Anleihen heute im Fokus: S.A.G., Berentzen, PORR, 3W Power, DFAG, Estavis

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Der September startet mit zahlreichen News aus dem Bereich der Mittelstandsanleihen. So geht das Solarunternehmen S.A.G. Solarstrom für etwa 65 Mio. EUR an die chinesische Shunfeng Photovoltaic Group – Bondholdern winkt eine Insolvenzquote von um 50%, Alteigner gehen dagegen wohl leer aus. Unterdessen erweitert Berentzen mit einem Zukauf sein Angebotsportfolio, PORR setzt künftig ausschließlich auf das Bausegment und 3W Power forciert seine Finanzrestrukturierung. Ganz frisch heute Morgen sind die Pläne zur dritten Unternehmensanleihe der im SDAX aktiennotierten DIC Asset AG und die Anleihenaufstockungsabsicht der Senator Entertainment AG.

Friede, Freude, Sonnenschein bei der S.A.G. Solarstrom AG? Das insolvente Solarunternehmen teilte am vergangenen Wochenende mit, im Wege einer übertragenden Sanierung an den deutschen Ableger der chinesischen Shunfeng Photovoltaic Group veräußert worden zu sein. Der Vertrag über den Asset Deal sehe die Übertragung des operativen Geschäftsbetriebs der S.A.G. Gruppe einschließlich sämtlicher Assets vor. Der Kaufpreis belaufe sich auf 65 Mio. EUR. Mit der Transaktion werde das operative Geschäft von S.A.G. mit allen Geschäftsbereichen und Arbeitsplätzen fortgeführt. Das S.A.G.-Management um CEO Dr. Karl Kuhlmann bleibe indes auch nach dem Distressed Merger weiterhin an Bord. Der Erwerb stehe gegebenenfalls noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der Aktionäre der SF-PV, der Freigabe von Sicherheiten sowie kartellrechtlicher Prüfungen. Die Vertragsparteien rechnen aber mit einem Transaktionsvollzug innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen.

wo_re.SAGSOALRSTROMjpgUnterdessen bestätigte Insolvenzverwalter Dr. Jörg Nerlich die seit Längerem bekannte Befriedigungsprognose für offene Forderungen der S.A.G.-Gläubiger, darunter auch für die Inhaber der beiden ausstehenden Unternehmensanleihen über zusammen knapp 42 Mio. EUR, von um 50%. Marktteilnehmer hatten zuletzt auf eine deutlich höhere Insolvenzquote gesetzt, woraufhin die beiden im Frankfurter Freiverkehr umlaufenden Bonds im gestrigen Handelsverlauf deutlich nachgaben. Dessen ungeachtet steht das endgültige Befriedigungsniveau derzeit noch gar nicht final fest. Folglich erklärte die Insolvenzverwaltung, dass die Quote je nach tatsächlichem Ergebnis auch deutlich unter oder über den avisierten 50% liegen kann. Die S.A.G.-Aktionäre dürften dagegen wohl vollständig leer ausgehen. Nach derzeitigem Stand weise die Gesellschaft ein negatives Eigenkapital aus, so dass die Aktionäre keine Rückflüsse auf ihr eingesetztes Kapital erhalten werden, hieß es dazu weiter. Zum BondGuide-Beitrag …

2300DIS_berentzenDie Berentzen-Gruppe Aktiengesellschaft geht auf Einkaufstour und erweitert mit dem Zukauf der TMP Technic-Marketing-Products GmbH ihr auf Spirituosen, Limonaden und Wasser ausgerichtetes Angebotssortiment um frische Produkte. Laut Berentzen beträgt der Kaufpreis für sämtliche Anteile an der nach Unternehmensinformationen zum Ende August 2014 mit einer Nettoliquidität von rund 2 Mio. EUR ausgestatteten Gesellschaft zwischen 15,50 und 17,45 Mio. EUR und werde sich aus einem fixen und einem variablen, erfolgsabhängigen Bestandteil zusammensetzen. Die Mittel für die Übernahme stammen aus der im Oktober 2012 emittierten 6,5%-Unternehmensanleihe (2012/17) über 50 Mio. EUR. Der Erwerb erfolgt vorbehaltlich der Genehmigung der zuständigen Aufsichts- und Wettbewerbsbehörden. TMP entwickelt, produziert und vermarktet seit 2006 weltweit Orangensaftpressen unter dem Markennamen „Citrocasa“, welche in Handel und Gastronomie Verwendung finden. Als Systemanbieter beliefert das Unternehmen seine Kunden auch mit frischen Orangen sowie speziellen PET-Leerflaschen.

