau umgekehrt zu verstehen. International heißt bei MGI zunehmend außerhalb von Skandinavien, nachdem wir ja 2018 mit dem gamigo-,Bnd fast nur skandinavische Investoren angesprochen haben. Tatsächlich wurden beim aktuellen Bond bereits 40% der Nachfrage von internationalen Investoren generiert. Wichtiger ist uns aber folgende Ziffer, die auf das gerade eben Gesagte zurückgreift: 69% der Nachfrage beim Bond-Volumen waren neue Investoren, 31% bestehende Investoren. Das signalisiert uns, dass wir bei unseren Fremdkapitalmaßnahmen auf dem richtigen Weg sind und unsere Investorenlandschafft weiter diversifiziert haben. Damit werden auch Refinanzierungen und eventuelle weitere Anleiheausgaben nochmal deutlich vereinfacht.

„Mit profitablen Akquisitionen kaufen wir uns auch entsprechende EBITDAs mit ein.“
Paul Echt

BondGuide: Ist diese Größenordnung an Fremdkapital noch konform mit der Bilanz? – das sind ja schließlich ganz schöne Hausnummern.
Echt: Mit der kürzlichen Eigenkapitalmaßnahme haben wir eine Nettoverschuldung von null. Grundsätzlich wollen wir einen Faktor drei, also Nettoverschuldung zu EBITDA, nicht überschreiten. Mit profitablen Akquisitionen kaufen wir uns aber auch entsprechende EBITDAs mit ein, so dass das kein Thema ist. Es ist ein Mix aus Debt und Equity, der gesund bleiben muss. Die zuvor angesprochene Akquisition – wie erwähnt, noch nicht abgeschlossen – ist natürlich bis zum Ende durchgerechnet und durchfinanziert.

BondGuide: Bei den vielen Käufen frage ich mich: Ist das alles wettbewerbskonform oder eine entsprechende Aufsicht noch lächerlich weit entfernt?
Echt: Nein, absolut nicht lächerlich: Da müssen wir bei Akquisitionen bereits ein Auge drauf haben. Bei einigen Zukäufen haben wir Zustimmungen der entsprechenden Kartellbehörden in Nordamerika bzw. Europa benötigt. Solche regulatorischen Maßnahmen prüfen wir aber bereits früh im Prozess und sind hier immer in Abstimmung mit lokalen Behörden und Anwälten, ebenso bei Smaato.

„Investoren möchten von uns wissen, wie wir zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen stehen und wie wir uns dabei positionieren. Das Thema ist daher durchaus relevant.“
Paul Echt

BondGuide: Darüber hinaus hat MGI vergangene Woche ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Ist das eine Art ‚Must have‘, um seine Schuldigkeit zu absolvieren für Investoren, oder gibt es Konkretes zu kommunizieren, auf das Sie stolz sein können?
Echt: An einigen Themen in dieser Beziehung arbeiten wir nicht erst seit heute, sondern seit Jahren. Dazu gehört beispielsweise, dass wir keine Glücksspiele anbieten und unsere Serverparks und Data Center mit erneuerbaren Energien speisen. Nächster Schritt ist komplette CO2-Neutralität bis 2022, so unser Ziel. Aber auch konstruktive Maßnahmen wie Bäume im Regenwald zu pflanzen gehören dazu. Investoren möchten von uns wissen, wie wir zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen stehen und wie wir uns dabei positionieren. Das Thema ist daher durchaus relevant. Was auch dazu gehört, ist, dass wir unseren Spielern sichere Spieleumgebungen zur Verfügung stellen, indem wir sicherstellen, dass u.a. Hass, Rassismus oder Mobbing kein Platz in unseren Spielen finden und Gleichzeitig den Spielern Angebote machen, die sie nutzen können, falls es zu Problemen kommen sollte.

CFO Paul Echt

BondGuide: Herr Echt, ganz herzlichen Dank für das interessante Update!

Interview: Falko Bozicevic