S.A.G. Solarstrom: Distressed Merger unter Dach und Fach

Nach der Rettung aus Fernost wieder Friede, Freude,
Sonnenschein bei S.A.G.? Foto: S.A.G. Solarstrom AG

Friede, Freude, Sonnenschein bei der S.A.G. Solarstrom AG: Das insolvente Solarunternehmen geht via übertragender Sanierung an den deutschen Ableger der chinesischen Shunfeng Photovoltaic International. Anleihegläubigern winkt eine Insolvenzquote von um die 50%, S.A.G.-Aktionäre gehen dagegen wohl leer aus.

In einer Pressemitteilung vom Samstag informierte der insolvente Photovoltaikanlagenhersteller, im Wege einer übertragenden Sanierung an die SF Suntech Deutschland GmbH, einem Tochterunternehmen der chinesischen Shunfeng Photovoltaic International, veräußert worden zu sein. Der Vertrag über die Akquisition sehe danach die Übertragung des operativen Geschäftsbetriebs der S.A.G. Gruppe einschließlich sämtlicher Assets vor. Der Kaufpreis belaufe sich auf 65 Mio. EUR. Mit der Transaktion werde das operative Geschäft von S.A.G. mit allen Geschäftsbereichen und Arbeitsplätzen fortgeführt. Das S.A.G.-Management um CEO Dr. Karl Kuhlmann bleibe auch nach dem Distressed Merger weiterhin an Bord.

SAG  0073„Die S.A.G. Solarstrom Gruppe passt hervorragend in unser Downstream-Portfolio und stärkt unsere europäische Präsenz im Markt für Photovoltaik. Die Unternehmensgruppe verfügt über sehr gute Marktzugänge und vor allem langjährige Erfahrung bei der Umsetzung internationaler Photovoltaik-Projekte“, erklärt Eric Luo, CEO von SF Suntech und ergänzt: „Ich freue mich, dass wir mit dieser Akquisition ein hoch motiviertes und qualifiziertes Management- und Mitarbeiterteam hinzugewinnen, und dass Dr. Karl Kuhlmann sich bereit erklärt hat, das Unternehmen als CEO zu leiten.“

Nach der Integration werde im neuen Unternehmen, in dem auch die weiteren europäischen Aktivitäten von Shunfeng gebündelt sind, eine Wachstumsstrategie verfolgt, die auch neue Arbeitsplätze schaffen soll. Den Plänen zufolge ist zudem bis Mitte 2016 ein Standortwechsel von Freiburg in das knapp vier Kilometer entfernte Merzhausen als neue Europazentrale vorgesehen. „Unser Ziel war es, für die Unternehmensgruppe mit allen Geschäftsbereichen einen international starken Partner zu finden, mit dem wir unser Angebot entlang der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette weiter ausbauen und unsere Wachstumspläne umsetzen können. Das ist uns gelungen. Wir sehen für das neue Unternehmen deutliche Wachstumsperspektiven, sowohl im europäischen wie auch im internationalen Markt, und freuen uns deshalb sehr auf die weitere Zusammenarbeit“, erläutert S.A.G.-CEO Dr. Karl Kuhlmann. Der Merger durch SF Suntech stehe indes gegebenenfalls noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der Aktionäre der SF-PV, der Freigabe von Sicherheiten und kartellrechtlicher Prüfungen. Die Vertragsparteien rechnen jedoch mit einem Transaktionsvollzug innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen.

Trotz Branchenkrise kam für S.A.G. 2012 die Sonne durch.Quelle: S.A.G. Solarstrom AG; Chart SAG-Anleihe 2010/15: OnVistaUnterdessen können die Inhaber der beiden ausstehenden S.A.G.-Unternehmensanleihen über zusammen etwa 42 Mio. EUR zumindest ansatzweise aufatmen: Angesichts des nun erzielten Abschlusses des Investorenprozesses wird ihnen eine Insolvenzquote von voraussichtlich annährend 50% in Aussicht gestellt. Dabei kann die Quote je nach tatsächlichem Ergebnis auch deutlich unter oder über diesem Wert liegen. Hinzu kommt, dass die Freiburger bereits vorigen Freitag mit einer italienischen Projektgesellschaft eine Vergleichsvereinbarung geschlossen haben, wonach S.A.G. u.a. für gewährte Darlehen und Sicherheiten auf einen weiteren Zahlungsmittelfluss im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ hoffen darf. Während die Gläubiger insofern mit einem blauen Auge davon zu kommen scheinen, gehen die Aktionäre des Solarunternehmens wohl leer aus: „Nach derzeitigem Stand ist nicht zu erwarten, dass Aktionäre einen Rückfluss auf ihr eingesetztes Kapital erhalten werden“, heißt es in der Mitteilung. Die zurückbleibende Aktiengesellschaft werde in den folgenden Monaten voraussichtlich von der Börse genommen und im Wege des laufenden Insolvenzverfahrens abgewickelt.

SAG ISAG II


Hintergrund
S.A.G. Solarstrom hatte im Dezember 2013 aufgrund verspäteter Zahlungsmittelzuflüsse in Höhe von über 20 Mio. EUR Gläubigerschutz beantragt. Zum damaligen Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung lag keine bilanzielle Überschuldung vor. Seit dem 1. März befindet sich das Solarunternehmen offiziell im Regelinsolvenzverfahren unter dem Verwalter Dr. Jörg Nerlich von der Kanzlei Görg. Die beiden inzwischen im Frankfurter Freiverkehr umlaufenden S.A.G.-Bonds mit Laufzeiten bis 2015 (S.A.G. I) und 2017 (S.A.G. II) gehen aktuell zu 55% und 58% um. Die im General Standard gehandelte S.A.G.-Aktie brach heute Morgen erwartungsgemäß um gut zwei Drittel auf nur noch 0,11 EUR ein
.

Lesen Sie die letzten Ereignisse rund um den Investorenprozess noch einmal im BondGuide-Rückblick.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !