Mumm kompakt: US-Wirtschaft noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau

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Morgen wird der neue US-Präsident Joe Biden in Washington vereidigt – das politische Top-Ereignis der Woche. Zwar könnte es erneut zu vereinzelten Ausschreitungen kommen, jedoch dürften die Sicherheitskräfte anders als am 6. Januar besser vorbereitet sein. Zudem sicherte der amtierende Vizepräsident Mike Pence eine würdige Amtsübergabe zu. Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel

Sofortige Auswirkungen an den Börsen dürften sich kaum ergeben, auch wenn Börsianer wohl sehnlichst erste Impulse durch die neue Regierung erwarten. Neben dem zusätzlichen Fiskalpaket zur Stützung des Konsums, für kleinere Unternehmen und Kommunen sowie zur Bekämpfung der Pandemie bzw. zur Unterstützung der Impfkampagnen, wird eine der ersten Amtshandlungen Bidens die Implementierung einer weiter greifenden Maskenpflicht sowie die Verlängerung des vorübergehenden Kündigungsschutzes für säumige Mieter sein.

Weitere Unterstützung von fiskalischer Seite und gezieltere Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus sind dringend geboten, denn die Auswirkungen der dritten und größten Welle der Corona-Pandemie in den USA zeigen sich immer deutlicher auch in der Realwirtschaft.

So ist die Erholung des Arbeitsmarktes zuletzt ins Stocken geraten. Die Arbeitslosenquote wurde im Dezember mit 6,7% unverändert zum Vormonat und damit immer noch rund doppelt so hoch wie vor der Krise vermeldet. Erstmals seit dem Frühjahr wurden netto weniger Beschäftigungsverhältnisse vermeldet. Entsprechend sind die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der letzten Woche wieder deutlich auf knapp eine Million angestiegen und die wöchentlichen Folgeanträge lagen zuletzt noch immer über 500.000.

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Schwächer entwickelten sich im Dezember auch das Verbrauchervertrauen und der als eine Stütze des für die USA besonders wichtigen privaten Konsums geltende NAHB-Hauspreisindex.

In dieser Woche werden neben der aktualisierten Hauspreisentwicklung die Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes einen Eindruck über die Geschäftsaussichten der US-Unternehmen geben. Für die beiden wichtigsten Sektoren, die Dienstleistungen und das Verarbeitende Gewerbe, notierten zwar beide zuletzt noch deutlich über der Marke von 50 Punkten, wodurch eine Ausweitung der Produktion in den kommenden Monaten angezeigt wird. Allerdings werden für Januar leicht schwächere Werte erwartet.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

Die zuletzt für November vermeldete Industrieproduktion lag noch immer 5,5% unter dem Niveau des Vorjahres. Anders als China, das für 2020 gerade ein positives (!) Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,3% vermeldete, ist die US-Wirtschaft somit noch ein ganzes Stück vom Erreichen des Vorkrisenniveaus entfernt.

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