Aktueller URA Emissions-Check für Anleihen: Underberg V und Schlote I neu in der Beobachtung

In den letzten Monaten wurden von Anleihe-Emittenten wieder zahlreiche Finanzberichte veröffentlicht. Nach deren Auswertung und Analyse wurden die URA-Beurteilungen für 16 Anleihen bestätigt. Aber auch Änderungen gab es.

URA Emissions Check Anleihenliste 11-12-2019  Die inzwischen 5. Anleihe von Underberg (die 2. bis 4. Anleihe waren Privatplatzierungen ohne Prospekt) sowie die Erstanleihe von Schlote wurden neu in die URA-Beobachtung aufgenommen.

Im Rahmen unseres Monitorings ist uns aufgefallen:

Freiwillige Transparenzverpflichtungen
in den Anleihebedingungen durch Emittenten im „reinen“ Freiverkehr sind sehr zu begrüßen. Dies gilt umso mehr, wenn bei Verstößen eine Erhöhung des Kupons um z.B. 0,5%-P. oder – wie zuletzt bei Schlote – sogar um 1%-P. angeboten wird. Damit erfüllen die Emittenten in der Praxis meistens genau die Veröffentlichungsfristen, die sie auch bei einer Notierung im SCALE-Segment erfüllen müssten (Veröffentlichung von Geschäftsberichten nach 6 Monaten und von Halbjahresberichten nach 4 Monaten). Die Kosten bei einer Nichteinhaltung werden unmittelbarer wirksam als bei börsenrechtlichen Verstößen.

Monitoring: Beobachtung durch URA begonnen

Schlote Holding GmbH I

Neu in der URA-Beobachtung ist die 1. Anleihe der Schlote Holding GmbH. Sie fertigt über ihre Töchter metallische Systemkomponenten für Motoren, Getriebe und Fahrwerke für die Automobilindustrie. Schlote I hat 2 „URA-Haken“ erhalten, genau an der Grenze zu einem Haken. Der 2. Haken in Verbindung mit „watch“ wurde nur vergeben, weil gute Chancen bestehen, dass sich die Bondkennzahlen und der negative Free Cashflow ab 2020 deutlich verbessern.

Stärken: Familienunternehmen mit einem seit 50 Jahren etablierten Geschäftsmodell. Bei 40% der Aufträge Alleinlieferant. Weltmarktführer bei der Bearbeitung von Premium-Automatikgetrieben. Durch lange Vertragslaufzeiten gute Visibilität der künftigen finanziellen Entwicklung. Weit überdurchschnittlich gläubigerfreundliche Anleihebedingungen.

Schwächen: traditionell niedrige Margen als Lieferant der KFZ-Branche, die noch dazu in schwer bewertbaren Umbrüchen steckt. Abhängig vom VW-Konzern (mittelbar und unmittelbar über 50% des Rohergebnisses). Reine Holding (abhängig vom Erfolg der Tochtergesellschaften und eine strukturelle Nachrangigkeit der Anleihegläubiger gegenüber den Gläubigern der Töchter, zumal der größte Teil des Vermögens für Bankkredite verpfändet ist). Überwiegend nur ausreichende Bondkennzahlen, die sich aber nach der laut Schlote bereits abgeschlossenen Phase besonders hoher Erweiterungsinvestitionen deutlich verbessern sollen. In den letzten drei Jahren investitionsbedingt ein negativer Free Cashflow.

Semper idem Underberg AG V

Neu in der URA-Beobachtung ist außerdem die 5. Anleihe der Semper idem Underberg AG (emittiert zur vorzeitigen Rückzahlung der Anleihen II und III im Dezember 2019). Die Anleihe hat 2 „URA-Haken“ erhalten, an der Grenze zu 1 Haken. Auch lt. Underberg-Prospekt ist ohne Kenntnis der Finanzen der Mutter Underberg KG, die nicht veröffentlicht werden, „eine Beurteilung der finanziellen Verhältnisse der Emittentin nur eingeschränkt möglich“. Deshalb die Ergänzung „watch“. Gegen die Mutter bestehen nämlich Forderungen in Höhe von 53% des bilanziellen Eigenkapitals der Emittentin.

Stärken: 170-jähriges Familienunternehmen mit etabliertem Geschäftsmodell und breitem Spektrum an bekannten Eigen- und fremden Distributionsmarken; langjährige Erfahrung in erfolgreicher Markenführung; bei den wichtigsten Marken Marktführer in Deutschland. Hohes Investorenvertrauen bei den bisherigen 5 Anleihen (notierten durchweg deutlich über 100%).

