Rückzug von PayPal aus vielen Online-Casinos – aber warum?

Schlechte Nachrichten für Fans des Glücksspiels im Internet: Der bei den Spielern in Online-Casinos am häufigsten nachgefragte Zahlungsdienst PayPal ist immer seltener als Einzahlungs- oder Auszahlungsoption vorzufinden. Von Robert Steininger*

Der beliebte Zahlungsdienstleister PayPal zieht sich aus immer mehr Online-Casinos zurück. Bereits betroffen sind die 888 Holdings und der Branchenriese GVC Holdings. So gibt es, neben 888casino, beispielsweise im PartyCasino schon keine PayPal-Option mehr. Weitere Big Player der Branche wie das Online-Casino PokerStars lassen inzwischen ebenfalls PayPal als Zahlungsdienstleister vermissen. Unklar sind indes die genauen Gründe, die PayPal zum Rückzug bewogen haben.

Aus PayPal-Casinos Deutschland zieht sich PayPal zunehmend zurück, wenngleich es gemäß paypalcasinodeutschland.com immer noch etliche Anbieter mit entsprechender Option gibt. Das im Jahr 1998 gegründete Unternehmen mit derzeit 18.700 Mitarbeitern fehlt bereits bei folgenden großen Online-Casinos:

Anbieter Details
888casino 1997 gegründet, gehört zur 888 Holdings
PartyCasino Ebenfalls 1997 gegründet, gehört zu PartyGaming, Sitz auf Gibraltar
PokerStars 2001 erschienen, Eigentümer ist The Stars Group Inc.


Spieler aus aller Welt bedauern den Rückzug. Mithilfe von PayPal war es möglich, in Echtzeit Transaktionen zu bewerkstelligen, sei es auf das Konto des Spielers oder zurück auf dessen PayPal-Account. Die Zahlungsmethode kam ohne die Weiterleitung sensibler Bankdaten an das Online-Casino aus, war kostenlos und hatte sich gerade bei etlichen Anbietern als Zahlungsoption Nummer eins etabliert.

Rückzug aufgrund unklarer rechtlicher Situation

Ein so umfassender Rückzug wie derjenige von PayPal wirft viele Fragen auf. Während PayPal selbst keine offiziellen Gründe für den Rückzug nennt, wird branchenintern hauptsächlich von zwei Gründen ausgegangen:

  1. rechtliche Regelung zu Online-Casinos in Deutschland
  2. Überbeanspruchung des Käuferschutzes ohne Grundlage

Ein Grund ist die gemäß ndr.de unklare rechtliche Situation von Online-Casinos in Deutschland. Hierzu heißt es im Glücksspielstaatsvertrag, dass das Veranstalten öffentlicher Glücksspiele im Internet untersagt ist, allerdings stammen viele der beliebtesten Anbieter aus dem Ausland und haben zum Beispiel Lizenzen aus Gibraltar. In der EU herrscht darüber hinaus Dienstleistungsfreiheit, sodass insgesamt von einem rechtlichen Graubereich gesprochen werden kann, von dem unmittelbar auch die über PayPal abgewickelten Zahlungen negativ tangiert worden waren. Auf der anderen Seite kam es wohl auch zu einer unberechtigten Überbeanspruchung des PayPal-Käuferschutzes bei Verlust getätigter Einsätze, wodurch dem Unternehmen ein enormer Prüfungsaufwand entstanden sein dürfte. Zuletzt waren allerdings beim Glücksspiel getätigte Geldausgaben aufgrund der geänderten AGB explizit von der Geltendmachung des Käuferschutzes ausgeschlossen. 

Paypal Konten weltweit

Im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum vierten Quartal 2018 ist die Zahl aktiver PayPal-Accounts konstant gestiegen. Statistikquelle: PayPal, Statista

Alternativen zu PayPal in Online Casinos dünn gesät

Besonders tragisch ist der Rückzug von PayPal aus dem Online-Casino-Geschäft vor dem Hintergrund, dass es zuletzt auf weltweiter Ebene zu einem kontinuierlichen Anstieg aktiv genutzter PayPal-Konten gekommen war. Während im ersten Quartal des Jahres 2017 noch 205 Mio. aktive Accounts zu verzeichnen gewesen waren, war diese Zahl im vierten Quartal desselben Jahres schon auf 229 Mio. angestiegen. Mit Beginn des Jahres 2018 lag der Wert gemäß Statistik bereits bei 237 Mio. Accounts, zuletzt waren es im vierten Quartal 2018 sogar 267 Mio. Abgesehen davon sind alternative Zahlungsmethoden, die alle Vorzüge von PayPal auf sich vereinen, in Online-Casinos rar gesät:

Zahlungsmethode Vorteile Nachteile
Sofortüberweisung Transaktion in Echtzeit Weitergabe sensibler Bankdaten an Drittdienstleister
Skrill, Neteller Sicheres e-Wallet, schnelle Transaktionen Account notwendig, kompliziertere Zahlungsmodalitäten, Gebühren
Überweisung Keine zusätzliche Account-Einrichtung Sehr langsam


Diejenige Zahlungsmethode, die am ehesten den Komfort und die Schnelligkeit von PayPal auf sich vereint, ist die Sofortüberweisung. Bei dieser loggt sich der Spieler über das Online-Casino in seinen Online-Banking-Zugang ein und führt von dort aus die Transaktion durch.

Eins zu eins vergleichbar sind beide Methoden allerdings auch nicht, sodass klar ist: Der Rückzug von PayPal im Online-Casino-Bereich ist tragisch, zumal viele Menschen inzwischen online zocken und dadurch versuchen, ihr Vermögen fernab klassischer Wege zu vermehren. Es bleibt aber ein kleiner Trost: Immerhin werden beispielsweise beim Anbieter PokerStars Auszahlungen noch auf das PayPal-Konto des Spielers vorgenommen, wenn dieser in der Vergangenheit diese Zahlungsmethode verwendete, aber per Sofortüberweisung eingezahlt hat.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.