Porr baut weiterhin auf Anleihen.Quelle: Porr AGDie österreichische PORR AG baut um und strebt hierfür den Spin-off des konzerneigenen Immobilienbereichs einschließlich der Beteiligung an der UBM Realitätenentwicklung auf eine eigenständige, aktiennotierte Gesellschaft an. Mit der Abspaltung beabsichtigt der Baudienstleister eigenen Angaben zufolge eine noch klarere Fokussierung und Konzentration auf das Kerngeschäft Bau sowie die Schaffung eines eigenständigen börsenotierten Unternehmens mit eindeutigem Fokus auf den Immobilien- und Developmentbereich, so PORR. Die bisherigen PORR-Aktionäre sollen am neuen Immobilienunternehmen im selben Verhältnis beteiligt werden wie bisher am Mutterkonzern. Die vom Spin-off betroffenen Aktivitäten umfassen das Immobiliendevelopment der STRAUSS & PARTNER Gruppe, weitere nicht betriebsnotwendige Immobilien sowie die Mehrheitsbeteiligung von PORR über zuletzt knapp 70% an der UBM Realitätenentwicklung AG. Die Abspaltung soll in den kommenden Monaten, „nach Möglichkeit bereits bis Ende des Jahres 2014“ umgesetzt werden.

Die 3W Power S.A., Holdinggesellschaft der auf Stromversorgungslösungen spezialisierten AEG Power Solutions, schwenkt auf die Zielgeraden seiner finanziellen Restrukturierungsmaßnahmen. Laut den Ende August veröffentlichten endgültigen Ergebnissen haben etwa 82% der Gläubiger der ausstehenden 9,25%-Altanleihe (2010/15) über 100 Mio. EUR ihre Erwerbsrechte auf neue Aktien und rund 84% ihre Erwerbsrechte auf neue Schuldverschreibungen ausgeübt. Der Erwerbszeitraum lief vom 31. Juli bis zum 22. August. Die verbleibenden Aktien und neuen Schuldverschreibungen wurden den bisherigen Anleihegläubigern und berechtigten bisherigen Aktionären mittels beschleunigtem Bookbuilding-Verfahren angeboten. Die Aktien wurden zu 0,26 EUR je Aktie und die Anleihen zu 70% des Nominalwertes verwertet. Daraus ergab sich ein Wert von 117,52 EUR pro nicht ausgeübtem Aktienbezugsrecht und von 350 EUR je nicht ausgeübtem Anleihebezugsrecht. Die Erlöse werden denjenigen Altanleihegläubigern ausgezahlt, die sich gegen eine Zeichnung des neuen Fremd- oder Eigenkapital entschieden haben.

Suprijono-Suharjoto5183469_is_01_3W_PowerDie Auszahlung des Verwertungserlöses wird voraussichtlich am Mittwoch, den 3. September, erfolgen. Die neuen Aktien wurden vorigen Freitag in die bestehende 3W-Aktiennotierung einbezogen. Der reguläre Handel der neuen Schuldverschreibung im Frankfurter Open Market startete ebenfalls am 29. August. Zusätzlich zum Tausch der Altanleihe hat die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung über 4 Mio. EUR im Zuge eines Bezugsangebots an Aktionäre erfolgreich abgeschlossen, der Bezugspreis belief sich auf 0,16 EUR je Anteil.