Schwächen: stagnierende Spirituosen-Branche mit dem preisaggressiven Lebensmitteleinzelhandel als Haupt-Kunde. Bondspezifische Kennzahlen nur ausreichend; Eigenkapitalquote durch Ergebnisabführungsvertrag beeinträchtigt. Umsatzeinbußen durch die Aufkündigung des Vertriebs-Joint-ventures „Diverssa“ durch Rémy Cointreau und den damit verbundenen Wegfall wichtiger französischer Marken zum 31.3.2019; diese müssen durch neue Kooperationspartner ausgeglichen werden. Risiken durch die Produktionsverlagerung aus Berlin heraus bis spätestens September 2021.

Monitoring: verbesserte URA-Beurteilung

eterna Mode Holding GmbH II

Die zweite Anleihe der eterna Mode Holding GmbH hat sich von 1 auf 2 „URA-Haken“ verbessert. Die Bondkennzahlen haben sich für jeweils kumulierte vier Quartale seit dem 31.12.2018 von Quartal zu Quartal weiter verbessert. Der Free Cashflow ist ohnehin seit längerem positiv. Anbieter von Hemden und Blusen, wie auch Seidensticker, behaupten sich noch gut in einer ansonsten von Insolvenzen geprägten Modeindustrie.

Monitoring: verschlechterte URA-Beurteilung

Joh. Friedrich Behrens II+III

Die Anleihen II und III der börsennotierten Joh. Friedrich Behrens AG, ein Anbieter von Nagel- und Klammergeräten für Holz, haben sich von ganz knapp 2 Haken (und bereits „watch“) auf 1 „URA-Haken“ verschlechtert. So wurde im Halbjahr zum 30.6.2019 aus einem positiven ein deutlich negativer Free Cashflow. Im November wurde die Prognose zu Umsatz und EBIT-Marge für das GJ 2019 deutlich abgesenkt. Als Hauptgründe werden die Nachfrageabschwächung insbesondere außerhalb Europas und Verzögerungen bei der Einführung neuer Produkte (bei gleichzeitigem Personalaufbau) genannt. Vor der Gewinnwarnung war noch davon die Rede gewesen, dass eine externe Unternehmensberatungsgesellschaft die Behrens-Planung im Rahmen eines „Independent Business Review 2019“ plausibilisiert und bestätigt hat.

Joh. Friedrich Behrens AG: Signifikantes Umsatzwachstum in den ersten drei Quartalen 2017

paragon II URA Monitoring_paragon_20-09-2019

Die Anleihe der börsennotierten paragon GmbH & Co. KGaA, ein Anbieter von KFZ-Elektronik und von Batteriesystemen für Nutzfahrzeuge, hat sich im Laufe des Jahres 2019 in der Beurteilung kontinuierlich verschlechtert: von zunächst ganz knapp 3 „URA-Haken“ (und bereits „watch“) nach den Zahlen zum GJ 2018 auf zuletzt 1 „URA-Haken“ (und „watch“) für die kumulierten 4 Quartale zum 30.9.2019. So waren in den 9 Monaten zum 30.9.2019 der Free Cashflow und sogar auch das EBIT (selbst bereinigt um die veröffentlichten Einmalfaktoren) stark negativ. Die Vergabe von 1 anstelle von 0 Haken erfolgt allein aufgrund der folgenden Annahme: Die wichtigsten Ergebnis- und v.a. Cashflow-Belastungen aus 2019 (v.a. ein drastischer Vorratsaufbau) ergeben sich tatsächlich v.a. aus Produktions- und Auftragsverzögerungen der verschiedensten Art, die sich 2020 dann auch tatsächlich ins Positive umkehren.

Monitoring: unveränderte URA-Beurteilung

Bestätigt wurden zuletzt, nach unserem Monitoring der neuen Finanzberichte, die URA-Beurteilungen für folgende 16 Anleihen: 3 „URA-Haken“ für FC Schalke II+III, Hörmann III und PNE II, 2 Haken für DEAG, Homann II, Karlsberg II und Katjes III, 1 Haken für Jacob Stauder II, Neue ZWL II+III+IV, Photon Energy II und VEDES III, 0 Haken für BDT II und VST II.

Katjes International GmbH & Co. KG

URA Monitoring_Katjes_21-11-2019

Monitoring: unter besonderer Beobachtung („watch“)

Die noch mit unverändert ganz knapp 2 „URA-Haken“ bewertete 3. Anleihe der Katjes International GmbH & Co. KG, ein Anbieter von Süßwaren, wurde von URA auf „watch“ gesetzt: Im saisonal ohnehin schwachen Halbjahr 30.6.2019 kam es, selbst bereinigt um zahlreiche Sonderfaktoren, gegenüber dem Vorjahr zu einer deutlichen Verschlechterung beim EBIT (Verlust) und beim Free Cashflow (negativ). Als Hauptgrund werden deutlich höhere Marketingaufwendungen genannt.