„Durch die nunmehr erfolgreich umgesetzte Restrukturierung war es möglich, Verluste für die Anleihegläubiger zu begrenzen. Gleichzeitig erhalten die Anleihegläubiger durch die neuen Aktien eine Möglichkeit auf eine Wertaufholung, wenn sich der Wert des Unternehmens in der Zukunft erhöht“, kommentierte Dr. Dirk Wolfertz, Chairman des Board of Directors der 3W Power S.A. „AEG PS kann sich von nun an ausschließlich auf die fortgesetzten operativen Verbesserungsmaßnahmen fokussieren, die dazu notwendig sein werden, um ein nachhaltiges, verlässliches und erfolgreiches Unternehmen zu formen“, ergänzt CRO Jeffrey Casper. Zu den letzten News …

Für die DF Deutsche Forfait AG wird die Luft zunehmend dünner: In einer Unternehmensmitteilung vom 22. August teilte der Außenhandelsfinanzierer mit, dass die beauftragte Prüfungsgesellschaft BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der DFAG für den Jahres- und Konzernabschluss 2013 einen Versagungsvermerk erlassen hat. „Nach Aussage des Abschlussprüfers kann aufgrund der außergewöhnlichen Gesamtsituation im Zusammenhang mit der andauernden Notierung der DF Deutsche Forfait AG auf der OFAC Sanktionsliste nicht beurteilt werden, ob die Aufstellung des Jahresabschlusses unter Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit angemessen ist“, lautete die Begründung der Abschlussprüfer. Angesichts der gegebenen Unsicherheiten und weiterer Prüfungshemmnisses wurde der Bestätigungsvermerk verweigert.

Die DF Deutsche Forfait startet mit stabiler Nachfrage ins neue Geschäftsjahr. Quelle: DF Deutsche Forfait AGVorigen Freitag informierte die DFAG ihre Stakeholder zudem über den eingetretenen Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals. Dieser sei infolge des OFAC-Blacklistings entstanden: „Seit der Aufnahme der Gesellschaft auf die Sanktionsliste des US-amerikanischen Office of Foreign Assets Control (OFAC) Anfang Februar 2014 ist die operative Handlungsfähigkeit erheblich eingeschränkt“, erklärten die Kölner und ergänzten: „Die fehlenden Erträge konnten durch die eingeleiteten Sparmaßnahmen nicht kompensiert werden. Zusätzlich sind hohe einmalige Beratungsaufwendungen im Zusammenhang mit dem OFAC Listing entstanden.“ Eine außerordentliche HV soll für den 14. Oktober einberufen werden. Unterdessen versichert der Forfaitierungsspezialist sich weiterhin mit Hochdruck um die Streichung von der OFAC-Sanktionsliste zu bemühen. Unklar bleibt weiterhin, ob und vor allem wann dieses Vorhaben gelingt. Fest steht, dass die DFAG derzeit operativ kaum handlungsfähig ist und in erster Linie von ihren Liquiditätsreserven zerrt. Ein längerer Verbleib auf der Blacklist dürfte somit „existenzbedrohend“ sein, warnte zuletzt auch Scope in ihrem Ratingurteil zur DFAG von CCC Ende Juli. Zu den letzten BondGuide-News geht’s hier.

Estavis schöner wohnenDie auf Wohnimmobilien spezialisierte Estavis AG will sich künftig verstärkt auf die Privatisierung von Wohnungen aus eigenen Beständen sowie im Auftrag Dritter konzentrieren. In Zukunft getätigte Ankäufe sollen daher nicht mehr dem Bestandsaufbau dienen, sondern für die Privatisierung genutzt werden, teilten die Berliner mit. Darüber hinaus wird Torsten Cejka aus dem Vorstand der Estavis AG ausscheiden. Jacopo Mingazzini, in Personalunion Geschäftsführer der Privatisierungstochter ACCENTRO GmbH, wird die Gesellschaft künftig als alleiniger Vorstand führen. Im Zuge der Übernahme durch die Adler Real Estate AG gibt es auch personelle Änderungen im Estavis-Aufsichtsrat. So sind die bisherigen Mitglieder des Kontrollgremiums mit Wirkung zum 31. August 2014 vollständig ausgeschieden.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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